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Russland schließt Überholungs- und Modernisierungprogramm für indische U-Boote ab

Ende Juni 2012 wurden Meldungen veröffentlicht, nach denen die in Russland durchgeführte „mid-life-conversion“ für die indischen U-Boote der russischen „Kilo“-Klasse noch in diesem Jahr abgeschlossen wird.

Die INS Sindhurakshak (S63) im Hafen von Mumbai
Die INS Sindhurakshak (S63) im Hafen von Mumbai

Mit dem U-Boot INS Sindhurakshak wird das 7. und letzte der 10 „Kilo“-Klasse U-Boote der Indischen Marine bis Ende diesen Jahren grundüberholt und erheblich modernisiert zur Indischen Flotte zurückkehren. 3 der 10 U-Boote sind bzw. werden in Indien grundüberholt und modernisiert. Andrei Dyachkov, Direktor der Sevmash-Werft, machte übrigens der Vorschlag für eine weitere Modernisierung in einigen Jahren, die die Nutzzeit für die U-Boote um weitere 7-10 Jahre verlängern würde.

Diese, auf der russischen Svesdoschka-Werft im sibirischen Severodvinsk in 2 Jahren durchgeführte „mid-life-con-version“ ergab u.a. eine grundlegende Verbesserung der Torpedoabschuss-Einrichtungen mit der nun vorhande-nen Fähigkeit zum Verschuss von 3M-54 „Klub S“ Schiff-Schiff-Flugkörpern (NATO Bezeichnung: SS-N-27 „Sizzler“, Reichweite: bis zu 220 km), dann ein neues Sonarsystem aus indischer Entwicklung (USHUS), sowie neue Fernmelde und Führungseinrichtungen.

Die Indische Marine (siehe Strandgut 03-2012) hatte zwischen 1985 und 1999 insgesamt 10 U-Boote der diesel-elektrischen „Kilo“-Klasse von der Sowjetunion und später Russland erworben, die alle auf der Admiralitätswerft in Leningrad/ St.Petersburg gebaut worden sind, das erste U-Boot (die INS Sindhughosh) allerdings noch auf der Werft 112 (Krasnoye Sormovo) in Nizhny Novorod an der Wolga, bis 1990 noch: Gorkij.

Quelle:

Lange Haftstrafen für russische Wissenschaftler für Preisgabe von Raketen-Geheimnissen

Ende Juni 2012 erschienen Medienberichte über die Verurteilung von zwei russischen Wissenschaftlern der Baltic State Technical University in St. Petersburg wegen der Weitergabe von militärischen Geheimnissen an China, u.a. Details über den neuen russischen SLBM RSM-56 „Bulova“ (NATO-Bezeichnung: SS-NX-30), der von SSBN der neuen „Borei“-Klasse verschossen werden soll (siehe „Strandgut“ 08-2011).

Nach ihrer Verhaftung im März 2010 sind die Professoren Yevgeny Afanasyev und Svyatoslav Bobyshev nun durch das Stadtgericht von St. Petersburg zu 12 Jahren und 6 Monaten, bzw. 12 Jahren wegen Hochverrats (maximal bis zu 20 Jahre Haft möglich) an China verurteilt worden, obwohl sie bis zuletzt ihre Unschuld beteuert hatten. Angeblich hatte chinesische Agenten von den beiden auch Informationen zu den landgestützten strategischen FK vom Typ SS-27 „Topol-M“ (der SLBM „Bulova“ ist die navalisierte Version der „Topol“) und dem Boden-Boden-FK vom Typ „Iskander“ (NATO Bezeichnung: SS-26 „Stone“) verlangt.

