Biographie von U 2506
Informationen zu U 2506 ( Typ XXI )
Kiellegung am 29.05.1944
Stapellauf am 05.08.1944
Indienststellung am 21.08.1944
Bauwerft Blohm & Voss Hamburg
Das Boot gehörte der 31. U-Flottille (ab) 08.1944 bis 04.1945 und der 11. U-Flottille (fb-oE) von 04.1945 bis 05.1945 an. Kommandant war KL Horst von Schroeter. Nach dem Auslaufen aus Bergen (N) am 14.06.1945 wurde U 2506 am 05.01.1946 durch Artilleriefeuer versenkt. Das Besatzungsmitglied Heinz Berz – geb. 04.12.1926 – war als Funkgefreiter (FkGfr) in der Zeit vom Dezember 1944 bis Mai 1945 an Bord.
Biographie von U 2506
U 2506 war das Nachfolgeboot des legendären U 123 (bekannt durch Operation Paukenschlag), das Mitte 1944 außer Dienst gestellt wurde. U 2506 wurde am 31.08.1944 unter dem Kommando von Kapitänleutnant z. See[sic!] Horst von Schroeter in Dienst gestellt und absolvierte die üblichen Probefahrten.
Ich kam am 24.12.1944 um 18.00 Uhr in Danzig (Schichau-Werft) an Bord – rechtzeitig zur Weihnachtsfeier. Am 25.12.1944 liefen wir zu Übungsfahrten (NEK-Erprobung und Einschießen der beiden 3 cm-Zwillingsgeschütze im Turm) in die Ostsee aus. Danach Einlaufen in Pillau, Überholung der Funkanlagen (ich schreibe das aus Sicht der Funkbesatzung) und Ausbildung an der Bedienung der 3 cm-Maschinenwaffen.
Am 31.12.1944 Auslaufen nach Gotenhafen, Silvesterfeier an Bord, um 00.00 Uhr Feuerwerk aus allen Rohren von den im Hafen liegenden Schiffseinheiten, nur wir durften nicht – Befehl vom Kommandanten!
Abends Auslaufen zur taktischen Übung, am nächsten Tag Treffpunkt mit Minensucher 553 zur Abhorcherprobung und bestimmten Peilungen. Auf Seerohrtiefe werden wir nachts gegen 02.00 Uhr von den Minensucher aus unbekannten Gründen gerammt und rauschen ab. Der LI. Oberleutnant König (geheim genannt „Der King“), fängt das Boot rechtzeitig ab, allerdings ohne aufzutauchen.
Als wir am nächsten Morgen auftauchen, steilen wir fest, dass der Schnorchel hin ist und halb über Bord hängt, die Sehrohre sind schwer beschädigt. und ein Tauchbunker ist eingedrückt. Einlaufen zur Reparatur in Danzig am 03.01.1945, nachdem wir den Schnorchel in der Ostsee versenkt hatten.
Am 14.01.1945 laufen wir zur taktischen Übung aus Danzig aus. Wir fahren Angriffe auf das Übungsgeleit, werden selbst angegriffen, Alarmtauchen am laufenden Band. Wassereinbrüche, u.a. in Funkraum. wo wir bis fast zu den Knien im Wasser standen. Und das alle bei schwerstem Wetter. Es waren für mich die härtesten Tage, die ich je erlebt habe.
Nach sieben Tagen Rückkehr nach Gotenhafen und zur Halbinsel Hela, von der wir am 25.01.1945 zu einem mehrtägigen Übungs-Unterwassermarsch auslaufen. Am 30.01.1945 spät abends hören wir im Horchgerät schwere Detonationen, und über Funk erfahren wir, dass in der östlichen Ostsee der Teufel los ist. Der Kommandant gibt einen FT an den B.d.U. Ab, ob wir unter diesen Umständen die Übung fortsetzten oder abbrechen sollen. Die Antwort: „Übung abbrechen, Gotenhafen anlaufen!“. Inzwischen hatten wir erfahren, dass die Explosionen das Totengeläut für die Wilhelm Gustloff waren.
Mit dem Befehl, Flüchtlinge an Bord zu nehmen und heim ins Reich zu bringen, begann für mich, der darauf wartete, endlich auf Feindfahrt zu gehen, eine neue Dimension: Statt abschießen – Menschen retten. Mit ca. 60 Flüchtlingen vollgepackt machten wir uns – wegen der ständigen Gefahr durch russische U-Boote und Flugzeuge mehr unter als über Wasser – auf den Heimmarsch. Am 06.02.1945 tauchten wir vor Travemünde auf und legen neben U 2524 und U 2526 an. Nach dem Ausschiffen der Flüchtlinge – einige Männer, aber mehr Frauen und Kinder, die sich z.B. bei Alarmtauchen vorbildlich verhielten – machten wir uns auf den Heimweg nach Hamburg zwecks Überholung des Bootes.
Wegen einer Verminung der westlichen Ostsee durch britische Flugzeuge hatten wir unterwegs längere Liegezeiten und kamen erst am 18.02.1945 in Hamburg an. Ein Teil der Besatzung fuhr ins Erholungsheim nach Bad Wiessee, der Rest beteiligte sich an der Generalüberholung des doch stark ramponierten Bootes. Bei den ständigen Luftangriffen auf Hamburg war es ein Wunder, dass unser Boot weder im Trockendock noch später an der Pier getroffen wurde, während rings um U 2506 Boote schwer beschädigt oder ganz vernichtet wurden. U 2506 muss irgendwie das Glück von U 123 übernommen haben.
Nach Überholung des Bootes laufen wir am 06.04.1945 zur Frontausrüstung nach Kiel, wo wir Torpedos, Munition und Verpflegung übernehmen. Am 14.04.1945 laufen wir im Geleit mit anderen Booten des Typs VII C und einem Minensucher als Spürhund nach Horten (Norwegen) aus. Nach Feindortung im Skagerrak tauchen wir schnellstens weg und erfahren später, dass zwei Boote aus unserem Geleit versenkt wurden und dass U 2503 mit Überlebenden nach Dänemark gelaufen ist.
Bei Horten im Oslo-Fjord machten wir dann die berühmt-berüchtigten Tieftauchversuche in bis über 300 Meter Tiefe, die nicht nur dem Kommandanten Kopfzerbrechen bereiteten (Jahrzehnte später, im internen Kreis gestand er ein, dass damals gedacht habe, da kommen wir nicht wieder hoch), sondern auch die an Bord anwesenden Ingenieure hatten blasse Gesichter. Irgendwann krachte es dann ganz bedenklich und je tiefer wir runtergingen, desto bedenklicher hörte man das Knistern des unter Hochdruck stehenden Bootskörpers und man sah, dass selbst unter den alten Hasen, die doch schon durch viele Wasserbombenangriffe gegangen waren, der Schweiß auf der Stirn stand. Aber endlich hatten wir keine Wassereinbrüche mehr – wie in den vorhergehenden Monaten. Nur ein vorderes Luk, in dem ein Rettungsschlauchboot war, war geplatzt. Das Schlauchboot holten wir uns an der Wasseroberfläche wieder – also waren wir reif für die erste Feindfahrt.
Am 28.04.1945 ist es soweit. Von Kristiansand aus laufen wir zur ersten Feindfahrt mit U 2506 getaucht aus. Wir kommen nur bis kurz vor die Shetland-Inseln, dann streikt der Schnorche1. Eine Reparatur – aufgetaucht während der Nacht – ist wegen der permanenten Luftüberlegenheit der Alliierten nicht möglich, so dass der Kommandant die Rückkehr nach Bergen befielt. Aus der Sicht von damals war es eine Riesenenttäuschung für mich, der es nun endlich dem Gegner zeigen wollte.
Am 01.05.1945 laufen wir in Bergen wieder ein, wo der „King“ sich postwendend daran macht, den Schnorchel in Ordnung zu bringen. Nach der Reparatur wird das erneute Auslaufen auf den 05.05.1945 um 20.00 Uhr angesetzt. Doch im Laufe des Tages kommt der Befehl des B.d.U. An alle Boote, nicht mehr auszulaufen und in den Häfen zu bleiben. Unser Boot wurde nach der Kapitulation in Bergen den Engländern übergeben und mit englischer Besatzung sowie vier deutschen Besatzungsmitgliedern aus dem technischen Bereich nach England überführt.
Die in vielen Büchern veröffentlichte Ansicht, dass nur U 2511 unter Korvettenkapitän Albert [sic!] Schnee noch auf Feindfahrt gegangen ist, stimmt also nicht.
Heinz Berz