Hellwinkel, Lars
Lars Hellwinkel
„Der deutsche Kriegsmarinestützpunkt Brest“, Bd. 16 in der Kleinen Schriftenreihe zur Militär- und Marinegeschichte, Verlag Dr. Winkler, Bochum März 2010, ISBN 978-3-89911-103-3 Kt, 34,75 Euro.
In der 2001 begonnenen und inzwischen von Marinehistorikern und an Marinegeschichte Interessierten sehr geschätzten „Kleinen Schriftenreihe zur Militär- und Marinegeschichte“ ist im Dezember 2010 der 16. Band er-schienen, der eine vom Autor Lars Hellwinkel im Mai 2006 vorgelegte Promotionsschrift enthält. Auf insgesamt 265 Seiten Text liefert der Autor eine umfangreiche Darstellung der kurzen Geschichte des von den Deutschen im besetzten Frankreich zwischen 1940 und 1944 in Brest für die Kriegsmarine eingerichteten Stützpunktes mit Reparaturkapazitäten.
Die Promotionsschrift ist 2006 in ungewöhnlicher Weise zeitgleich bei zwei „Doktorvätern“ eingereicht worden, an der Uni Kiel beim renommierten Historiker Prof. Dr. Michael Salewski und an der Uni Brest beim dortigen Historiker Prof. Dr. Christian Bougeard.
In neun, nach Untersuchungsgebieten gegliederten Textkapiteln beschreibt Hellwinkel die gesamte Entwicklung, die zur Einrichtung eines deutschen Marinestützpunktes ab Juli 1940 in Brest geführt hat, sowie dessen Betrieb und schließlich dessen Aufgaben im Spätsommer 1944. Bemerkenswert neben den immer hilfreichen und vertiefenden Anmerkungen zu den einzelnen Kapiteln die fast 200 angegebenen Literaturbelege, 15 Nachschlagewerke und 12 umfangreiche Dokumentenquellen.
Die ganz offensichtlich gewissenhafte und auch auf letzte Details bedachte Recherche hat zu einem Gesamtwerk von unglaublicher Fülle an Einzelheiten geführt. Gleichzeitig umrahmt und ergänzt der Autor diese fast erschlagene Datensammlung durch sehr hilfreiche Darstellungen von zugehörigen, übergeordneten Lageentwicklungen. Es gilt dabei hervorzuheben, dass Hellwinkel eine in dieser Form bisher nicht vorlegte Erforschung auch französischer Quellen geleistet hat und somit zu einer sehr ausgewogenen Darstellung unter gleichgewichtiger Nutzung deutscher und französischer Marinegeschichte gelangt.
Die Arbeit ist von zwei großen Marinehistorikern begutachtet worden und hat ihre positiven Bewertungen erhalten. Es sollte deshalb nicht der Versuch unternommen werden, nun auf mögliche vereinzelte Fehler einzugehen und daraus ggf. ein eher negatives Urteil zu Hellwinkels Buch abzuleiten. Es wäre vielleicht wünschenswert gewesen, die ursprüngliche, eher für den Wissenschaftler gedachte Promotionsschrift bei deren Veröffentlichung durch die eine oder andere Ergänzung attraktiver für einen größeren Leserkreis zu mache. So stehen die nicht des Französischen mächtigen Leser gelegentlich etwas hilflos bei den nicht wenigen und immer sehr wichtigen Original-Zitaten in französischer Sprache da, die dann keinerlei Übersetzung finden. Auch wäre eine etwas ausführlichere Darstellung des Lebens der Deutschen und Franzosen im Brest unter der deutschen Besatzung und ständigen alliierten Bombenangriffen hilfreich gewesen. Dafür wären die in Textform nur schwer nachzuvollziehenden, länglichen Darstellungen von permanenten Neu- und Umorganisationen sowie Zuständigkeiten der Wehrmacht und Kriegsmarine in und um Brest besser in einfachen Schautafeln und Organigrammen in Anlagen aufgehoben.
Insgesamt ist dieses Buch aber für jeden, der an einem beispielhaften Kapitel deutscher Besatzung Frankreichs und speziell an der Präsenz der Kriegsmarine in Brest interessiert ist ein Muss. Prof. Dr. Salewski wünscht dem Buch in seinem Geleitwort eine weite Verbreitung – in Frankreich und in Deutschland. Dieses kann nur unterstützt werden.
Hellwinkel hat offenbar seine Untersuchungen zur Einrichtung von Marine-Stützpunkten im besetzten Frankreich durch das Deutsche Reich fortgesetzt und dazu eine weitere Veröffentlichung unter dem Titel „Hitlers Tor zur Welt – Die deutschen Kriegsmarinestützpunkte in Frankreich 1940-1945“ für April 2012 angekündigt.
Peter Monte, Deutsches U-Boot Museum