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Weitere Veröffentlichung über U-Boote der Kriegsmarine nach Mai 1945

Unser britischer Freund Derek Waller hat kürzlich ein weiteres Ergebnis seiner Untersuchungen zum Schicksal der U-Boote der Kriegsmarine ab Mai 1945, die in noch fahrfähigen Zustand gegenüber den siegreichen Alliierten kapituliert hatten. In seinem neuen, 119 Paragraphen umfassenden Werk widmete er sich diesmal der erstaunlichen Geschichte der Erprobungen und Versuche nach Mai 1945, die die Royal Navy mit einigen deutschen U-Booten in ihrer Verfügung unternommen hat. Dabei hat er zahlreiche, bislang oft unbekannte Details herausgefunden und somit auch zur Gesamtgeschichte etlicher deutscher U-Boote noch ein interessantes, abschließendes Kapitel hinzufügen können. Wir sind Derek Waller sehr dankbar, erlaubt er auch dem U-Boot Archive zahlreiche seiner Unterlagen entsprechend zu ergänzen. Die Arbeit von Derek Waller ist seit Mitte August 2011 bei unseren Freunden von www.uboat.net im Internet einsehbar.

Chinesische U-Boote für Pakistan

Ende Juni 2011 berichtet die Indische Zeitschrift „National Security and Defence Magazine“ über die Überführung des ersten SSK der „Qing“-Klasse aus der in Wuhan befindlichen China State Building Industrial Corporation (CSIC) nach Shanghai zur Aufnahme von etwa einjährigen Seeerprobungen, die u.a. auch den Verschuss von drei „CJ-10K“ Marschflugkörpern mit ihrer Reichweite von 1.500 km beinhalte und deren Gefechtsköpfe auch nuklear sein können.

Die „Qing“-Klasse U-Boote sind eine Weiterentwicklung der chinesischen Typ 041A „Yuhan“ U-Boote, die wiederum große Ähnlichkeit mit dem russischen „Typ 636 Warschawjanka“ SSK (NATO-Bezeichnung: „Kilo II“) haben. Die russischen Export-U-Boote der Kilo-Klasse, von denen auch die Marine Indiens inzwischen 9 Stück erhalten hat, haben bei rund 74 m Länge, 10 m Breite und einem Tiefgang von 6,6 mtr eine Verdrängung von 2.350 to aufgetaucht, sowie 3.126 t getaucht, sie haben eine Einsatztauchtiefe von rund 300 mtr und eine Besatzung von bis zu 60 Mann, die Bewaffnung sind 6 Torpedorohre, aus denen Torpedo und Marschflugkörper verschossen werden können.

Das erste von vier in Auftrag gegebenen U-Booten der „Qing“-Klasse für die Marine Chinas lief am 09.09.2010 in Wuhan vom Stapel. Die Doppelhüllenboote der „Qing“-Klasse SSK sollen eine Verdrängung von ca. 3.600 t getaucht und einen seit 1996 in China nach dem Muster des Sterling-Motors entwickelten, außenluftunabhängigen Antrieb haben.

Die Zeitschrift berichtet weiter, dass ein im April 2011 zwischen der CSIC und Pakistan abgeschlossener Vertrag den Bau von insgesamt 6 „Qing“-Klasse SSK für die Pakistanische Marine umfassen soll. Sie spekuliert, dass Pakistan mit dem Zulauf dieser Boote für seine Marine und deren Fähigkeit zum Verschuss von U-Bootgestützten, ggf. nuklear bestückten Marschflugkörpern, den weiteren Ausbau seiner nuklearen Triade betreiben könnte.

Quellen:

Brasilien auf dem Weg zum ersten, eigenen Atom-U-Boot

Die britische Tageszeitung „Daily Mail“ berichtet im Juli 2011 unter Berufung auf die US-amerikanische Nachrichtenagentur „Global Post“ von der Entwicklung von neuen U-Booten für die Marine Brasiliens, die auch den Bau von nuklear angetriebenen U-Booten einschließen. Am 16.07.2011 hatte die brasilianische Staatspräsidentin Dilma Ruosseff dazu erklärt, dass Brasilien die Technologie zum Bau von nuklear angetriebenen U-Booten habe. Brasilien hat eine leistungsfähige nationale Atomforschung und betreibt seit langen zwei Kernkraftwerke, bei Rio ist mit dem Bau eines dritten solchen Kraftwerkes begonnen worden.

In Umsetzung eines Rüstungsplanes im Rahmen der 2008 zwischen dem französischen Staats-präsidenten Nicolas Sarkozy und dem damaligen brasilianischen Staatspräsidenten Luiz Inacio da Silva vereinbarten „strategischen Militärpartnerschaft“ sollen demnach zunächst 5 neue U-Boote entwickelt und gebaut werden. Das erste von 4 konventionellen U-Booten (außenluftunabhängiger MESMA-Antrieb, ca. 2.000 t Unterwasserverdrängung, 75 m Länge, 6,2 m Breite, 12 kts ü.W., 20 kn u.W., Reichweite bis zu 6.000 NM, Einsatztauchtiefe über 300 m, 6 Tor-pedorohre, 31 Mann Besatzung) der von Frankreich und Spanien gemeinsam entwickelten „Scorpéne“- Export-klasse, von denen die Marine Chiles bereits 2 betreibt und die Marine Malaysias 2 in Auftrag gegeben hat, ist am 27.05.2010 auf der Itaguai Construcoes Navais-Werft in Rio auf Kiel gelegt worden.

Der vordere Druckrumpf des ersten U-Bootes der Neubauserie wird aber noch bei DCNS in Cherbourg gebaut. Die 4 U-Boote sollen 2017 bis 2021 zulaufen. Das 5. U-Boot des neuen Rüstungsprogramms soll jedoch erstmalig ein nuklear angetriebenes Boot werden und in Zusammenarbeit mit der französischen Staatswerft DCNS ebenfalls auf der Itaguai Construcoes Navais-Werft in Rio gebaut werden, dessen Zulauf aber nicht vor 2023 erwartet wird. Der Stückpreis der konventionellen U-Boote wird zur Zeit mit 415 Mio. Euro (550 Mio. USD) beziffert, ein nuklear angetriebenes U-Boot würde zusätzlich mindestens 1 Mrd. Euro an Herstellungskosten verlangen. Experten nehmen an, dass das auf der Basis der französischen 6.000 t SSN der „Rubis“-Klasse entwickele, nuklear angetriebene U-Boot mit einem in Brasilien gebauten Reaktor ausgestattet wird.

Sofern sich diese Planung verwirklicht, würde die Brasilien die 7. Marine der Welt sein, die nuklear angetriebene U-Boote betreibt. In Medien wird weiter von einem ambitionösen U-Bootbauprogramm Brasiliens berichtet, das insgesamt 20 konventionelle U-Boote (15 neue, plus 5 modernisierte „Tupi“ und „Tikuna“-Boote) sowie 6 nuklear angetriebene SSN umfassen soll. Brasiliens Marine besitzt seit Jahrzehnten U-Boote und hat zur Zeit 5 konven-tionelle U-Boote in ihrem Inventar, u.z. 4 „Tupi“-Klasse U-Boote des deutschen Export-Typs 209, die zwischen 1989 und 1999 beschafft wurden, sowie mit der „Tikuna“-Klasse ein 5. U-Boot, das auf der Basis des Typ 209 in Brasilien gebaut wurde und 2006 in Dienst gestellt wurde.


Quellen:

Sechstes U-Boot der Dolphin-Klasse für Israel?

Der SPIEGEL berichtet im Juli 2011 von einer deutschen Förderung des Baus eines sechsten U-Bootes des „Dolphin“-Klasse für die Marine Israels. Danach sollen in den nächsten vier Jahren insgesamt 135 Millionen Euro seitens Deutschland an Subventionen aufgebracht werden, um dieses Rüstungsprojekt zu verwirklichen, im Einzelplan 60 („Allgemeine Bewilligungen“) des Entwurfs für den Bundeshaushalt 2012 würde eine entsprechende Ausgabe aufgeführt.

Die Marine Israels hat von Deutschlands als Folge des ersten Golfkrieges zunächst 2 dieselelektische U-Boote des Exporttyps 209 geschenkt bekommen, die Bestellung erfolgte 1991, der Bau bei HDW in Kiel und die Indienststellung der Dolphin und Livyathan 1999. In 1994 wurde ein 3. U-Boot dieser Klasse bestellt, zu einem Drittel von Deutschland finanziert (Baukosten pro Boot rund 225 Mio. Euro), wieder bei HDW gebaut und 2000 als Tekumah in Dienst gestellt. In 2005 erfolgte unter gleicher Finanzierungshilfe von einem Drittel der Baukosten von diesmal aber rund 500 Mio. Euro die Bestellung von 2 weiteren Booten dieser Klasse, die nun aber mit dem neuartigen außenluftunabhängigen Antrieb ausgestattet werden, bei HDW im Bau sind und 2012 bzw. 2013 in Dienst gestellt werden sollen.

Die U-Boote der Dolphin-Klasse haben eine Verdrängung von 1.640 t ü.W. und 1.900 t u.W. bei 58 mtr Länge und 6,8 mtr Breite, die Geschwindigkeit liegt ü.W. bei 11 kn und getaucht bis zu 20 kn, die Besatzung beträgt 35 Mann. Die Boote haben 6 Torpedorohre, aus denen Torpedos, aber auch Marschflugkörper verschossen werden können, bei den freilich nie bestätigten, nuklearen Fähigkeiten Israels könnten letztere auch mit nuklearen Gefechtsköpfe ausgestattet werden.


Quellen:

  • SPIEGEL Online
  • Jerusalem Post