Die Angelegenheit ist wohl auf die Abwehrmaßnahmen des russischen Inlands-Geheimdienstes FSB (Federalnaja sluchba besopasnosti Federazii Rossijskoj = Bundesagentur für Sicherheit der Russischen Föderation) als Teilnachfolgenorganisation des KGB zurückzuführen, der unter anderem im letzten Jahr eine Woche von Ministerpräsident Putins China-Besuch in Russland einen chinesischen Agenten getarnt als Dolmetscher einer Verhandlungsdelegation verhaften konnte, der versucht hatte Zugang zu Daten russischer Raketentechnologie (Flugabwehr-FK) zu erlangen. Den beiden russischen Wissenschaftler konnte angeblich nachgewiesen werden, auf einer Reise im Mai/Juni 2009 nach China dortigen Vertretern des chinesischen Geheimdienstes spezielle Unterlagen zum Unterwasser-Ausstoßsystem für den SLBM „Bolova“ übergeben zu haben.

Dieser Spionagefall wirft, wenn er sich denn so ereignet hat, ein weiteres Licht auf die Spionageaktivitäten der Volksrepublik China auch im militärischen Bereich und dem großen Interesse des Landes an Informationen für die weitere Entwicklung eigener u-bootgestützter strategischer Flugkörper. Darüber hinaus dürften die neuen SLBM auf den SSBN der russischen Marine für China von besonderer Bedeutung sein, weil diese mit großer Wahrscheinlichkeit zukünftig auch auf SSBN der russischen Pazifik-Flotte eingeführt werden.

Quellen:

Neuordnung bei den deutschen Werften der Thyssen Krupp Marine Systems (TKMS)

Ende Juni 2012 wurde in den Medien gemeldet, dass der in den letzten Jahren in Wesentlichen bei ThyssenKrupp Marine Systems konzentrierte Marineschiffbau in Deutschland zu Beginn der Geschäftsjahres 2012/ 2013 unter dem neuen Namen ThyssenKrupp Marine Shipyards zusammengeführt werden soll. Ziel dieser Konzentration soll es nach Firmenangaben sein, „für den Über- und Unterwasserschiffbau von Marineschiffen einen Komplettanbieter zu schaffen und damit die Marktposition der ThyssenGruppe zu stärken.“ Geschäftsführer von ThyssenKrupp Marine Shipyards wird der bisherige Chef von HDW, Andreas Burmester, werden. Die bisherige ThyssenKrupp Marine Systems AG bleibt unter Führung des bisherigen Chefs, Christoph Atzpodien, bestehen und wird als Holding auch zukünftig die zentrale Führung und andere Funktionen, wie etwa die Vertriebsleitung wahrnehmen.

Mit Wirkung vom 05.01.2005 kam es zu einer Fusion von mehreren Werften in Deutschland, die auch Marineschiffbau betrieben: Die vier deutschen Werften Blohm & Voss in Hamburg, die Nordseewerke in Emden, HDW in Kiel sowie Nobiskrug in Rendsburg schlossen sich damals zusammen, dazu kamen die beiden Werften Kockums in Schweden und Hellenic Shipyards in Griechenland, alles unter dem Namen ThyssenKrupp Marine Systems (TKMS), mit damals über 8.000 Mitarbeitern und einem Umsatz von mehr als eineinhalb Milliarden Euro.

Die durch die Finanz- und Wirtschaftskrise 2008/ 2009 auch schwer gebeutelte Schiffbauindustrie geht seitdem durch schmerzhafte Anpassungen, die von zahlreichen Kapazitätsreduzierungen, Verkäufen und gescheiterten Verkäufen, bis hin zu Schließungen bei den Werften reicht.

Für die ThyssenKrupp-Gruppe bedeutete dies u.a. den Verkauf seiner Mehrheitsanteile an den Hellenic Shipyards in Griechenland (Im September 2010 gingen 75,1 % an Abu Dhabi MAR aus den Vereinigten Arabischen Emiraten (VAE)), und die deutsche Nobiskrug-Werft in Rendsburg mit ihren 400 Mitarbeitern ist nach einem Zwischenspiel ab 2007 beim Finanzinvestor Eagle River Capital nun seit 2009 im Mehrheitsbesitz ebenfalls der arabischen Schiffbau-Holding Abu Dhabi MAR.

