Besondere Ereignisse

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Planungen bis Mitte 1952

Bis zum Zulauf der ersten eigenen U-Boote sollte die U-Boot Flottille der DDR Seestreitkräfte zunächst folgende U-Boote erhalten

  • 5 ehemalige Kriegsmarine U-Boote vom Typ VII C der Kriegsmarine aus den Beutebeständen der sowjetischen Marine, im Sommer 1953 zu übernehmen
  • 2 Küsten-U-Boote des sowjetischen Typs „M/ Serie XV“ (Maljukti)
  • 2 noch zu hebende ehemalige U-Boote der Kriegsmarine (U 1308 vom Typ VII C/40 und U 2344 vom Typ XXIII)

Mitte 1952

Im Südteil des Hafens von Saßnitz wird mit dem Ausbau eines U-Bootstützpunkt begonnen, u.z. eine Fingerpier mit Landanschlüssen. Die Volkswerft in Stralsund, die in diesem Jahr bereits mit dem Bau von ersten Minenabwehrfahrzeugen für die Seestreitkräfte (Type „Habicht“) beschäftigt war, wird im gleichen Jahr mit einem Entwicklungs- und Bauprogramm von 14 kleineren Küsten U-Booten von je 320 t Verdrängung mit Baubeginn April 1954 beauftragt. Nach einem Musterboot im Zweiten Quartal 1954 sollte dann alle drei Monate ein weiteres U-Boot in Bau gehen.


November 1952

Erste Zusammenziehungen von Personal für die zukünftige Ausbildung von U-Bootbesatzungen an der im Aufbau befindlichen U-Bootlehranstalt in Saßnitz-Dwasieden (zumeist U-Boot-erfahrene Unteroffiziere der ehemaligen Kriegsmarine),


4. Januar 1953

Mit Befehl Nr. 1/53 des Chefs der VP-See (Generalinspekteur/ Vizeadmiral Waldemar Verner) v. 04.01.1953 wird ab 05.01.1953 die Aufnahme des Ausbildungsbetriebes an der in Sassnitz-Dwasieden gegründeten 1. U-Bootlehr-anstalt (ULA, mit Tarnname „Dienstelle S 7“ bekannt geworden, S= Sonderobjekt, ab Februar 1953 wird dann der Tarnname „S 8“ für die Dienststelle angenommen) angeordnet. Die Schule sollte am Ende über Ausbildungs-Kapazitäten für ca. 50 Offiziere in vier Klassen (Kommandantenschüler, Wachoffiziere, Torpedooffiziere und Schiffsmaschinenoffiziere), 150 Unteroffiziere und 280 Mannschaften verfügen. Der Dienststelle wird ein sowjetischer Beraterstab aus erfahrenen U-Bootfahrern zugeordnet.


Februar 1953

Im Februar 1953 wird das am 01.05.1945 vor Warnemünde selbst versenkte U-Boot U 1308 (Typ VII C/41 der Kriegsmarine) in Umsetzung des Projekts 20 „Stichling“ gehoben und zunächst in Rostock entschlammt. Im November 1953 wird es dann zur Volkswerft Stralsund geschleppt. Beim dortigen Aufslippen kommt es jedoch zu einem Unfall mit schweren Beschädigungen (der Projektleiter Rudolf Gellert wird wegen des Vorwurf der Sabotage verhaftet und kommt erst nach 5 Monaten Untersuchungshaft wieder frei), so dass das Boot erst im Dezember 1953 endgültig aufgesetzt werden kann. Trotz des offiziellen Endes des Projekts“Stichling“ im Frühjahr 1954 wird das Boot noch bis Herbst 1954 weiter vermessen und dokumentiert, wegen der Einstellung jeglichen Ubootbaus dann jedoch Anfang 1955 endgültig verschrottet.


März 1953

Im sogenannten „Zeuthener Protokoll“ („Erforderliche Maßnahmen für die Durchführung des Marine-Bauprogramms 1954-1956“, verfasst vom Zentralen Konstruktionsbüro (ZKB) für Schiffbau Nr. 1 in Wolgast/ Dipl.Ing. Walter Schlaak und Klewitz) wird das ambitionierte Marineschiffbauprogramm (rund 200 Kriegsschiffe und weitere 50 Hilfsschiffe) der DDR konkretisiert, u.a. wird aufgeführt ab 1954 der Bau von insgesamt 14 neuen U-Boote von je 750 t Verdrängung, was offenbar auch einen sowjetischen Wunsch widerspiegelte.


