Müller, Wolfgang
Wolfgang Müller
Kriegsschauplatz Ostsee 1919-1945, Band 3 (1940)
Verlagshaus M&M, 18314 Martenshagen, September 2014,
ISBN: 978-3-939155-58-4, 49,95 €
Im Juli 2013 hatten wir das Vergnügen, Wolfgang Müllers zweiten Band aus seiner ambitionösen, auf 8 Bände geplanten Serie über den „Kriegsschauplatz Ostsee 1919-1945“ zu besprechen. Nun veröffentlich Müller seinen dritten Band, der die Ereignisse des Jahres 1940 darstellt und bewertet – und auch dieser ist in seiner Materialfülle überwältigend.
Sein dritter Band ist erneut voluminös: Insgesamt 383 Seiten, davon 337 Seiten Text mit 30 eingefügten Übersichtskarten, dann weiteren 20 Seiten mit Schiffsverlustlisten, einem 7seitigen Abkürzungs- und Kartenzeichenverzeichnis, sowie einem 9seitigen Quellen- und Literaturverzeichnis, u.a. allein mit 8 Zeitzeugen, mehr als 120 genannte Autoren und wieder 626 Fotos, und am Ende noch einem 5-seitigen Schiffsnamen- und Personenregister. Militärhistoriker werden trotz dieser Fülle an verwendeter Literatur vielleicht noch den einen oder anderen Autor vermissen, so fehlt z.B. das Standardwerk „Chronik des Seekrieges“ von Rohwer/ Hümmelchen, oder die Zusammenstellung „Deutsche U-Boote“ von Vater und Sohn Lipsky, oder das Buch von Ottmer zur „Weserübung“, dennoch, das ist kein schwerwiegender Mangel.
Der dritte Band widmet sich dem Jahr 1940, wo im reinen Ostseeraum natürlich keine größeren Bewegungen im Seekrieg zu verzeichnen war, zumal dieses Seegebiet bis März 1940 nahezu komplett eingefroren war. Müller schlägt deshalb einen größeren Bogen und geht bei der Darstellung des operativen Geschehens in den ersten drei Kapiteln, abgesehen von der Schilderung des sowjetisch-finnischen Winterkrieges bis März 1940 und dem beginnenden Luftkrieg der Royal Air Force gegen die deutschen Küstenregionen an der Ostsee über dieses Seegebiet hinaus und wendet sich schwerpunktmäßig dem Unternehmen „Weserübung“ von April bis Juni 1940 mit der Besetzung Norwegens und Dänemarks zu, zumal die westlichen Randbereiche und Zugänge der Ostsee bei dieser Operation involviert waren. Die relative operative „Ruhe“ 1940 in Bezug auf Kampfhandlungen zur See nutzt Müller, um in einem vierten Kapitel dann die für die Kriegführung so wichtigen Aspekte der Rüstung und Ausbildung in seine Gesamtdarstellungen einzubeziehen, wo der Ostseeraum und die Infrastruktur an den deutschen Küsten natürlich eine gewichtige Rolle spielten.
Wieder überzeugt Müller durch bewundernswerte Recherchearbeit und Nutzung vieler, bislang weniger bekannter oder gar unbekannter Quellen. Er bleibt bei seiner Methodik, auf ein Anmerkungsverzeichnis zu verzichten, nennt aber Quellen im Text und am Ende, so dass auch diesem Band keine fehlende Wissenschaftlichkeit vorgeworfen werden kann. Die Texte bleiben in ihrer gewohnten Knappheit und Präzision, ein paar ärgerliche Schreib- und Druckfehler schmälern in keiner Weise die Lesbarkeit. Müller bewertende Aussagen können natürlich diskutiert werden, er macht jedoch keinerlei Ausflüge in gewagte historische Thesen sondern bewegt sich jederzeit im Rahmen der allgemein überlieferten Geschichtschreibung zum Zweiten Weltkrieg.
Fazit:
Wolfgang Müller bietet uns auch in seinem dritten Band fast ein Nachschlagewerk zum Kriegs-geschehen im Ostseeraum des Jahres 1940 und vielfach darüber hinaus an, das in dieser Form bislang vergeblich gesucht wird. Die vielen kleinen Abschnitte zu einzelnen Themenbereichen summieren sich am Ende zu einem gewaltigen Apparat an Detailinformationen, dessen Texte durch Karten, Organigramme und Bilder zudem vorbildlich ergänzt werden.
Müller hat mit seinen nunmehr drei Bänden aufgrund ihrer Qualität und Detailfülle große Erwartung auf die weiteren Bände geweckt. Es scheint damit wirklich das große Gesamtwerk über die Vorgeschichte und den Verlauf des Zweiten Weltkriegs im Ostseeraum zu Stande zu kommen, wie es der Autor so auch angekündigt hat. Dazu kann ihm nur viel Erfolg gewünscht werden gehört dieser dritte Band seiner Darstellungen, genauso wie seine beiden Vorgänger, in jede militärhistorische Literatursammlung.
Verfasser: Peter Monte am 26.09.2014