Asmussen, Bernhard

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Asmussen, Bernhard
Untergang in der Geltinger Bucht – Kriegsende 1945 am Steinberger Haff
Sonderband 16 der Chronik des Kirchspiels Steinberg,
Gesamtherstellung: Breklumer Print-Service, 25821 Breklum, herausgegeben März 2015

zu beziehen über: Kirchspielarchiv Steinberg e.V., Norgaardholz 21 (Alte Schule), 24972 Steinberg/ Ostsee,
email: info@kirchspielarchiv-steinberg.de

Bestellung über Kirchspielarchiv Steinberg, Preis: 7,50 € plus 2,00 € Versandkosten, oder auch über
www.nieharde.de/bestellen.html
Der gesamte Sonderband kann mit einer Einführung im Internet nachgelesen werden unter:
www.steinbergkirche.de/fileadmin/user_upload/Geltinger_Bucht/Regenbogen_GeBu_Neufassung.pdf

Der langjährige Heimathistoriker und Autor zahlreicher Artikel und Bücher zur Geschichte des Kirchspiels Steinberg an der Flensburger Außenförde und der Landschaft Angeln im nordöstlichen Schleswig-Holstein, Bernhard Asmussen, legte im März 2015 mit einem Sonderband eine überarbeitete Fassung seiner früheren Veröffentlichungen zum Kriegsende 1945 in der Geltinger Bucht vor. Dabei hat er im Wesentlichen seinen Sonderband 4 zur Chronik des Kirchspiels Steinberg, veröffentlicht im Jahrbuch 59/ 1995 des „Heimatvereins der Landschaft Angeln“ sowie Elemente aus der Ausstellung „Regenbogen über der Geltinger Bucht“ aufgenommen, die aus Anlass 50 Jahre Kriegsende v. 06.-15.05.1995 in Norgaardholz gezeigt wurde und in den wenigen Tagen rund 1.300 Besucher zählen konnte. Sein Sonderband 4 von 1995 erlebte erfreuliche 3 Auflagen und ist inzwischen vergriffen, so dass der vorliegende neue Sonderband 16 nun das unverändert große Interesse, durch 75 Jahre Kriegsende noch gestiegen, befriedigen kann.

Der kleine Sonderband umfasst 80 Seiten, davon 71 Seiten Text in 22 kurzen Kapiteln, dazu 57 Bilder, mit insge-samt 73 Anmerkungen und einer kleinen Literatur- und Quellenauswahl mit 9 Nennungen.

Die Geltinger Bucht und die angrenzende Küstenlandschaft war bei Kriegsende 1945 tatsächlich für kurze Zeit ein wichtiger Ort in der jüngeren deutschen Geschichte, war sie doch auch Schauplatz des Endes vieler Seefahrzeuge der Kriegsmarine, allein rund 50 U-Boote wurden dort am frühen Morgen des 05. Mai 1945 von ihren Besatzungen versenkt.

Rund zwei Drittel des Bandes zeigen das Schicksal der vielen Überwasserfahrzeuge der Kriegsmarine auf, die sich bei Kriegsende in der Geltinger Bucht versammelt hatten, darunter 2 Zerstörer, 7 größere Handels- und Hilfsschiffe, mehrere Minensuchboote, Torpedofangboote, Kriegsfischkutter und eine enorme Zahl von 50 Schnellbooten. Besonders führt Asmussen den Leser aber auf zwei traurige und aus heutiger Sicht nur schwer verständliche Ereignisse hin, die zu Todesurteilen aus angeblichen Disziplinargründen führte, von denen eines sogar erst nach Kriegende verhängt und vollstreckt wurde: 3 Soldaten des in der Geltinger Bucht liegenden Zerstörers 5 Paul Jacobi wurden wegen „vorsätzlicher Wehrmittelbeschädigung“ am 04.05.1945 zu Tode verurteilt und am 05.05.1945 auf dem Schießstand in Flensburg-Mürwik hingerichtet. 3 andere Marinesoldaten, die sich nach der Teilkapitulation der Wehrmacht am 04.05.-1945 von ihren Einheiten abgesetzt hatten, wurden nach ihrer Festnah-me an Bord des in der Geltinger Bucht liegenden Schnellboot-Begleitschiffs Buéa wegen „schwerer Fahnenflucht“ am 09.05.1945 zum Tode verurteilt und auf dem Achterdeck des Schiffes am 10.05.1945 hingerichtet. Asmussen lässt den Leser aber auch Anteil nehmen an dem grausamen Schicksal vieler KZ-Häftlinge, die bei den Auflösun-gen ihrer Lager dann teilweise an Bord von Schiffen in der westlichen Ostsee endeten und viele davon elendig ums Leben kamen.

Mit rund 23 Seiten allein über das Schicksal der U-Boote ist fast ein Drittel der kleinen Schrift dieser Waffengattung der Kriegsmarine gewidmet. Der Sonderband bietet deshalb für die an der Geschichte der U-Boote der Kriegsmarine Interessierten eine sehr gute Zusammenfassung mit Zahlen, Bildern und ausgewählten Erlebnisberichten, die die Umsetzung der verwirrenden „Regenbogen“-Befehle durch ein Viertel der insgesamt bei dieser Aktion fast ausschließlich in deutschen Häfen und Küstengewässern selbst versenkten U-Boote schildert. Ausführlicher dargestellt wird ein Erlebnisbericht des Kommandanten von U 999, OLtzS Wolfgang Heibges, über die Umstände der Selbstversenkung seines U-Bootes.

Asmussen überzeugt durch eine sorgfältige Recherche und Aufbereitung der Forschungsergebnisse, die zahlreichen Anmerkungen und das Literaturverzeichnis genügen jedem geschichtswissen-schaftlichen Standard. Seine Darstellungen sind gut verständlich und ausgewogen formuliert und er hilft dem Leser mit seinen Bewertungen, die sich zum Teil überstürzenden und von viel Leid und tragischen Schicksalen gekennzeichneten Ereignisse in dieser eigentlich sehr abseits gelegenen Küstenlandschaft an der westlichen Ostsee besser zu verstehen.

Fazit:


Bernhard Asmussen hat mit diesem Sonderband zur Geltinger Bucht zwar nur einen kleinen Ausschnitt der umwälzenden Ereignisse bei Kriegsende erfasst, er fügt aber mit seinen Darstellungen und Bewertungen ein wichtigen Mosaikstein zu dem Gesamtbild vom Kriegsende in Deutschland bei. Wer immer bemüht ist, das Geschehen dieser letzten Tage eines Weltkrieges besser zu verstehen, wird mit Asmussens Büchlein bestens geholfen. Und, eines der letzten Kapitel zur Geschichte des U-Bootkrieges erfährt mit seinen Forschungsergebnissen eine wichtige, erhellende Bereicherung. Dieser Sonderband kann ohne jede Einschränkung für den Erwerb empfohlen werden.

Verfasser: Peter Monte am 21.05.2015