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Kollision eines SSGN der US Navy mit einem Kreuzer der US Navy

Mitte Oktober 2012 kam es zu einigen Schlagzeilen in den US Medien, aber auch der internationalen Presse, als eine Kollision bei der US Navy zwischen einem ihrer nuklear angetriebenen U-Boote und einem ihrer Kreuzer bekannt wurde. Danach hat das „Los Angeles“-Klasse Fast Attack Submarine USS Montpellier bei einer Übung den „Aegis“ Lenkwaffen-Kreuzer USS San Jacinto in den Seegebieten nordöstlich von Floridas auf Periskoptiefe berührt, obwohl der Kreuzer nach Marineangaben zuvor noch versucht habe, mit einem „Volle Kraft zurück“ – Kommando die Kollision zu vermeiden. Der Zwischenfall ereignete sich aus bisher ungeklärter Ursache im Rahmen einer Formationsübung mit mehreren Teilnehmern, als die San Jacinto am 13.10.2012 gegen 15.30 Uhr etwa 180 Meter vor ihrem Bug plötzlich das Sehrohr der Montepellier auftauchen sah und selbst ein „Volle Kraft zurück“-Manöver die Kollision nicht mehr verhindern konnte. Verletzt soll niemand worden sein.

Die Montpelier 2005 in der Naval Station Norfolk
Die Montpellier 2005 in der Naval Station Norfolk

Die Formationsübung war Teil der Einsatzbereitschafts-Übungen für die in Aufstellung befindliche Trägerkampfgruppe um die Harry S. Truman (CVN-75). Nach Angaben der US-Marine konnten aber die normalerweise in Norfolk, Virgina stationierten Schiffe schon am folgenden Tag sicher die nächsten Marinestützpunkte erreichen, die Montpellier den U-Boot-Stützpunkt Kings Bay in Georgia und die San Jacinto den Marinestützpunkt Mayport in Florida. Auf Bildern ist erkennbar, dass die Montpellier bei der Kollision eine ihrer beiden am Turm angebrachten Vertikalruder-Flossen verloren hat. Bei der San Jancinto ist nach bisher unbestätigten Angaben der im Bugwulst unterbrachte Sonardom beschädigt worden.

Der „Ticonderoga“-Klasse „Aegis“-Kreuzer USS San Jacinto (CG-56) wurde am 23.01.1988 in Dienst gestellt. Bei rund 9.400 t Verdrängung besteht die Bewaffnung des 173 m langen Schiffes neben einer 127 mm Kanone vor allem aus Flugabwehr-FK SM-2, Seezielflugkörpern „Harpoon“, und Marschflugkörpern BGM-109 „Tomahawk“. Die Besatzung umfasst 387 Soldaten. Die San Jacinto war im 1. Golfkrieg 1991 das erste Schiff, welches „Tomahawk“ auf Landziele im Irak verschoss. Das Schiff besuchte nach der Teilnahme an Ostsee-Manöver BALTOPS 1991 auch die Kieler Woche.

Das Fast Attack Submarine der „Los Angeles“-Klasse USS Montpellier (SSN-765) wurde am 13.03.1993 in Dienst gestellt und hat inzwischen mehrere Modernisierungen erfahren, zuletzt 2010. Das 110 Meter lange nuklear angetriebene U-Boot hat eine Verdrängung von getaucht 7.100 t und eine Besatzung von 127 Soldaten. Seine Bewaffnung besteht aus Torpedos, Sub-„Harpoon“ Seeziel-FK und „Tomahawk“-Marschflugkörpern. Die Montpellier verschoss im 2. Golfkrieg 2003 ihre „Tomahawk“ auf Landziele im Irak.

Quellen:

Langsames Ende einer Legende

In unserer Ausgabe 09-2012 hatten wir unter anderem über die Medienaufgeregtheit zu einem angeblichen U-Bootwrack der Kriegsmarine im Flußbett des Churchill River im kanadischen Labrador berichtet und diese Meldungen als ziemlichen Unsinn, aber cleveren PR-Gag eines Taucherunternehmens bewertet.

Wie immer bei solchen Meldungen empfiehlt es sich, die Sache zu verfolgen und dann mit einiger Genugtuung die sich ausbreitende Stille um die Geschichte zu beobachten. Und so kam es dann auch: Schon Anfang August 2012 wurde die Meldung v. 25.07.2012 kleinlaut heruntergespielt, zwar tapfer die unveränderte Möglichkeit eines dort gesunkenen deutschen U-Boot aufrechterhalten, andererseits auch aber zugegeben, dass man in zwei Jahren intensiver Suche in dem Flußbett an der Stelle bislang nur einen etwa 1 Meter langen Metallkörper mittels Unterwasserschallortung, ansonsten aber nur Schlammklumpen und Steine identifizieren konnte.

Die Untersuchungen haben in 2010 begonnen, als man bei Muskrat Falls am Churchill River, etwas 25 km westlich der Ortschaft Goose Bay (diese ist vor allem durch den großen Fliegerhorst bekannt, der jahrzehntelang auch von deutschen Luftwaffenverbänden für Tiefflugtraining benutzt wurde) mittels Sonar nach drei vermissten Personen suchte und dabei auf den Sonaraufnahmen eine merkwürdige Bodenformation auf dem Flußgrund entdeckte, die tatsächlich einen Bootskörper vermuten ließ.

Seitdem: Still ruht der See, aber der mit der Suche beschäftigte 50-jährige kanadische Taucher Brian Corvin mit seinem Unternehmen „Labrador Diving Services“ ist indessen unverdrossen bemüht, durch Aufrechterhalten gewagter Behauptungen zum historischen Fund eines deutschen U-Bootes so weit in Landesinnern Kanadas (der Fundort ist immerhin rund 100 km vom offenen Atlantik entfernt) eine weitere Unterstützung seiner Aktivitäten zu erreichen. So ist es ihm u.a. tatsächlich gelungen, für seine Untersuchungen eine Unterwasserdrohne mit Seiten-scan-Sonar der Stephen Hopkins Memorial Stiftung aus Neufundland geliehen zu bekommen, die normalerweise für die Suche und Bergung von Opfern von Schiffsunglücken genutzt wird. Doch, alle weiteren Untersuchungen haben bislang zu keinerlei neuen Erkenntnissen geführt, die die These eines U-Bootfundes unterstützen könnten.

So kann festgestellt werden: Nur Schlagzeilen bringen Geld und so dürfen wir weitere Sensations-Meldungen von einem deutschen U-Boot in Landesinnern von Labrador erwarten, und nur der kommende Winter dürfte uns etwas Ruhe verschaffen.

Quellen:

Erneut russisches U-Boot vor den Küsten der USA

Erst in unserer Ausgabe 10-2012 hatte wir von den Pressemeldungen über die angebliche Patroullienfahrt eines russischen SSGN der „Akula“-Klasse in den Golf vom Mexiko im Frühjahr 2012 berichtet und dabei auch auf frühere, solcher Aufklärungsfahrten der sowjetischen/ russischen Marine vor die Küsten der USA und Großbritanniens, sowie in das Mittelmeer und hingewiesen.

Nun berichten die Medien von einer weiteren solcher Missionen, wonach angeblich die Fahrt eines SSGN der „Sierra II“-Klasse der russischen Marine Ende Oktober 2012 mit bis zu 275 sm Annäherung an die US-Ostküste von der US Navy entdeckt und mitgekoppelt worden ist. Dabei wurde darauf verwiesen, dass die Seegebiete vor den Küsten Virginias, North und South Carolinas, sowie Georgias und Floridas die traditionellen Übungsgebiete für die Einsatzausbildung der Trägerkampfgruppen der US Navy sind und jegliche verdeckte Aufklärung durch fremde U-Boote gegen diese Übungs-aktivitäten natürlich sehr sensitiv sind. Andererseits blieb das U-Boot auf seiner mehrtägigen Aufklärungsfahrt durchweg in internationalen Gewässern und ist auch sonst nicht durch gefährliche Annäherungen an US-Marineverbände aufgefallen.

Die nuklear angetriebenen U-Boote der „Sierra“-Klasse wurden zwischen 1983 und 1993 in der Sowjetunion gebaut. Nach zwei ersten Einheiten (Kostrona/ B-239 und Tula/ B-276) des Projektes 945 („Barakuda“), das die NATO-Bezeichnung „Sierra“ erhielt und von denen das letzte 1987 in Dienst gestellt wurde, kam es ab 1989 zur Konstruktion einer etwas größeren Version zur Aufnahme von Marschflugkörpern. Von dieser Version, dem Pro-jekt 945 B „Kondor“, seitens der NATO als „Sierra II“ bezeichnet, wurden aber ebenfalls nur 2 Einheiten gebaut. B-543, seit 1993 nach der Stadt Nischnij Nowgorod benannt und am 26.12.1990 in Dienst gestellt, sowie B-336, seit 1996 nach der Stadt Pskow benannt und am 21.01.1993 in Dienst gestellt, bilden bis heute die einzigen beiden Einheiten dieser Klasse, der geplante Bau weiterer Einheiten dieser Klasse wurde aufgegeben.

Die rund 111 m langen und 14,2 m breiten U-Boote verdrängen aufgetaucht 7.800 t und getaucht bis zu 8.200 t, Geschwindigkeit aufgetaucht rund 10 kn, getaucht bis zu 32 kn. Die Besatzung wird mit nur 61 Mann angegeben, andere Quellen nennen aber bis zu 110 Mann, vergleichbar den entsprechenden SSGN westlicher Marinen. Die Bewaffnung sind Torpedos, SA-N-5 „Grail“ oder SA-N-8 „Gremlin“ Flugabwehrraketen, sowie SS-N-16 „Stallion“ Schiff-Schiff -FK und SS-N-21 „Samspon“ Marschflugkörper, die Torpedos und SS-N-Flugkörper können aus den 53,3 cm und 65 cm Torpedorohren verschossen werden. Die russischen SSGN der „Sierra II“-Klasse entsprechen in etwa der „Los Angeles“-Klasse der US Navy.

Quellen:

Bericht für US Kongreß erwartet Nuklearfähigkeit für Chinas U-Boote in 2 Jahren

Die internationalen Medien griffen bereits am 08.11.2012 erste Feststellungen aus einem Bericht der Untersuch-ungskommission zu Wirtschafts- und Sicherheitsfragen in den US-Chinesischen Handels-beziehungen (US-China Economic and Security Review Commission), der dann offiziell erst am 14.11.2012 dem US Kongreß zur Kenntnisnahme vorgelegt wurde.

Für Schlagzeilen sorgte dabei die seitens der in 2000 eingerichteten, 12köpfigen, überparteilichen Kommission geäußerte Einschätzung, dass China in den nächsten zwei Jahren die Fähigkeit zum Einsatz u-bootgestützter strategischer Nuklear-Flugkörper haben wird. China wird damit in den kleinen Kreis der Staaten aufrücken, die über eine nukleare Triade ihrer Streitkräfte verfügen, d.h. land- , luft- und u-bootgestützte ballistische FK. China hat zwar bereits einige größere strategische U-Boote (Wir haben dazu zuletzt in unserem Strandgut 10-2012 berichtet) im Betrieb und auch erfolgreich den Abschuss ballistischer FK von U-Booten demonstriert (zuletzt im August 2012), nun aber scheint sich diese Fähigkeit zur Einsatzreife entwickelt zu haben.

Der Bericht sagt also nicht sensationell Neues, sondern rechnet nur hoch, was mit dem Bauprogramm der SSBN der „Jin“-Klasse (2 in Betrieb, ein 3. in Bau, insgesamt 5 werden erwartet) mit ihrer Tragfähigkeit für 12 ballistische FK sowie dem Entwicklungsprogramm des „JL-2“ FK mit angeblich bis zu 10.000 km Reichweite und bis zu 10 nuklearen Gefechtsköpfen weit vorangeschritten ist.

China ist zwar Unterzeichner vieler internationaler Vereinbarungen zu Nuklearwaffen, einschließlich des Nicht-Verbreitungsvertrags für Nuklearwaffen. Es hat bisher aber nicht die Vereinbarungen der großen Rüstungskontrollabkommen wie INF (1987) oder START (2000) auf seine eigene Rüstungskontrollpolitik übernommen. Es wird geschätzt, dass China bereits über 240 Nuklearwaffen verfügt, allerdings gibt es keine offiziellen Angaben der Staaten zum genauen Potential ihrer einsatzbereiten nuklearen Gefechtsköpfe (zum Vergleich die geschätzten einsatzbereiten, strategischen nuklearen Gefechtsköpfe: US = 1.950, Russland = 1.800, Frankreich = 290, Großbritannien = 160, die Masse davon bei allen Staaten u-bootgestützt). Mit der bevorstehenden Fähigkeit China´s zum Einsatz seegestützter strategischer Nuklearwaffen ändert sich die militärstrategische Lage in Pazifik erheblich und trifft natürlich auf die Besorgnisse der USA, aber auch des Nachbarstaates Japan.


Quellen: