März
Erwerb eines „U-Bootführerscheins“ möglich
Weltweit gibt es zum Teil seit Jahrzehnten kleinere U-Boote für touristische Ausflüge in die Tiefe und natürlich zahlreiche, kleinere Spezial-U-Boote für Industrie- und Forschungszwecke, die auch in größere Tiefen gehen könne, z.B. bei Arbeiten für die Offshore-Industrie oder geologischen und biologischen Forschungsprojekten, sowie, oft sehr spektakulär, bei Wrackerkundungen. Zu den zahlreichen, in Europa tätigen, privaten U-Boot-Bauern wird ein Blick in die webpage www.euronaut.org empfohlen, wo zum Teil sehr leistungsfähige U-Boote vorgestellt werden.
Nicht weit vom Sitz des U-Boot Museum, auf halbem Wege zwischen Cuxhaven und Stade, wirbt seit einiger Zeit die Fa.“Sailing Island“ aus Mönchengladbach für Tauchfahrten mit einem solchen Spezial-U-Boot in Tiefen von bis zu 60 Meter im Kreidesee des ehemaligen Zementwerkes in Hemmoor. Ja, es wird neben 30 minütigen Gästetauchfahrten für 60,00 Euro für 755,00 Euro sogar der Erwerb eines „U-Boot-Pilotenscheins“ zum Bedienen eines solchen U-Bootes angeboten.
Bei dem U-Boot handelt es sich um das in 2009 nach den Plänen der Konstrukteure C. Standfuss und E. van Essen durch die Spezialfirma AiResearch in den Niederlanden erbaute Eurosub. Dieses, auch per Straßentransport leicht verlegbare, nur 2,5 Tonnen wiegende, 4 m lange, 1,80 m breite, 1,20 m hohe und mit zwei, je 900 Watt Elektromotoren ausgestattete U-Boot aus Stahl, aber mit Acryl-Beobachtungsdom versehen, ist seit Oktober 2009 im Einsatz und hat Tauchgänge neben dem Kreidesee in Hemmoor auch schon in der Adria (in 2009 Tauchgänge bis 140 m), Norwegen (in 2010 Tauchgänge bis 70 Meter) und der Ostsee (in 2011 Suche nach Graf Zeppelin) erlebt. Im Juni 2011 ist es noch einmal modernisiert worden, so dass nun auch Tauchgänge bis zu 250 Meter Tiefe möglich sind. Das U-Boot kann in seinem Druckkörper neben dem Piloten 2 weitere Personen mitnehmen und steuert seine Tauchmanöver über einen 600 Liter fassenden Ballast- und einen 90 Liter Trimmtank. Ein Tauchgang kann bis zu 18 Std. dauern und im Notfall können die Insassen im U-Boot bis zu 36 Stunden unter Wasser überleben.
Quellen:
Indische Marine übernimmt russisches Atom-Uboot im Leasing -Verfahren
Am 30.12.2011 hat die indische Marine im russischen Marinestützpunkt Bolshoi Kamen bei Wladiwostok in Gegenwart des indischen Botschafters in Moskau endgültig ein russisches, nuklear angetriebenes U-Boot der „Akula“-Klasse in einem ungewöhnlichen, auf 10 Jahre ausgelegten Leasing-Verfahren übernommen. Nach abschließenden Einfahrmanövern der indischen Besatzung hatte das U-Boot, nun mit dem Indischen Namen Chakra versehen, am 23.01.2012 Russland verlassen, die offizielle Indienststellung ist für März 2012 im Marinestützpunkt Vishakapatnam an der indischen Ostküste vorgesehen.
Der auf einer russischen Marinewerft in Khabarovsk Krai am Amur (ca. 300 km von Pazifik entfernt) im September 1993 begonnene Bau des später mit dem Namen Nerpa versehenen und am 28.12.2009 zunächst von der russischen Marine in Dienst gestellten U-Bootes einer weiterentwickelten „Akula I mod“-Klasse ist aus Kostengründen nur verzögert betrieben worden. 2004 kam es dann zu einer Vereinbarung zwischen Russland und Indien, die im Bau befindliche Nerpa (war zu diesem Zeitpunkt nur zu etwa 86,5 % fertig gestellt) ab 2007 für geplant 10 Jahre mit Gesamtkosten von angeblich 650 Mio. USD zu leasen, wobei diese Kosten auch die noch ausstehende Fertigstellung des Baus beinhalteten. Doch dieser Zeitpunkt verzögerte sich wegen Unstimmigkeiten über Mehrkosten und Zahlungsschwierigkeiten weiter bis zunächst 2009.
Infolge eines schweren Unglücks bei den ersten Probefahrten in der Japansee am 08.11.2008 mit 20 toten russischen Besatzungsmitgliedern und Technikern und der notwendigen Reparatur (genannt Kosten von 60 Mio. USD) erfuhr das Vorhaben jedoch eine Verzögerung über 2009 hinaus. Zwischen Juli und September 2009 erfolgten dann drei weitere Erprobungsphasen. Finanzielle Unstimmigkeiten führten erneut zu Verzögerungen, nun bis 2011. Die letzten See-Erprobungen vor der Übergabe an Indien erfolgten dann v. 15.11.-28.12.2011, bei der auch die indische Besatzung eingefahren worden ist. Diese Besatzung wurde aus rund 300 indischen Marinesoldaten zusammengestellt, die bereits seit mehreren Jahren zu verschiedenen Ausbildungslehrgängen in St. Petersburg und anderen Ausbildungsstätten der russischen Marine für Atom U-Boote kommandiert worden waren. Durch die verschiedenen Verzögerungen sollen die Leasingkosten inzwischen auf rund 900 Mio. USD angestiegen sein.
Die indische Marine, die bereits Erfahrungen mit dem Leasing eine russischen Atom-UBootes hatte, (1988-1992 ein SSN der „Charlie I“-Klasse) ist nun mit der Leihgabe der Nerpa nach den USA/ RUS/ GBR/ FRA und CHI welt-weit die 6. Marine, die nuklear angetriebene U-Boote betreibt. Die ex-sowjetische „Akula“-Klasse ist eine Serie von SSN mit sehr hoher Unterwassergeschwindigkeit (deutlich über 30 Knoten), sehr großen operativen Tauchtiefen (über 500 Meter) und ihre letzten Einheiten gehören mit zu den leisesten, nuklear angetriebenen U-Boote der Welt.
Das Typboot des Beschaffungsprojektes 971 („Shchuka“), die Akula (K-284), wurde bereits ab 1983 auf der Amur-Werft gebaut und am 30.12.1984 in Dienst gestellt. Die weiteren SSN der ersten, sowohl am Amur, als auch auf der Sevmash-Werft in Severodvinsk am Weißen Meer gebauten Serie („Akula I“) von insgesamt 7 U-Booten wurden dann alle zwischen 1987 und 1990 in Dienst gestellt (Delfin/K-263, Kashalot/ K-322, Ak Bars/ K-480, Bratsk/ K-391, Pantera/ K-317 und Narval, später Magadan/ K-331). Von diesen sind inzwischen 5 außer Fahrbereitschaft, bzw. außer Dienst gestellt und teilweise schon verschrottet worden, nur die Pantera (Nordflotte) und die Magadan (Pazifikflotte) gelten als noch aktiv im Dienst. Ab November 1987 kam es dann bei Sevmash und auf der Amur-Werft zum Bau einer verbesserten Version der „Akula I“, von denen dann 5 U-Boote zwischen 1991 und 1995 in Dienst gestellt wurden (Volk/ K-461, Leopard/ K-328, Kuzbass/ K-419, Tigr/ K-154 und Samara/ K-295) die alle noch als „Akula I mod“ im Dienst sind.
Die 1993 aufgelegte, dann aber erst nach rund 10jähriger Unterbrechung durch das Leasing-Abkommen mit Indien am 04.07.2006 von Stapel gelassene Nerpa (K-152) wurde ursprünglich noch zur „Akula I mod“-Klasse gezählt, durch die Aufnahme der inzwischen erfolgten weiteren Verbesserung (ca. 3 m länger als „Akula I“, verbesserte Schallsignaturen und verbessertes Sonar) bei den Neubauten der „Akula“-Klasse gilt sie nun aber als ein nachträglich gebautes U-Boot der „Akula II“-Klasse. Die U-Boote der „Akula II“-Klasse wurden bei Sevmash in einer Stückzahl von nur 2 zwischen ab 1990 und 1991 gebaut und 1995 (Vepr/ K-157) bzw. 2001 (Gepard/ K-335) in Dienst gestellt und fahren seitdem für die Nordflotte. Drei weitere, als „Akula II“ geplante Einheiten wur-den nicht weitgebaut, die Rümpfe der Boote wurden aber genutzt, um daraus die ersten U-Boote der neuen „Projekt 955“ „Borei“-Klasse zu produzieren, von denen inzwischen das erste (Yuri Dolgorukiy/ K-535) im Dienst ist und zwei weitere (die Alexander Nevsky und die Vladimir Monomakh) noch in 2012 folgen sollen (siehe dazu „Strandgut“ 08-2011).
Zwei weitere, bei der Amur-Werft 1990 und 1991 als „Akula II“ U-Boote begonnene Einheiten sind inzwischen zur Verschrottung verkauft worden. Damit unterhält die russische Marine gegenwärtig noch zwei SSN der „Akula I“, der Status zwei weiterer, außer Dienst gestellter U-Boote dieser Klasse, ist unklar. Weiterhin im Dienst sind die fünf SSN der „Akula I mod“ Klasse und zwei SSN der „Akula II“-Klasse. Insgesamt sind damit 9 SSN der verschie-denen Klassen von „Akula“ U-Booten noch im aktiven Dienst (6 bei der Nordflotte, 3 bei der Pazifikflotte).
Die Nerpa/ Chakra hat bei einer Länge von rund 110 m und einer Breite von 13,5 m eine Unterwasserverdrängung von rund 9.500 t Die Besatzung wird mit 73 Mann angegeben. Für die russischen U-Boote wird als Hauptbewaffnung die aus 4 Torpedorohren á 53,3 cm und 4 weiteren Torpedorohren á 65,0 cm zu verschießenden Torpedos, sowie die 20 Seemeilen fliegende SS-N-15 (NATO-Bezeichnung „Starfish“), die 50 Seemeilen fliegende SS-N-16 (NATO-Bezeichnung „Stallion“) und der 1.100 Seemeilen fliegende „Land Attack Cruise Missile“ SS-N-21 (NATO-Bezeichnung „Sampson“) angegeben, alle Torpedos und Flugkörper können mit nuklearen Gefechtsköpfen ausgestattet werden. Die indische Chakra soll hingegen nur mit dem rund 160 Seemeilen fliegenden Anti-Schiff- Flugkörper 3M-54E „Klub“ (NATO-Bezeichnung: SS-N-27 „Sizzler“) ausgestattet sein, da nach den internationalen Rüstungskontrollabkommen der Export von Flugköpern von mehr als 300 km (= 162 sm) Reichweite verboten ist. Der aus den 53,3 cm Torpedorohren zu verschießende FK „Klub“ ist 8,22 Meter lang und hat ein Gewicht von 1,7 t, er fliegt mit Mach 0,8 in nur 5-20 m Höhe. Dieser FK ist bereits auf den indischen U-Booten der „Sindhughosh“-Klasse eingesetzt.
Die rund 53.000 Soldaten umfassende indische Marine hat sich in den letzten 10 Jahren zu der großen maritimen Regionalmacht im Indischen Ozean entwickelt, die die ganze Bandbreite von schwimmenden und fliegenden Waffensystemen betreibt, vom Flugzeugträger, über Docklandungsfahrzeug, FK-Zerstörern und Fregatten, bis hin U-Booten und zahlreichen, kleineren Fahrzeugen. Die zur Zeit 14 Einheiten umfassende U-Boot Flotte besteht aus 4 SSK des deutschen Exporttyps „T-1500“ und 10 SSK der russischen „Kilo“-Klasse. Am 26.07.2009 ist auch das erste indische U-Boot in Eigenproduktion in Vishakapatnam vom Stapel gelaufen, das mit nuklearem Antrieb versehen wird.
Dieses mit auffällig starken russischen Konstruktionselementen versehene U-Boot, welches den Namen Arihant trägt, ist rund 112 m lang und verdrängt etwa 6.000 t, fährt über Wasser bis zu 15 kn und unter Wasser bis zu 24 kn. Es soll 12 in Indien entwickelte FK vom Typ „K-15 Sagarika“ mit einer Reichweite von 750 km an Bord nehmen, die aus 4 gesonderten Schächten á 3 Startrohren verschossen werden, so dass diesem neuen Atom U-Boot allgemein schon die Klassifizierung SSBN erteilt worden ist. Bemerkenswert, dass diese FK auch mit nuklearen Gefechtsköpfen bestückt werden können. Die Arihant soll 2012 in Dienst gestellt werden. Die Spekulationen über die militärischen Fähigkeiten der Atommacht Indien haben nun neue Nahrung erhalten.
Quellen:
Neue Entwicklungen um deutsche Export-U-Boottypen im Pazifik
Zwei Entwicklungen der jüngsten Zeit bringen die U-Bootwelt, den pazifischen Raum und deutsche Exportkonstruk-tionen erneut ins Gespräch.
Zum Einen wurde am 20.12.2011 ein 1 Mrd. USD umfassender Vertrag zwischen Südkorea und Indonesien unterzeichnet, der die Beschaffung von 3 U-Booten auf der Basis des deutschen Exporttyps „209“ für die Marine Indonesiens vorsieht, von denen 2 bei Daewoo in Südkorea und das dritte in Indonesien gebaut werden sollen. Von den als Typ „1400“ bezeichneten U-Booten für die indonesische Marine soll das erste in 2015 und das zweite in 2018 zulaufen. Damit wird erstmalig ein Land, das zwischen 1993 und 2000 insgesamt 9 U-Boote des Typs „209“ beschafft hatte, von den nur das erste noch bei HDW und alle anderen bei Daewoo in Südkorea gebaut worden waren, seine Erfahrungen aus dem Bau dieser U-Boote in eigene Konstruktionen für den Export umsetzen.
Südkorea hat bekanntlich Ende 2000 auch zunächst 3 U-Boote des HDW-Export Typs „214“ mit seinem revolutionären außenluftunabhängigen Antrieb in Auftrag gegeben, Materialpakete dieses Typs sind ab 2002 von HDW zur südkoreanischen Bauwerft Hyundai gegangen und alle drei Boote sind inzwischen in Dienst gestellt (Son Won Il/ SS-072, Jung Ji/ SS-073, An Jung-geun/ SS-075). 6 weitere U-Boote des Typs 214 sind in Auftrag gegeben, von denen die ersten drei seit 2009 in Südkorea im Bau sind.
Zum Anderen erfahren die gegenwärtigen Überlegungen in Australien ( siehe „Strandgut“ 11-2011) zur Beschaffung eines Ersatzes für seine 6 „Collins“-Klasse U-Boote mit Bauvertrag ab etwa 2014/ 2015 durch die kürzlich von HDW vorgestellten Studie für ein neues deutsches Export U-Boot vom Typ „216“ eine wichtige Bereicherung. Diese neuen „Super“-U-Boote sollen mit etwa 4.000 t Verdrängung bei 89 m Länge mehr als doppelt so groß werden wie die bisherigen Export-Typen „214“. Sie haben ebenfalls außenluftunabhängigen Antrieb und ermöglichen ununterbrochene Unterwasserfahrten von mindestens 2 Wochen, haben eine Reichweite von rund 10.000 sm, beachtliche Tieftaucheigenschaften, dazu die Fähigkeiten zum Verschuss von Torpedos und Flugkörpern, sowie ein „Swimmer Delivery Vehicle“ zum verdeckten Absetzen von Marinespezialkräften.
Australien hat bereits einige U-Boot Konstrukteure zur Abgabe von Bau- und Lieferkonzepten zum Ersatz seiner „Collins“ U-Boote aufgefordert, so neben Spanien mit seinem „S-80“ Typ, Frankreich mit dem Typ „Scorpene“ von DCNS und auch HDW, das nun mit dem Typ „216“ sicherlich ein nachdenkenswertes Konzept vorgestellt hat.
Quellen:
- www.canberratimes.com.au/news
- marineforum 01-2012