Strandgut – Januar

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Fehlfunktionen bei britischem Raketentest

Wie die britische Sunday Times berichtete, hat es bei einem Raketentest einer Trident II D5 auf dem britischen Atom-U-Boot mit ballistischen Raketen (SSBN) HMS Vengeance erhebliche Fehlfunktionen gegeben. Eine auf ein in ca. 9.000 km Entfernung vor der Westküste Afrikas liegendes Seeziel abgefeuerte Rakete flog zeitweise in Richtung USA. In Verteidigungskreisen wird vermutet, dass die Ursache für die Fehlfunktionen eher in fehlerhaften Daten bzw. fehlerhafter Programmierung als bei einem Material- oder Konstruktionsfehler der Rakete zu suchen sind.

Diese Fehlfunktionen wurden von der Regierung unter Verschluss gehalten, bis die Sunday Times in der Nacht vom 21. Januar unter Berufung auf eine Marinequelle darüber berichtete. Die Veröffentlichungen wecken Zweifel an der Zuverlässigkeit und Sicherheit des britischen Nukleararsenals, das nach Aussagen eines Regierungssprechers eine zentrale Säule der britischen Landesverteidigung darstellt.

Wenige Wochen nach diesen missglückten Raketentests fand im britischen Unterhaus eine Abstimmung über die milliardenschwere Erneuerung seiner SSBNs statt, wie wir im Strandgut Juli 2016 berichteten. In Parlamentskreisen kam die Vermutung auf, dass die britische Premierministerin Theresa May die Fehlfunktionen den Parlamentariern bewusst verschwiegen haben könnte. Ein entscheidender Einfluss auf das Abstimmungsergebnis hierdurch darf allerdings angezweifelt werden. In einem BBC-Interview verweigerte sie beharrlich die Antwort auf die Frage, ob sie zum Zeitpunkt der Debatte über die Fehlfunktionen informiert war sowie jegliche Kommentierung des Raketentests. Die Regierungschefin betonte, dass sie absolutes Vertrauen in das britische nukleare Arsenal habe. Durch erste Forderungen nach einer parlamentarischen Untersuchung gerät die britische Regierung in dieser Angelegenheit nun zunehmend unter Druck.

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