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Brasilien beginnt mit Bau des ersten nuklear angetriebenen U-Boots

In unserer Strandgut-Ausgabe 09-2011 hatten wir erstmalig von den Plänen Brasiliens berichtet, nuklear angetriebene U-Boote für seine Marine zu beschaffen. Danach sollten in Umsetzung der 2008 mit Frankreich vereinbarten „strategischen Militärpartnerschaft“ zunächst vier konventionelle U-Boote mit außenluftunabhängigem Antrieb auf der Basis des französisch-spanischen Exporttyps „Scorpéne“, zwischen 2017 und 2021 zulaufen.

Die Umsetzung sieht aber auch ab dem fünften U-Boot des Programms Entwicklung und Bau von nuklear angetriebenen U-Booten vor, was nach Expertenmeinung auf der Basis des französischen „Rubis“-Klasse SSN erfolgen soll, wobei der Reaktor aus brasilianischer Produktion stammen würde und diese U-Boote in Zusammenarbeit mit der französischen Staatswerft DCNS auf der Constructiones Navais Werft in Itagui bei Rio gebaut werden sollen. Die Planungen Brasiliens für seine zukünftige U-Bootflotte sehen bis zu 20 konventionelle sowie bis zu 6 nuklear angetriebene U-Boote vor.

Der Bau dieser U-Boote, einschließlich des ersten nuklear angetriebenen U-Bootes, hat nun offensichtlich begonnen. Denn, Anfang März machten Meldungen in den Medien Schlagzeilen, wonach die brasilianische Präsidentin Dilma Rousseff am 01.03.2013 in Rio de Janeiro eine Metallfabrik („Metallic Structures Construction Unit“) in der Stadt Itagui bei Rio eröffnet hat, die die Stahlteile für den Rumpf der neuen U-Boote in der benachbarten Marinewerft produzieren sollen.

Der Zulauf des ersten nuklear angetriebenen U-Bootes, auch als Projekt „ProSub“ bezeichnet, wird für 2023 erwartet. Angeblich würden Haushaltsmittel in einer Höhe von rund 7,8 Mrd. Real (= 3,1 Mrd. Euro) für den Bau dieses für Brasilien ambitionösen Vorhabens einer Flotte von nuklear angetriebenen U-Booten zur Verfügung stehen, mit dem Brasilien zur 7. Marine auf der Erde und der ersten Marine in Lateinamerika werden würde, die über solche U-Boote verfügt.

Quellen:

Neues von den U-Booten Russlands

Mitte März 2013 gab es zwei neue Meldungen zur U-Bootflotte Russlands.

Zum Einen sind die Kiellegungen für die 5. und 6. Einheit der neuen strategischen U-Boote der „Borei“-Klasse (Projekt 955) bestätigt worden, wonach U-Boot Nr. 5, die Alexander Suvorov im Juli 2013 und U-Boot Nr. 6, die Mikhail Kutuzov im November 2013 bei der Sevmash-Werft in Severodvinsk auf Kiel gelegt werden sollen. Wir hatten in unseren „Strandgut“ Ausgaben 08-2011, 05-2012 und 03-2013 wiederholt zum Stand der Entwicklung und des Baus dieser neuen SSBN der russischen Marine berichtet.

Zum Anderen ist entschieden worden, in den nächsten zwei Jahren alle noch für den weiteren Dienst vorgesehenen SSN der „Akula“-Klasse (Projekt 971) zu modernisieren und dabei insbesondere deren passiven Ortungsschutz durch Anpassungen der Rumpfaußenhaut und die Bordelektronik zu verbessern. Dazu hat es noch in 2010 Aussagen russischer Offizieller gegeben, die von einem Betrieb der „Akulas“ bis 2019 sprachen.

Wir hatten bereits Berichte zu den „Akulas“ in unserer „Strandgut“-Ausgaben 03-2012 und 10-2012. Die Werftliegezeit des ersten dafür vorgesehen SSN auf der Reparatur Werft Zvesdochka in Severodvinks soll bereits dafür genutzt werden. Dabei scheint es sich um das dort zur Zeit in der Grundinstandsetzung befindliche und im Dezember 1989 in Dienst gestellte SSN Leopard (K-328) zu handeln, welches 2014 wieder zur Flotte zurückkehren soll. Als zweites, für eine solche Modernisierung vorgesehene SSN der „Akula“-Klasse wird in diesem Zusammenhang in russischen Quellen das im November 1992 in Dienst gestellte SSN Wolf (K-461) genannt.

