Göthling, Wolfgang
Göthling, Wolfgang / Lörscher, Oliver / Schnetzke, Simon
Ausgeliefert – Die deutschen U-Boote 1918-1920 und ihr Verbleib, eine Dokumentation
Druck und Bindung: digital business and printing GmbH, Berlin April 2012, ISBN 978-2-00-037421-0, 49,50 Euro
Unsere Freunde von „Arbeitskreis Krieg zur See 1914-1918“, die schon seit mehreren Jahren mit ihren regelmäßigen Veröffentlichungen in dem von ihnen herausgegebenen „Marinenachrichtenblatt“ für viele interessante Artikel mit zumeist neuen Forschungsergebnissen zur Geschichte des Seekrieges im Ersten Weltkrieg auf sich aufmerksam gemacht haben, legen im April 2012 eine bislang in diesem Umfang noch nicht erlebt Fleißarbeit vor.
In ihrem voluminösen Werk von 497 Seiten mit 441 Seiten reinem Text sowie 130, zum Teil noch nicht veröffentlichten Photos wird nach einem Vorwort und einer Einleitung in 7 Kapiteln minutiös und mit bemerkenswerten Detail der Verbleib aller bei Kriegsende 1918 noch im Dienst oder im Bau befindlichen U-Boote der Kaiserlichen Marine dargestellt. Dazu sind allein 30 Akten des Bundes-archivs/ Militärarchivs und weitere Aktenbestände aus 4 ausländischen Archiven studiert, sowie insgesamt 49 Autoren, 43 Periodika und 34 Internet-Adressen als Litera-turquelle genutzt worden. Es gilt zu unterstreichen, dass die Autoren bewusst nur auf Primarquellenstudium gesetzt und somit auch keinen Gebrauch z.B. vom Standardwerk „Deutsche U-Boote“ von Vater und Sohn Lipsky von 2006 mit dessen ähnlichen Angaben zum Verbleib der Kaiserlichen U-Boote gemacht haben, weil dieses eine reine Sekundärliteraturstudie zu sein scheint.
Sehr hilfreich erweisen sich für einen schnellen Einstieg die Einführung mit einem Überblick über die wesentlichen Ereignisse im U-Bootkrieg 1914-1918 am Anfang sowie das 23-seitige Personen- und 8-seitige U-Bootsverzeichnis am Ende des Buches. Die Autoren verzichten auf ein gesondertes Anmerkungs- und Quellenverzeichnis, vielmehr haben sie benutzte Quellen direkt in herausgehobener Form in ihre Texte eingebaut.
Die Verfasser zeigen auf, wie von ehemals 376, von der Kaiserlichen Marine seit 1906 insgesamt in Dienst gestellten U-Boote die 171 bei Kriegsende noch im Dienst befindlichen U-Boote durch die siegreichen Alliierten aufgeteilt und dann entweder zum Abbruch oder zur weiteren Nutzung in ihren Marinen verfügt wurden. Die Einzelheiten der Überführungen und weiteren Verteilung der U-Boote werden in großem Detailierungsgrad beschrieben, ebenso wie Übersichten zu dem an diesen Maßnahmen beteiligten Personen erfolgen, und zwar nicht nur die der Kaiserlichen Marine. Es werden aber auch Angaben zum Verbleib der U-Boote gemacht, deren Bau auf den 10 deutschen Werften bei Kriegsende in unterschiedlichem Umfang vorangeschritten war. Und, es gibt Zusammen-stellungen zur Ablieferung von den Bauteilen und Betriebsanlagen, die zum Einbau in neuen U-Booten vorgesehen waren. Ein aufschlussreiches Kapitel ist die Darstellung des Einflusses des deutschen U-Bootbaus und seiner Techniken auf die Entwicklungen in anderen Marinen aufgrund der Auslieferung der deutschen U-Boote.
Man findet die Geschichte der letzten Monate, bei einigen Booten auch Jahre, der 1918 den Alliierten zugefallenen U-Boote der Kaiserlichen Marine sowohl in Sachgebieten zusammengefasst, als auch bootsbezogen in Einzeldarstellungen. Es ist beeindruckend, mit welcher Sorgfalt die Zusammenstellungen erfolgt sind und es lassen sich nur ganz wenige Fehler und Unstimmigkeiten feststellen. Die Autoren haben mit ihrem Werk eine höchst wertvolle Übersicht zum Ende des ersten Kapitels der Geschichte der deutschen U-Bootwaffe geliefert. Deshalb gebührt Ihnen großes Lob und Anerkennung für diese in Form, Umfang und Detail bislang unerreichte Darstellung des Endes der U-Boote der Kaiserlichen Marine.
Fazit:
Ein ungemein wichtiges Buch, das eine lange bestehende Lücke zum Schicksal der U-Boote der Kaiserlichen Marine nach Ende des Ersten Weltkrieges in bislang nicht gesehener Detailfülle schließt. Dieses Werk gehört in jede Bibliothek zur Geschichte des deutschen U-Boote und bietet zudem viele Anregungen für weitere Untersuchungen.