13. Juni 1953

Das Programm für die Entwicklung und den Bau eigener U-Boote wird durch die zuständige Regierungskommission offiziell „liquidiert“ und nie mehr aufgenommen, obwohl bereit umfangreiche infrastrukturelle Vorbereitungen ge-troffen worden waren. Die Volkswerft Stralsund beendet die Arbeit an den Konstruktionsunterlagen aber erst Mitte 1954. Der Baustopp geschieht im Wesentlichen aus finanziellen und materiellen Gründen, obwohl die Sowjetunion noch bis in 80er Jahre wiederholt die Schaffung einer U-Bootwaffe der DDR-Seestreitkräfte befürwortete, dies ggf. auch durch Kauf von U-Booten aus der UdSSR.


17. Juni 1953

Nach dem 17.Juni 1953 wird die Anzahl der Schiffe deutlich reduziert, U-Boote werden in den Folgeplänen für den Marineschiffbau gar nicht mehr aufgeführt. Hauptgrund hierfür ist das völlig überdimensionierte Schiffbauprogramm für die Seestreitkräfte der DDR, welches die technologischen, insbesondere aber die finanziellen Möglichkeiten des Staates überfordert und deshalb vor dem Hintergrund der unverändert die Wirtschaft stark belastenden Reparationsleistungen an die Sowjetunion und der Anpassung der Arbeitsnormen nach dem Volksaufstand vom 16./ 17.Juni 1953 deutlich überplant werden musste.

28. Juli 1953

Durch den Minister des Inneren (Willy Stoph) wird die Weisung zur sofortigen Auflösung der ULA erteilt.

31. Juli 1953

Der Chef der VP-See (Generalinspekteur/ Vizeadmiral Waldemar Verner) verfügt die Einstellung des Lehrbetriebes der ULA zum 01.08.1953. Die Einheit wurde umgehend aufgelöst und das meiste Personal versetzt, die Dienststelle wurde zur Nachrichtenoffizier-Lehranstalt umfunktioniert. Zu dieser Zeit war die ULA auf rund 660 Mann aufgewachsen. Zum Ausbilderstamm gehörten 64 Offizier, 63 Unteroffiziere und 54 Mannschaften und es waren ausgebildet bzw. in Ausbildung 53 Offiziere, 149 Unteroffiziere und 280 Mannschaften, womit Besatzungen zwischen 35 und 40 Mann für jedes der geplanten U-Boote zusammengestellt werden konnten.

08. April 1954

Eine erneute Studie „Ausarbeitung über die Zweckmäßigkeit der Organisation der U-Boot-Waffe der VP-See“ für eine U-Bootwaffe der DDR-Seestreitkräfte erscheint, die ein weiterhin bestehendes Interesse auch an einer U-Bootwaffe der Seestreitkräfte dokumentiert, wofür auch die überlieferten wiederholten unterstützenden Bekundungen aus sowjetischen Militärkreisen eine zusätzliche Bestätigung lieferten.


Januar 1955

Unabhängig von der 1953 verfügten Einstellung des Aufbaus einer U-Bootwaffe wird das vor Heiligendamm nach einer Kollision mit einem anderen deutschen U-Boot (U 2336, Typ XXIII) am 18.02.1945 gesunkene U-Boot der Kriegsmarine U 2344 (Typ XXIII) dennoch, wie ursprünglich einmal geplant, gehoben und zur Neptun-Werft nach Rostock gebracht, wo es dann nach ersten Instandsetzungsmaßnahmen und Dokumentation zu einer vorläufigen Unterbrechung der Arbeiten 1956/ 1957 kam, um dann wegen irreparabler Schäden endgültig verschrottet zu werden. Die Hebung geschah aber nicht als erneuter Versuch zur Schaffung einer U-Bootwaffe der Seestreitkräfte der DDR, sondern das Boot war zur Zieldarstellung für die U-Bootabwehrausbildung der Überwasserstreitkräfte gedacht.