Quellen:

Indische Marine testet erfolgreich den SSM „BrahMos“ als unterwassergestützte Version

Am 20.03.2013 meldeten die indischen Medien der erfolgreichen Erst-Verschuss und 290 km langen Flug des von Russland und Indien gemeinsam entwickelten Flugkörper „BrahMos“ von einer Test-Unterwasserplattform im Golf von Bengalen. Dieser FK soll die Hauptbewaffnung auf den indischen U-Booten des „Projektes 75 I“ werden, das allerdings noch nicht über das Planungsstadium hinausgekommen und für das zum Zwecke der notwendigen Zu-sammenarbeit mit erfahrenen U-Boot-Bauwerften in anderen Ländern die notwendigen „Requests for Proposal/ RFP“ immer noch nicht ausgeschrieben worden sind. Der Zulauf des ersten „Projekt 75 I“ U-Bootes wird deshalb nicht vor 2023 erwartet.

Wir hatten dazu in unserem „Strandgut“ 03-2013 berichtet. Die U-Boot gestützte Version des „BrahMos“ FK mit vertikalen Abschuss-Silos (VLS) wird nicht auf den im Dienst befindlichen U-Booten der indischen Marine nachge-rüstet werden können, ebenso wenig, wie sie noch in das laufende Bauprogramm für die 6 französisch-spanischen „Scorpéne“ U-Boote (Zulauf 2015-2020) integriert werden kann. Nach Einführung dieses FK würde die indische Marine über eine weltweit bislang nicht gegebene Fähigkeiten in der Bekämpfung von Schiffszielen erreichen, denn die „BrahMos“ FK sind anders als die Marschflugkörper „Tomahawk“ sog, „Seaskimmer“, d.h. fliegen mit Überschallgeschwindigkeit in nur wenigen Metern Höhe ihre Ziele an.

Der FK „BrahMos“ ist eine russisch-indische Gemeinschaftentwicklung auf der Basis des russischen Anti-Schiff-FK P-700 „Granit“ (NATO-Bezeichnung SS-N-19 Shipwreck), der ab 1983 in die damalige sowjetische Flotte eingeführt wurde und noch heute auch auf den SSGN der „Oscar“-Klasse eingesetzt wird. Der Name „BrahMos“ setzt sich zusammen aus dem indischen Fluss Brahmaputra und dem russischen Fluss Moskva, um die Gemeinsamkeit des Projektes deutlich zu kennzeichnen. Der FK mit seiner Länge von 8,4 m, einem Durchmesser von 0,6 m, einem Gewicht von 3 t und einem konventionellen Gefechtskopf von bis zu 350 kg fliegt mit Überschallgeschwindigkeit von 2,8 bis 3,0 Mach rund 300 km und übertrifft damit alle bislang eingeführten Anti-Schiff-FK, auch z.B. den US-amerikanischen BGM 109 „Tomahawk“, den französischen MM 38 „Exocet“ oder den schwedischen RBS 15. Die Entwicklung des „BrahMos“ umfasst eine landgestütze, luftgestützte und seegestütze Version, der nun erfolgreiche Verschuss eines FK von einer Unterwasserplattform wird dem eine vierte Version, nämlich die U-Bootgestützte hinzufügen.

Der erste „BrahMos“ wurde 2001 erfolgreich verschossen und ist seit 2006 beim indischen Heer in mehreren Versionen eingeführt. 2008 gab es den ersten erfolgreichen Verschuss vom indischen Zerstörer INS Ranvir gegen ein Landziel. Die Seezielfähigkeit des FK wurde dann in Abschüssen ab 2010 erfolgreich getestet, in 2012 verschoss die Fregatte INS Teg einen Anti-Schiff „Brahmos“ FK auf über 300 km Entfernung, der inzwischen bereits auf 5 Fregatten und 4 Zerstörern als Hauptbewaffnung eingeführt ist. Der erste Testschuss der luftgestützten Version des „BrahMoS“ wird noch in diesem Jahr erwartet, so dass dann alle drei Teilstreitkräfte der Indischen Armee über diesen FK verfügen werden.

