Kapitel 20
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Die U-Boots-Kanone 8,8 cm
Wir waren mit 865 Umzugs-Kartons, Möbeln, Regalen, insgesamt 34 Möbelwagen-Metern (3 à 10, 1 à 4 m) im Januar 1989 von Sylt nach Altenbruch umgezogen, alles war an seinem vorgesehenen Platz.
Eine würdige und sehr feierliche Einweihungsfeier hatte in der Villa Gehben stattgefunden, das hatte in Niedersachsen Aufmerksamkeit geweckt: Wir bekamen Besuch von jemandem, der uns eine restaurierte 8,8cm – U-Bootskanone anbot. Da konnte ich doch nicht ‚nein‘ sagen! Auf die sofort in mir auftauchende Frage ‚wie transportieren wir die her?‘, bekam ich von dem Anbietenden, der nicht genannt sein möchte, auch gleich eine Lösung angeboten: Er habe einen Transportkran zur Verfügung – keine Sorge! Zur Kanone gehörten auch zwei Pivots (ein Pivot ist ein Unterbau für eine Kanone, um sie an Deck zu befestigen). Wir wählten als Platz eine Stelle hinter dem Haus.Das Pivot wurde eingegraben und fest zementiert – dann kam der Kran mit der Kanone, die in einem fast neuwertigen Zustand war – sie war im Arsenal kurz vorher noch überholt worden.
Dieses fantastische Stück so dem Wetter und den aggressiven Jahreszeiten aussetzen, – das wollten wir nicht! Unsere Dresdener Freunde Birgit Hentschel und Thomas Wende nähten aus sehr starkem Segeltuch eine Persenning (Schutzüberzug). Das war ein ganz guter Schutz. Aber nun kamen ja die Besatzungstreffen nach Altenbruch, um das Archiv zu besuchen, und die Kanone war natürlich ein besonderes Stück, das wollten die Kameraden sehen! Also Persenning runter – viele Hände halfen wegen des Gewichtes! Dann wurde von den Kameraden mit dem Geschütz, das natürlich nicht mehr schussfähig war, exerziert, trotz der dicken Fettschicht, die als zusätzlicher Schutz noch aufgetragen war. Das störte anscheinend die ‚alten Kanoniere‘ weniger, aber ihre Frauen dafür mehr!
Wenn die Besatzungen wieder weg waren, blieb es an meiner Frau und mir, die schwere Plane der Kanone wieder anzuziehen! So ging es also nicht weiter! Sieben Jahre ging es so! Da tauchte die Idee auf, für das Geschütz einen festen, überdachten Raum zu schaffen.
Zwischen Haus und Garage war ein genügend großer Platz frei. Wir erhielten die Baugenehmigung von der Stadt und fanden auch eine solide Baufirma mit einem preiswerten Angebot. Die Arbeit begann:
Unsere Freunde aus Dresden Birgit Hentschel und Thomas Wende waren da und begannen am 20. März 1998, das Erdreich für das Fundament auszuheben. Vier Tage später waren wir so weit, Beton für den Estrich einzufüllen, in den das zweite Pivot an dem vorgesehenen Platz eingesetzt wurde. Diese Arbeiten konnten wir allein machen, das sparte uns doch eine Menge Geld ein. Unsere Dresdener waren wieder weg, – am 08. April begann die Baufirma mit dem Aufmauern der Wände und nun musste alles erst einmal trocknen. Als es dann so weit war, half uns das Marine-Flieger-Geschwader 3 indem es mit einem fahrbaren Kran die Kanone ums Haus herumfuhr.
Natürlich wurde diese Aktion für unsere Foto-Chronik mit vielen Fotos festgehalten! Nun war nur noch das Dach aufzubringen, und das wurde von unserem FTU-Freund Lutz Fiebiger, der Dachdecker ist, und seinem Sohn professionell und bestens erledigt.
Das war wieder ein sehenswertes Schauspiel für viele Ortsbewohner! Der Dachbereich unseres ‚Kanonenhauses‘ war ja noch offen, und so setzten wir unter Ziehen und Zerren das, gute Stück‘ am 14.04.1998 mühsam auf seinen Platz auf das Pivot, – die großen Muttern wurden festgezogen, – unsere „8,8“ stand!
Vor der Kanone stehen mehrere Kartuschen – vor allem 8,8 cm – da gibt es die langen U-Bootskanonen waren kürzer, sie hatten eine geringere Treibladung, und die kurzen. Die langen werden bei einem Langrohr-Geschütz dieses Kalibers eingesetzt, weil damit weit entfernte Ziele beschossen wurden. Die Kartuschen da es sich beim Artillerie-Gefecht der U-Boote um Nahdistanzen handelte.
Mit der Zeit fanden auch andere Stücke Platz in diesem Raum, über die ich jedoch speziell schreiben werde.
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