Kapitel 3 – Teil 1

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Geschichte der Archiv-Räumlichkeiten

Jahrzehntelang waren die Anfänge und Ergebnisse meiner Archivierungsarbeit in Berlin (Zehlendorf, Lichterfelde und Lichtenrade) beheimatet. Meine Frau Annemie und ich hatten aber den Wunsch, unsere späten Jahre auf der Insel Sylt zu verbringen, wir hatten uns dort in Wenningstedt eine Wohnung gekauft, nun war es notwendig, auch das U-Boot-Archiv, das schon einen ganz ansehnlichen Raumanspruch hatte, unterzubringen.

Mein Crew-Kamerad Ansgar Bethge, Vizeadmiral und damals Inspekteur der Marine war mir dabei behilflich: Er veranlasste, dass mir für das damals schon umfangreiche Material Räume auf dem Gelände der Marine-Flieger-Lehrgruppe zur Verfügung gestellt wurden, – und zwar über der Heizung – die Räume waren n i e feucht und auch im kältesten Winter immer angenehm temperiert!

Um nun dieses Entgegenkommen möglichst bald zu nutzen, entschlossen wir (meine Frau und ich) uns, daß ich mit dem Material schon nach Sylt zöge, während sie aus finanziellen Gründen vorläufig mit ihrem Geschäft (Frisiersalon) noch in Berlin blieb. An dieser Stelle einmal ein paar Worte zur Ehrung meiner Frau:

Sie hat in den Jahren unseres Zusammenseins so manches Opfer gebracht. Ohne ihre Hilfe und ihr Verständnis wäre aus dem Archiv nicht das geworden, was es nun ist! Jahrzehntelang ist sie für unsere gesamten privaten Kosten aufgekommen, so daß zuerst mein Gehalt und später meine Pension für das Archiv verwendet werden konnte. So brachte sie auch im Dezember 1983 wieder das Opfer der Trennung, die dann noch drei Jahre dauerte, in denen nur kurze gegenseitige Besuche und tägliche telefonische Kontakte hilfreich waren.

Im Dezember 1983 zog ich also mit allem Material von Berlin nach Sylt um, Regale und ihr Inhalt waren schon vorneweg durch Möbelwagen auf den Weg gebracht worden. Am 12.12.83 fuhr ich mit unserem Freund Eckhard Krüger in seinem Caravan, in dem wir die wertvollsten zerbrechlichen Teile transportierten, nach Sylt. Eckhard half, den Möbelwagen, der auch gerade angekommen war, zu entladen, dann die Regale aufzubauen und mit den Ordnern und sonstigem Material zu bestücken. Er fuhr wieder ab, ich blieb allein in noch fremder Umgebung. Zu Weihnachten 1983 war ich aber mit meiner Frau zusammen. Im Januar 1984 lud ich Offiziere, Oberfeldwebel und die Hallen-Ausbilder zu einem Neujahrsempfang. Der Kommandeur, FKpt Peter Gladziejewski machte uns mit dem Luftbild des Fliegerhorstes ein Einzugsgeschenk.

Jedes Jahr im Januar hatte er ein Erinnerungsgeschenk mit einer Widmung zum Jahrestag für das Archiv und mich. Es entstand eine Freundschaft, die heute noch anhält, – er gehört seit seiner Pensionierung dem Stiftungsrat an. Lieber Peter, ich danke Dir für diese Freundschaft! So ist es leicht verständlich, daß nun eine gute Zeit für die Entwicklung des Archivs begann. Jeden hohen Besuch aus Bonn komplimentierte „Gladzi“ in die Archiv-Räume, immer wieder bekannte er sich zu dieser Arbeit mit den Worten: „Ich bin stolz, diese Einrichtung auf meinem Gelände zu haben“ … – 1987 wurde FKpt Gladziejewski im Bundesverteidigungsministerium mit einer neuen Aufgabe betraut.

Sein Nachfolger war ein Fregattenkapitän Katthagen, der – das hatte sich bald herumgesprochen, Erfahrung in Truppenführung bekommen sollte. Einen Kontakt wie zu Gladzi bekamen weder wir vom U-Boot-Archiv, noch hielt der Kontakt, den Gladzi mit der Stadt Westerland und den Inselorten hergestellt hatte. Im August 1988 höre ich von einem Heizungsarbeiter im Gespräch mit mir „Na, Sie müssen ja auch bald aus Ihren Räumen raus…“ Ich bin sofort zu Katthagen, weil er in meinen Augen trotz allem für mich als ‚zuständig‘ galt. Er auf meine Frage wörtlich: Lieber Herr Bredow, ja, es tut mir leid, der Vorgang liegt schon vier Wochen auf meinem Tisch, – ich habe alles abgeklopft, um für Sie neue Räume zu bekommen, aber vergeblich! Ich war zornig, weil ich bei meinen vielen Kontakten auf der Insel sicher irgendeinen Ausweg gefunden hätte.

Zuerst aber einmal stand das Nationale U-Bootfahrertreffen bevor (es gibt alle zwei Jahre ein Nationales Treffen der deutschen U-Bootfahrer und jährlich ein Internationales Treffen, – einladend immer in Reihenfolge England, Frankreich, Österreich, Italien – in den letzten Jahren auch Russland – Und schon immer USA, aber die Teilnahme war für die meisten Kameraden zu teuer). Vom 23. 09. bis 26. 09. war also der Termin für ein gemeinsames – Nationales und Internationales Treffen, – eine Fahrt mit der Fähre Prinzes Ragnhild nach Oslo und zurück. Da waren also über 600 Mann an Bord, und denen trug ich die neue Situation vor (für mich damals noch eine Katastrophe – heute weiß ich, daß es ein Geschenk vom Schicksal war!) Anfang Oktober kam als erstes Angebot eine Möglichkeit, die der Kamerad Rudi Krebs in Otterndorf geschaffen hatte. Kurz danach aus Cuxhaven, wo der Vorstand der UK Cuxhaven, Robert Klaus Gesprächsmöglichkeiten mit der Stadtverwaltung vermittelt hatte. Nun gingen wir – meine Frau und ich, auf die Reise, um eine neue Heimat für das Archiv zu finden.

Mein Freund Wolfgang Fricke (ehem. LI auf U 873) hatte sich aus Bremen gemeldet und auch dort eventuelle Möglichkeiten eröffnet. Schon, um ihn wieder zu sehen, fuhren wir zuerst nach Bremen. Es gab ein Treffen mit einem Rechtsanwalt, der sich stark machte, finanziell für Mäzene zu sorgen, aber dann fiel ein Satz, der mir gar nicht gefiel: Man habe Interesse daran, eine „konservative Speerspitze“ nach Bremen zu holen.

So etwas wollte ich auf keinen Fall sein, die Grundlage meiner Arbeit ist unpolitisch und soll sie auch bleiben, – kaufen kann man mich nicht (und ich hoffe, daß das auch nach meinem Tode so bleibt, – dies ist ein Vermächtnis, liebe Nachfolger!) Wolfgang Fricke war sofort meiner Ansicht, er hatte nichts von der Absicht dieses Anwaltes gewusst. Wir verabschiedeten uns, – es war gut, daß wir uns noch einmal gesehen hatten, – kurz nach unserem Zusammensein starb dieser gute Freund.

Wir fuhren nach Cuxhaven: In Otterndorf brachte uns Rudi Krebs mit dem Bürgermeister und dem Stadtdirektor zusammen. Die Vorschläge waren gut: Man war bereit, uns speziell ein Haus zu bauen, – wir sollten uns mit DM 150 000,- beteiligen. Erstens hatten wir dieses Geld nicht, zweitens hätte es bis zur Fertigstellung zu lange gedauert – auch das sollte anscheinend nicht sein. In Cuxhaven empfing uns der Stadtdirektor Lindschau. Er bot uns mehrere Objekte an: Das gerade frei gewordene Wasser- und Schifffahrtsamt in der Deichstraße – 650 m² aber pro m² DM 15,- Miete. Ferner eine leere Schule in Richtung Nordholz – auch DM 5,- Miete pro Quadratmeter. Auf Mietzahlungen konnte ich mich aber nicht einlassen, weil ich nie weiß, was an Spenden eingeht.

Verschulden wollte ich die Stiftung (seit 1986) auf gar keinen Fall! Es war deutlich, daß die Stadtverwaltung Interesse daran hatte, unsere Institution nach Cuxhaven zu bekommen. Der Stadtdirektor holte seinen Liegenschafts-Verwalter, sie berieten sich und plötzlich war die Idee da:

Wir haben doch noch das Haus in der Bahnhofstraße in Altenbruch…

Fortsetzung Teil 2