Quellen:


Bergungsarbeiten an U 864 begonnen

Am 13.03.2013 kündigt der norwegische Fischereiverband (Fiskarlaget) auf seine homepage an, dass aus dem vor der norwegischen Insel Fedje nördlich von Bergen in 150 Meter Tiefe liegenden und im März 2003 entdeckte Wrack des Kriegsmarine U-Bootes U 864 dort noch vermutetes Dieselöl in einer Größenordnung von rund 150 Tonnen abgepumpt werden soll. Dieses scheint nun der Beginn der lange diskutierten und geplanten Bergung des U-Bootes zu sein, wir hatten dazu unter dem Titel „Unternehmen Caesar“ einen Bericht im Februar 2012 in unserer Internetauftritt unter „Serien“ und dort „Besondere Boote“ veröffentlicht, der die Geschichte von der Versenkung von U 864 am 09.02.1945 durch das britische U-Boot HMS Venturer und die seitdem bestehende Gefährdung der Umwelt erzählt.

Es scheinen nun tatsächlich zunächst beide entwickelten Verfahren zur „Entsorgung“ der Gefahren vor allem durch die auf U 864 mitgeführten bis zu 65 t Quecksilber verfolgt zu werden: Zum Einen, sofern technisch möglich Heben des in zwei Teile zerbrochenen Wracks des U-Bootes, zum Anderen, wenn solche Bergung nicht mehr durchführbar ist, Errichtung eines Unterwasser-Sarkophargs über dem U-Boot. Beides wird teuer (Kosten werden zur Zeit auf bis zu 45 Mill. Euro beziffert, letzte Meldungen sprechen aber von nur noch 12 Mill. Euro), aber die norwegische Regierung hat sich zu diesem Schritt 2009 grundsätzlich entschlossen, da die Gefahren durch das aus den möglicherweise durchgerosteten Transportbehältern an Bord von U 864 entweichende Quecksilber vor allem für die örtliche Fischwirtschaft schwerwiegende Folgen haben könnte.

Deutschlands größte Zeitung BILD machte dazu natürlich groß auf und nahm am 18.03.2013 unter zwar griffigen Schlagzeilen („Bremer Gift-U-Boot bedroht Norwegen – Hitler hatte U 864 mit 53 Tonnen Quecksilber auf geheime Mission geschickt“) die Mitteilung des norwegischen Fischereiverbandes auf, brachte im Artikel dann aber Einiges durcheinander. Nur ein paar Richtigstellungen dazu: U 864 war nie am U-Boot Bunker „Valentin“ in Bremen-Farge „stationiert“, es hat nach seiner Indienststellung am 09.12.1943 bei der Deschimag AG Weser in Bremen zunächst mehrere Monate in der Ostsee mit seiner Besatzung die übliche Einsatzausbildung betrieben und hat dann am 05.12.1944 von Kiel aus nach Norwegen verlegt, von wo es am 07.02.1945 aus Bergen zu seiner geplanten Transportfahrt nach Japan auslief. Die genaue Ladeliste für das, was am Ende wirklich an Transportgütern an Bord genommen worden ist, ist bis heute nicht bekannt geworden, so dass Angaben, wie „Hubschrauber und ein zerlegter Düsenjäger“ an Bord ebenso spekulativ sind, wie die genaue Bezifferung des in Stahlflaschen mitgeführten Quecksilbers.

Die seriöse Geschichtsliteratur nennt hierzu eine Ladung von bis zu 65 t Quecksilber. Von diesem würde bei Freisetzung unter Wasser tatsächlich eine große Gefahr für die Umwelt entstehen, entsprechende Vorfälle in der Vergangenheit (Mitte der 1950er Jahre im japanischen Minamata mit über 2.000 Toten und rund 17.000 Geschädigten durch den Verzehr von kontaminiertem Fisch nach der Einleitung von etwa 27 t Quecksilber ins Meer) weisen einen klaren Handlungsbedarf auf. Messungen in der Umgebung des Wracks haben bereits erhöhte Quecksilberkonzentrationen im Wasser gezeigt und die Fischerei im Gebiet des Wracks ist untersagt worden.

Quellen: