Kapitel 7

Home / Kapitel 7

Zur Themenübersicht

Der Raum „Wolfgang Lüth“

Gleich links, wenn man den Raum betritt, erinnern Stücke an Ehrungen ausländischer U-Boots-Gemeinschaften für die vom Archiv geleistete Arbeit für die U-Bootfahrer der Welt: So hat mich der französische U-Bootfahrer-Verband zum Ehrenmitglied ernannt, aus den USA erhielt ich eine Einladung der US-Navy nach San Diego und Pearl Harbour, über die ich hier gesondert berichten möchte, und die Ehrungen aus England sind so umfangreich, da brauchten wir einen gesonderten Raum, um sie auszustellen.

Also: 1988 erhielt ich von der Submarine-Base San Diego eine Einladung, man würde sich freuen, mich als Gast begrüßen zu können. Der Hauptanlass war die Einweihung einer Granitstele für den US-Carrier Core. Ich hatte alles Material der U-Boote zusammengestellt, mit denen die Flugzeuge des Trägers „zu tun“ hatten. Diese und andere Erfolge des Trägers waren auf dieser Stele eingemeißelt.

Die Einweihung war eine zu Herzen gehende Feierstunde, in der nicht nur die Core gewürdigt wurde, sondern mindestens genauso die Tapferkeit und die heldenhafte (der Begriff wurde wirklich in der Festrede benutzt) und faire Kampfesweise der GERMAN U-BOATS! Ich saß zusammen mit US-Veteranen, die in USA bei jeder Veranstaltung mit „dabei sind“ (das vermisst man in unserer Republik) in der ersten Reihe und erhielt aus der Hand des US-Admirals der Submarines eine Auszeichnung und die Einladung nach Pearl Harbour und für eine Fahrt mit einem amerikanischen Atom-U-Boot.

Flug nach Hawaii, Unterbringung im Offizierheim Pearl Harbour, – persönliche Führung zu den Gedächtnisstätten, dort allein mit meinem Guide auf der Gedenkplattform über dem Schlachtschiff Arizona, dessen Gefallene für ewig „on Duty“ sind, – blieb mir immer in der Seele hängen! Und dann die Einschiffung an Bord des Atom-U-Kreuzers Bremerton!

Das war ein Erlebnis besonderer Art: So ein Schiff ähnelt mehr einem Hotel als einem U-Boot: Große Räume für die Besatzung, jeder Mann hat seine eigene Koje, – nein, das sind keine Kojen mehr, – das sind komfortable Betten! – In den Räumen Getränke-Automaten – von Coca Cola bis Sprite – alles drin, ferner in jedem Raum ein TV-Gerät. (Natürlich in größeren Tiefen des Pazifik nur mit Video-Filmen zu nutzen.) Der Kommandant führte mich persönlich vier Stunden durch dieses Schiff. In seiner Kajüte – nicht die geringste Ähnlichkeit mit der durch einen Vorhang abgetrennten Ecke, die der Kommandant eines VII-C-Bootes hatte – zeigte er mir die Video-Filme für das „Kino an Bord“ – nahm eine bestimmte heraus mit den Worten ‚this is our bible, – we adore the german U-Boat-men…‘ — es war der Film ‚Das Boot‘ – wir haben noch viel darüber gesprochen !

p090_1_00

Eindrucksvoll waren für mich aber die hohe Achtung, die man in der US-U-Bootwaffe den deutschen U-Bootfahrern entgegenbrachte, und das nicht nur durch die Erfahrung auf der Bremerton, sondern in allen Bereichen, denen ich begegnete. Schauen wir im Raum Lüth nach rechts vom Eingang, so ist da die Ecke ‚Bundesmarine‘. Flagge, Kommandantenwimpel und Geschwader-Stander sind eine Gabe des damaligen FKpt. Bernd Molter, der eine Zeitlang mit dem Ge-danken gespielt hatte, nach seiner Pensionierung Mitarbeiter im U- Boot-Archiv zu werden, was aber aus familiären Gründen nicht zu verwirklichen war. Auffallend ist ein Torpedo-Luk eines Typ 206 und die beiden langen Röhren, eine Ortungsboje und die dazugehörige Hülse. In Admiral Hans Lüssow (Bild) hatte ich einen guten Freund und Gönner. Links im Raum ein Kleiderschrank mit Glastür, der Uniformteile aus Nachlässen in sich birgt. – Gleich daneben haben wir eine Kleiderpuppe als Kommandanten in Lederzeug, – also wie „auf Brücke im Einsatz“ angezogen.

p090_1_02

In der großen quadratischen Glasvitrine auf der linken Seite des Raumes sind viele „Kleinstücke“ zu sehen, die aber bezeichnet sind: Ordens-Einzelstücke und Konvolute, U-Boot-Uhren, wie sie zur Ausrüstung gehörten und in das Eigentum jedes Mannes übergingen.

Zwei Kleiderständer mit Lederjacken, wie sie das Maschinenpersonal trug, haben Schwimmwesten umhängen, – ein brauner Tauchretter hängt über der Stuhllehne.

In der schmalen Vitrine sind Flaggen aufbewahrt, von denen jede einzelne ihre Geschichte hat. – Eine soll hier für alle stehen: Die seidene Flagge mit den goldenen Fransen ist die Indienststellungsflagge U 181 – 1. Kdt. KKpt. Wolfgang Lüth, der damals schon hoch ausgezeichnet war, – es war die Ehrenflagge für ihn. Ich erhielt sie von der Witwe von Wolfgang Lüth, – als ich sie mit dem Soldaten, der ihren Mann versehentlich erschoß, auf ihren Wunsch zur Versöhnung zusammenbrachte. Die Marine-Kriegsabzeichen der Marine-Einheiten und alles andere in dieser Vitrine und im Raum sprechen für sich.

 

Zu Kapitel 8