Damit gehören zur ThyssenKrupp Gruppe heute noch die Werften mit militärischen Schiffbaukapazitäten Blohm & Voss Naval in Hamburg, HDW in Kiel, Emder Werft- und Dockbetriebe in Emden, sowie die Kockums AB in Schweden.

Blohm & Voss in Hamburg erlebte ein Wechselbad von Neuordnungen und Verkäufen. Der noch im Oktober 2009 sicher geglaubte Verkauf der Werft an Abu Dhabi MAR, u.a. mit geplanten 50 % Anteil am dortigen militärischen Schiffbau, platzte im Juli 2011 überraschend und am 27.02.2012 wurde der Kauf des zivilen Schiffbaus durch den britischen Finanzinvestor „Star Capital“ bekannt gegeben. Der bisherige militärische Schiffbau der Werft, nun als „Blohm & Voss Naval“ bezeichnet, verblieb, anders als die o.a. Pläne es vorhatten, weiter bei ThyssenKrupp Marine Systems, nun unter dem o.a. neuen Namen. Der militärische Schiffbau bei Blohm & Voss mit seiner Speziali-sierung auf Überwasserkriegsschiffe hat zur Zeit noch rund 380 Mitarbeiter.

HDW in Kiel mit seiner Spezialisierung auf U-Bootbau für die Deutsche Marine und den Export beschäftigt zur Zeit noch rund 2.000 Mitarbeiter.

In Emden ( siehe Strandgut 12-2011) wird nach dem Verkauf der ehemaligen Thyssen Nordseewerke (TSNW) mit der völligen Einstellung des bisherigen zivilen und militärischen Schiffbaus, die Ablieferung des dritten Einsatz-gruppenversorger für die Deutsche Marine, die Bonn (A-1413) am bei dessen Taufe am 17.04.2012 war der letzte militärische Neubau in Emden, nun nur noch Reparaturbetrieb durch die dort neugegründete „Emder Werft- und Dockbetriebe GmbH“ mit etwa 200 Mitarbeitern betrieben.

Die einzige verbliebene Auslandstochter von ThyssenKrupp Marine Systems, die mit drei Betriebsstätten (Malmö, Karlskrona und Muskö) in Schweden beheimatete Traditionswerft Kockums AB mit ihrem hervorragenden Know how im Kriegsschiffbau hat zur Zeit noch rund 930 Mitarbeiter und erzielte 2011 einen Umsatz von 660 Mio. Euro.

Mit der nun erfolgten Konzentration im deutschen militärischen Schiffbau im verbliebenen Verbund mit der schwedischen Spitzenwerft Kockums scheint eine wirkungsvolle Lösung für die Zukunft des militärischen Schiffbaus in Nordeuropa gefunden worden zu sein.

Zur Zeit fertigt Blohm & Voss Naval mit den Fregatten der neuen Klasse F 125 vier Neubauten für die Deutsche Marine und eine Entscheidung zum Bau von bis zu 6 Korvetten der neuen Klasse K 131 steht in der nächsten Zeit an. Bei HDW sind zur Zeit noch 2 U-Boote der Klasse 212A für die Deutsche Marine in Endstadium ihrer Konstruk-tion ( siehe Strandgut 01-2012) und für Israel wird momentan der Auftrag für zwei weitere U-Boote des Exporttyps 214 für Israel (dort: „Dolphin“-Class) abgewickelt. Darüber hinaus sind HDW und Kockums wichtige An-bieter für außenluftunabhängige U-Boote, so z.B. im Rahmen entsprechender Neubau-Planungen in Kanada, Australien, Südkorea und, wie Anfang Juni 2012 bekannt geworden, auch Norwegen mit einer für 2014 erwarteten Entscheidungen zur Nachfolge ihrer bisherigen 6 U-Boote der „Ula“-Klasse ab etwa 2020.


Quellen: