Die Geschichte von U 464

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U 464 war eines von 10 Versorgungs-U-Booten des Typs XIV der Kriegsmarine. Ohne überhaupt ein Frontboot versorgt zu haben, war es das erste Boot dieses Typs, das den Alliierten zum Opfer fallen sollte.

Am 18.03.1941 beginnt seine Geschichte mit seiner Kiellegung unter der Baunummer 295 auf Helling 3 der Deutsche Werke Kiel, nachdem es 15.08.1940 von der Kriegsmarine bestellt worden war. Wie auch bei anderen Neubauten üblich trafen Teile seiner Besatzung bereits vor dem Stapellauf auf der Werft ein, um sich bei der Baubelehrung mit allen Einrichtungen ihres Bootes gründlich vertraut zu machen. Am 20.12.1941 wurde U 464 vom Stapel gelassen. Nach Abschluss aller Werftarbeiten wurde es rund fünf Monate später am 30.04.1942 feierlich von seinem neuen Kommandanten KptLt. Otto Harms in Dienst gestellt.

KptLt. Otto Harms

Otto Harms trat 1934 als Offiziersanwärter in die Reichsmarine ein und wechselte nach einer Dienstzeit auf dem leichten Kreuzer Leipzig sowie einer Stabsverwendung an Land Anfang 1939 zur U-Boot-Waffe, wo er zunächst als Wachoffizier bei der U-Flotille Hundius diente. Im Oktober und November 1939 absolvierte Harms seinen Kommandantenlehrgang bei der U-Bootschulflotille in Neustadt. Bei dieser übernahm er am 27.11. mit dem Schulboot U 6 vom Typ II A auch sein erstes Kommando über ein U-Boot. Harms führte U 6 bis er Mitte Januar 1940 U 56 vom Typ II C, einem Frontboot der 1. Flotille, übernahm. Mit diesem führte er 7 Feindfahrten mit insgesamt 149 Seetagen durch. Die ersten vier Feindfahrten führten U 56 in die Nordsee, während die drei anderen westlich der britischen Inseln stattfanden. Harms konnte auf seiner vorletzten Feindfahrt zwar zwei Schiffe mit zusammen 22.331 BRT versenken, erwarb sich aber ansonsten den Ruf, für den Kommandanten eines Frontbootes vielleicht etwas zu vorsichtig zu sein, eine Eigenschaft, die dem Kommandanten eines Versorgungsbootes allerdings gut zu Gesicht stehen könnte. Nicht zuletzt deswegen dürfte Otto Harms später von Karl Dönitz als Kommandant von U 464 ausgewählt worden sein. Im November 1940 übernahm er dann einen Posten als Lehrer bei der 2. U-Lehrdivision in Gotenhafen, eine Stellung, die er für fast für eineinhalb Jahre bis zum Beginn der Baubelehrung für U 464 innehaben sollte.

Unmittelbar nach der Indienststellung unterzog sich U 464 der Abnahme durch das U-Bootabnahmekommando (UAK). Bei dieser wurden sämtliche Einrichtungen des Bootes gründlich geprüft. Eine Erprobung im Druckdock des UAK konnte auf Grund der Abmessungen des Bootes nicht stattfinden. Am 19.05. trat U 464 seinen Marsch zur Erprobung und Ausbildung in die östliche Ostsee an. Nach einem Zwischenstopp in Stettin erreichte es am 22.05. Gotenhafen, wo es nach kleineren Überholungsarbeiten bei den Deutschen Werken das Pfingstwochenende verbrachte. Am 26.05. brach U 464 dann zu verschiedenen Erprobungen und zur praktischen Tauchausbildung nach Danzig auf. Das folgende Wochenende verbrachte U 464 wieder in Gotenhafen. Vom 08.06. an wurden von Gotenhafen aus weitere Ausbildungen bzw. Auftriebsversuche und Messungen durchgeführt.

Am 15.06. begann für das Boot die praktische Ausbildung bei der AGRU-Front, bei der Kommandant und Besatzung unter möglichst realitätsnahen Bedingungen in der Handhabung ihres Bootes gedrillt wurden. Es wurde Alarmtauchen aus den unterschiedlichen Überwasser-Fahrzuständen des Bootes, Befehlsübermittlung sowie das Steuern des Bootes, auch mit der Simulation verschiedenster Ausfälle, geübt. Dabei wurde am 19.06. ein Besatzungsmitglied durch Zurückschlagen eines Handhebels einer Entlüftung so schwer verletzt, dass ein Lazarettaufenthalt nötig wurde. Da unter der Besatzung von U 464 ein Fall von Tuberkulose aufgetreten ist, musste sich die gesamte Besatzung am 20.06. im Marinelazarett von Gotenhafen einer Röntgenuntersuchung unterziehen, bei der allerdings keine weiteren Befunde festgestellt wurden.

