Der Untergang von SM U 30

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Erzählt von Wilhelm Loesing

Das gehobene SM U 30 zwischen den beiden Bergungsschiffen Nordsee (l.) und Ostsee im Hafen von Emden

Am 22. Juni 1915 befand sich das Unterseeboot SM U 30 gegen Abend auf der Reede von Borkum, um hier in einer etwa 40 Meter tiefen Rinne eine Druckprobe durchzuführen. Alles verlief planmäßig, bis plötzlich ein Schauglas eines Tauchtanks platzte und ein etwa 3 Finger dicker Strahl Wasser in das Innere des Bootes eindrang. Durch Verkettung unglücklicher Umstände gelang es der Mannschaft nicht, den Strahl abzustellen oder das Boot durch anblasen mit Pressluft ganz an die Oberfläche zu bringen. Nur das Heck des Bootes kam für einige Zeit noch einmal steil an die Oberfläche.

Der sofort unternommene Versuch, das Boot auf flaches Wasser zu schleppen, schlug leider fehl. Auch konnte vor dem endgültigen Absinken nur der Kommandant, der Steuermann und ein Matrose aus dem Turm des U-Bootes geborgen werden. Alle weiteren Bemühungen, den Rest der Besatzung zu retten, waren erfolglos, obwohl man sich noch zwei Tage lang mit den eingeschlossenen durch Klopfzeichen verständigen konnte. Die endgültige Hebung des Bootes wurde dann durch die Bergungsschiffe Ostsee und Nordsee durchgeführt.

Infolge des starken Stroms an der Unfallstelle und der nur kurzen Stillwasserzeiten war das arbeiten für die Taucher auf der großen Wassertiefe sehr erschwert. Der Meistersmaat Hüneke von der 6. U-Flottille vollbrachte dabei Leistungen, die bis dahin für unmöglich gehalten wurden. So konnte das Boot erst am 27 August unter Ausnutzung des Tidenhubs gehoben werden und wurde dann bei Nacht nach Emden gebracht und bei den Thyssen-Nordseewerken eingedockt.

Noch in der selben Nacht wurden die furchtbar aussehenden Leichen der Verunglückten von der Sanitätskolonne aus dem Boot gebracht, eingesargt und in einem Möbelwagen der Firma Bordeaux zur Bronshalle gebracht und aufgebahrt. Von hieraus wurden die Särge am Sonntag, dem 29. August dann auf Pferdewagen zum lutherischen Friedhof an der Auricher Straße gebracht. Die Marinekameradschaft rief durch eine Anzeige in der Emdener Zeitung vom 29.08. dazu auf, an den Beerdigungsfeierlichkeiten für die durch einen Unglücksfall Verunglückten am 29.08. um 15:45 Uhr teilzunehmen.

Warum und wodurch die „Verunglückten“ zu Tode gekommen waren, das wurde geheim gehalten, da damals etliche U-Boote versanken und man niemanden beunruhigen wollte. Selbst die Beerdigungsfeierlichkeiten, bei denen auch der gerettete und inzwischen völlig ergraute Kommandant, Kapitänleutnant von Rosenberg anwesend war, waren noch ein fürchterliches Erlebnis, denn während der Grabrede entlud sich ein heftiges Gewitter mit Blitz und Donner, als wenn der Himmel sprechen wollte.

Kapitänleutnant von Rosenberg übernahm bald darauf das Boot U 67, das ebenfalls auf der Ems stationiert war. U 30 wurde 1916 wieder in Dienst gestellt.

Quelle:

U-Boot Archiv Altenbruch

Bootsordner SM U 30