Letzte Ausfahrt in Eckernförde

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Artikel aus dem Jahrbuch 2010 – Seite 94 ff.

U-Boote der Klasse 206A im „wohlverdienten Ruhestand‘

Für die sechs U-Boote der Klasse 206A hieß es am 30. August 2010 im Kranzfelder Hafen des Marinestützpunkts Eckernförde ein letztes Mal „Besatzungen auf Manöverstation“ und „Leinen Los“. Im Anschluß verließen die Unterseeboote U 15, U 16, U 17, U 18, U 23 und U 24 gemeinsam den Hafen. Fregattenkapitän Patrick Rothehüser, Kommandeur des l. U-Boot-Geschwaders, begrüßte seine Kameraden auf der Mittelmole zur Auslaufmusterung der letzten eigenständigen Ausfahrt der U-Boote des Typs 206A. Er stimmte seine Kameraden auf den bevor-stehenden Abschied ein und faßte zusammen:

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U 23 (S 172)

„Heute wollen wir noch einmal gemeinsam zur See fahren, um in angemessener Art und Weise unsere U-Boote zu verabschieden, die nun nach 35 Jahren im Dienste der Deutschen Marine nicht etwa zu Grabe getragen, sondern mit Respekt in den wohlverdienten Ruhestand entlassen werden.“ Die Besatzungsmitglieder der U-Boote freuten sich über den Besuch einiger ehemaligen Kommandanten und Kameraden, die diesen besonderen Anlaß genutzt haben, um die U-Boote des Typs 206A ein letztes Mal in Aktion zu sehen. Begleitet von den Flottendienst-booten „Alster“ und „Oste“ verließen die Boote den Hafen des Marinestützpunktes. Zum letzten Mal fuhren die sechs U-Boote in Formation in der Eckernförder Bucht. Die Unterseeboote nahmen die Positionen „Form six“ und „Form U“ ein und kehrten dann unter den Klängen des Marinemusikkorps Ostsee wieder in den Hafen zurück.

„U-Bootfahren ist natürlich weit mehr als der Bau der Boote. Mindestens genauso wichtig sind die Besatzungen, die die Boote zur See fahren. Auch in dieser Hinsicht waren die Besatzungen der U-Boote der Klasse 206A Wegbereiter für unsere heutigen Einsätze“, sagte Fregattenkapitän Rothehüser abschließend.

Die Marine hatte am 1. Juni ihre U-Boote der Klasse 206 A vorzeitig aus der Nutzung genommen, um sie zeitnah außer Dienst zu stellen. Damit einher geht die Bündelung finanzieller und personeller Ressourcen, um die operationelle Verfügbarkeit der U-Boote der Klasse 212 A zu erhöhen. Bisher verfügte die Marine noch über zehn U-Boote, sechs dieser U-Boote gehörten der Klasse U 206 A an und sind über 30 Jahre alt. Nach ursprünglicher Planung sollten diese Boote in den Jahren 2011 bis 2015 außer Dienst gestellt werden.

Die anderen vier U-Boote vom Typ U 212 A sind von 2005 bis 2007 in Dienst gestellt worden und sind mit ihrem außenluftunabhängigen Antrieb international anerkannt die derzeit modernsten, nichtnuklearen U-Boote der Welt. In 2012 und 2013 werden zwei weitere Boote dieses Typs in Dienst gestellt, so daß spätestens ab 2014 bzw. 2015 sechs moderne U-Boote für laufende und wahrscheinliche Einsätze sowie weitere Einsatzmöglichkeiten der Bundeswehr zur Verfügung stehen.


Bislang ist jedem U-Boot der Marine eine Besatzung zugeordnet. Damit hängt die Einsatzfähigkeit zum einen direkt vom technischen Zustand des Bootes und zum anderen von der Vollzähligkeit der einsatzausgebildeten Besatzung ab. Um künftig diese sich summierenden Abhängigkeiten mit dem Ziel der Erhöhung der Durchhaltefähigkeit im Einsatz zu verbessern, strebt die Marine personelle Reserven in Form eines Mehrbesatzungskonzeptes für die U-Boote 212 A an.