U 464 in Gotenhafen während der Ausbildung in der Ostsee

Am 01.07. lief U 464 zu einer großen taktischen Übung aus, die zugleich Höhepunkt sowie Abschluss der Ausbildung des Bootes sein sollte. Unter dieser Übung kann man sich eher eine Art von Manöver unter möglichst kriegsmäßigen Bedingungen vorstellen. Verschiedene U-Boote nahmen im Verband an ihr Teil und übten dabei verschiedene Alarmsituationen, das Bilden von Vorpostenstreifen sowie das Fühlungshalten. Für U 464 standen als angehender Versorger natürlich auch Beölungsübungen auf dem Programm. In der Nacht vom 03.07. wurde das Boot beim Versuch, die verloren gegangene Fühlung an einem Gegner wiederherzustellen, von U 610 am Heck gerammt. Es trug nur sehr geringe Beschädigungen davon und konnte nach mündlicher Rücksprache mit der Übungsleitung zunächst die Übung fortsetzen. Es würde allerdings ein Tauchverbot verhängt sowie angeordnet, dass das Boot umgehend Gotenhafen zur Inspektion durch den Chef der 27. U-Flotille FrgKpt. Werner Hartmann anzulaufen habe. Noch am selben Tage erteilte dieser, nachdem einige der Beschädigungen bereits mit Bordmitteln behelfsmäßig behoben worden waren, die Freigabe zum Tauchen und zur weiteren Teilnahme an der Übung. Bereits am nächsten Tag verfing sich das Beölungsgerät bei einer Versorgungsübung mit U 260 in einer von dessen Schrauben. Obwohl sich dafür benötigtes Spezialwerkzeug noch nicht an Bord befand, konnte das Beölungsgerät provisorisch wieder klar gemacht und die Übung doch noch durchgeführt werden. Am 06.07. kam es zu einer Störung der Übung durch sowjetische U-Boote, die von ihrem Stützpunkt Kronstadt, einer Festungsinsel vor St. Petersburg, aus unter schweren Verlusten die dicht gestaffelten deutsch-finnischen Minensperren, die den finnischen Meerbusen vom Rest der Ostsee abriegelten, durchbrochen hatten. Die an der taktischen Übung teilnehmenden Boote erhielten sofort den Befehl, mit Höchstfahrt Gotenhafen anzulaufen, konnten allerdings schon nach wenigen Stunden im sicheren Hafen wieder auslaufen und mit der Übung fortfahren.

Nach erfolgreicher Absolvierung seiner Ausbildung wurden mit U 464 am 11.07. vor Bornholm noch Abhorchversuche vorgenommen, anschließend verlegte das Boot zu Restarbeiten bei seiner Bauwerft nach Kiel. Als diese am 27.07. schließlich abgeschlossen waren, konnte mit der Ausrüstung des Bootes für seine erste Feindfahrt begonnen werden. Bei einem Trimmversuch am 01.08. wurde dabei festgestellt, dass das Boot so viel zu leicht war, dass es im Atlantik gar nicht hätte tauchen können, was noch die Übernahme von 16 t Trimmgewichten nötig machte. Am 03.08. war U 464 schließlich vollständig einsatzbereit und ausgerüstet und somit klar zu seiner ersten Unternehmung.

Am Morgen des 04.08. um 10:00 Uhr legte U 464 bei strahlendem Sonnenschein vom Marinestützpunkt Kiel-Wik ab und brach zusammen mit den drei VII C-Booten U 380 (KptLt. Josef Röther), U 604 (KptLt. Horst Höltring) und U 755 (KptLt. Walter Göing) zu seiner ersten Feindfahrt auf. Es hatte den Befehl, ein Seegebiet im Nordatlantik südlich von Island anzusteuern. Es durchquerte im Geleit von Überwasserschiffen den Großen Belt, das Kattegat sowie das Skagerrak und legte zu einem kurzen Zwischenstopp am Silokai im im äußersten Süden von Norwegen gelegenen Kristiansand am Morgen des 06.08. zu einer letzten Treibstoff- und Materialergänzung an. Bereits am nächsten Morgen legte U 464 wieder ab, um von Überwasserschiffen eskortiert zunächst mit nördlichem Generalkurs dicht unter der norwegischen Küste in die offene Nordsee zu marschieren. Am 08.08 stellte man auf U 464 nach einem Tauchversuch ca. 100 km vor der norwegischen Westküste eine Ölspur fest, die von einem seiner Treibstofftanks ausgehen musste. Nachdem es dies seiner Befehlsstelle gemeldet hatte, erhielt es den Befehl Bergen zur Reparatur anzulaufen, wo es am nächsten Morgen anlegte. Im Trockendock der Werft Det Bergenske Dampskibsselskabs wurde der betreffende Tank ausgepumpt und neu verschweißt. Am 14.08. konnte U 464 Bergen wieder verlassen und seine Feindfahrt fortsetzen.

Quellen:

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Literatur:

Text: Kai Steenbuck – Fotos: Deutsches U-Boot-Museum