Zöllner, Alfons

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Zöllner, Alfons
Eigentlich dürfte von mir kein Trumm mehr da sein – Erinnerungen
Copyright by Rita und Richard Albrecht, 92665 Altenstadt, erschienen bei Books on Demand, Norderstedt 2002, ISBN: 3-8311-3607-6, 23,90 €

Mit dieser Besprechung gilt es, auf ein Buch mit den Erinnerungen eines U-Bootfahrers im Zweiten Weltkrieg aufmerksam zu machen, das sich in wohltuender Weise von vielen anderen solcher Veröffentlichungen unterscheidet.

Der in der ländlichen Oberpfalz aufgewachsene Alfons Zöllner ging als Jugendlicher 1939 als Freiwilliger zur Kriegsmarine und kam nach ersten Verwendungen, auf einem Zerstörer, u.a. mit Teilnahme an den Gefechten in Narvik, und einem Vorpostenboot im März 1941 zur U-Bootwaffe und wurde nach seiner U-Booterstausbildung dann als seemännischer Mannschaftsdienstgrad vor allem als Ausguck und Tiefenrudergänger zunächst auf U 569 eingesetzt. Er diente auf diesem Boot von seiner Baubelehrung im April 1941 bis zum Einlaufen nach der 6. Feindfahrt im Oktober 1942. Nach Absolvieren seiner Ausbildung zum Unteroffizier wurde er dann im Februar 1943 zur Baubelehrung auf U 424 versetzt und erlebt mit diesem Boot dessen 1. Feindfahrt. Von den Belastungen von 7 Feindfahrten gezeichnet, litt er dann unter erheblichen gesundheitlichen Störungen, so dass er nur kurze Zeit noch als Ausbilder tätig sein konnte und dann die letzten Monate des Krieges als Genesender in Lazaretten und zu Hause verbrachte.

Zöllner erhält für seine militärischen Leistungen zahlreiche Auszeichnungen, vom Narvik-Schild, über das Zerstörerkriegsabzeichen, das Kriegsabzeichen für Minensuch-, U-Bootjagd- und Sicherungsverbände, das U-Bootkriegsabzeichen, bis hin zum EK II und EK I, Ende 1943 wird er für über 300 Seetage „am Feind“ ausgezeichnet. Seinen Worten kann also mit guten Gründen Glauben mit geschenkt werden, was ihn von vielen anderen „Zeitzeugen“ unterscheidet.

Es ist seiner Familien zu danken, dass Alfons Zöllner bewegt werden konnte, so viele Jahre nach dem Krieg doch noch seine außergewöhnlichen Erlebnisse niederzuschreiben. Auf 410 Seiten Text und mit 21 zugefügten Bildern schildert Zöllner zwar in 20 Kapiteln sein Leben, dabei stehen aber seine Erlebnisse auf U-Booten mit immerhin 135 Seiten in 9 Kapiteln im Mittelpunkt. Wo es nötig ist, hat Zöllner die Gesamtlage des Seekrieges im Atlantik erläuternd hinzugefügt, um die Lage seines Bootes besser einordnen zu können. Dabei nutzte er das Standardwerk von Rohwer/ Hümmelchen zur Chronik des Seekrieges und er stützte seine Schilderungen auf die KTBs von U 569 und U 424 ab, womit er erfolgreich um historische Korrektheit bemüht ist.

Der Leser erfährt aber nicht nur von den Erlebnissen an Bord von U-Booten, sondern auch vieles Interessante von der Ausbildung an Land und dem Einsatz an Bord von Zerstörern und Vorpostenbooten. Die Persönlichkeit Zöllners wird uns auch gut näher gebracht durch seine Einbeziehung der Erlebnisse in seiner Familie, von der Jugend über die Heimaturlaube und die schwere Zeit der Erkrankungen bei Kriegsende, bis hin zu seinem Leben nach dem Krieg. Dies macht an seinem Beispiel jedem deutlich, welche wichtige Rolle die Abstützung auf die Familie gespielt hat, um die Belastungen des Kriegsdienstes, zumal in Monaten des Dienstes auf U-Booten, zu durch-stehen.

Es wird nichts beschönigt und verklärt, Alfons Zöllner stellt trotz seiner phasenweise dramatischen Erlebnisse auch nicht in unangemessener Weise seine Person in den Mittelpunkt, wie es viele andere Erzähler solcher Bücher getan haben. Die Schilderungen überzeugen durch eine bemerkenswerte Ehrlichkeit, ja teilweise Humor, die auch eigene Fehler und Unzulänglichkeiten nicht verschweigen und man lernt auf diese Weise die Gefühlswelt eines U-Bootfahrers in eindringlicher Weise kennen.

Fazit:

Ein Buch, welches uns im Wesentlichen aus der Sicht eines Mannschaftsdienstgrades das Leben, Überleben und Arbeiten auf einem U-Boot näher bringt und es mit seiner klaren, bodenständigen Sprache versteht, nicht nur die Grausamkeiten des Krieges auf See eindringlich näher zu bringen sondern vor allem den einzigartigen Zusammenhalt einer U-Bootbesatzung herauszustellen. Damit ein sehr lesenswertes Buch, das viel zum Verständnis von U-Bootfahrern beiträgt.