Kapitel 22
Zur Themenübersicht
Tauchergruppe des Mr. Chatterton und U 869
Mit Datum vom 23.02.1992 schrieb Mr. John Chatterton (New Jersey, USA) an den hochdekorierten Kommandanten von U 68, Karl-Friedrich Merten einen Brief, – er habe vor der Ostküste USA ein gesunkenes U-Boot beim Tauchen entdeckt, – welches das wohl sein könne. Merten verwies ihn an mich. Was nun begann, dauerte vier Jahre!
Im April 1992 kam Mr. Chatterton zum ersten Mal ins Archiv. Ich zeigte ihm auf einer Karte, wie viele deutsche U-Boote in dem fraglichen Seegebiet versenkt worden seien, mit den bisherigen Angaben sei eine Identifikation unmöglich. Er fuhr gedämpft aber nicht gebrochen wieder ab. Jetzt taten sie etwas, was ein U-Wrack-Taucher nicht tun sollte, – sie stiegen in das Boot ein, um irgendetwas zu finden, das Aufschluss über das Boot geben könne. Ein auf Grund liegendes versenktes U-Boot ist ein Kriegsgrab, die Ruhe der Toten sollte unantastbar sein und bleiben! Er kam ein zweites Mal und berichtete von einem Tauchgang, bei dem sie ein Messer mit Holzgriff gefunden hätten, auf dem der Name Horenburg eingraviert war.
In unserer alphabetischen Gefallenen-Liste war ein ‚Horenburg’ als auf U 869 gefallen aufgeführt. Nach alliierten und deutschen Unterlagen war dieses Boot aber vor Gibraltar von brit. Seestreitkräften versenkt worden.
Ich gebe zu, wegen der Kriegsgrabverletzung war ich nicht sehr Sympathie-offen. Ich verharrte darauf, daß U 869 vor Gibraltar versenkt worden sei, das Messer sei kein Beweis, es könne wer weiß wie dorthinein gekommen sein. (Anlässlich eines Besuches von Horenburg bei einem Kameraden auf einem anderen Boot z.B.) Das war absolut nicht etwa Sturheit oder ‚Pedanterie’, wie eine Zeitung in den Staaten schrieb – bei der Arbeit die ich tue, muss ich so genau sein!
Mr. Chatterton ließ nicht locker – er flog nach Hause zurück, stieg mit seinem Team wieder in das Wrack ein (die Toten waren ja nun schon gestört….), und brachte diesmal einige Stücke mehr nach oben. Bei seinem dritten Besuch im U-Boot-Archiv brachte er eine kleine Beschriftungstafel – schwarz Alpakka (Kunststoffart der damaligen Zeit) mit weißer Beschriftung „ U 869 E-Motor für Hauptlenzpumpe“
Dazu zeigte er mir einen Film, mit dem sie Ihre „Forschung“ dokumentiert hatten, da sieht man, wie sie diese Kiste ans Licht hieven – sie ist rundum mit Muscheln und langfädigen Algen bewachsen. Diesen Bewuchs kratzen sie vor der Kamera ab, darunter vor kommt dieser Kasten mit dieser Beschriftung. Ich gebe mich geschlagen! D a s ist ein Beweis, daß es sich tatsächlich um U 869 handelt! Wie auch immer:
Etwas Gutes hat die Unbotmäßigkeit und Dauerhaftigkeit der US-Tauchgruppe gebracht: Wir müssen unsere Verbleib-Daten zu U 869 umschreiben! W i e das Boot vor die US-Küste gelangte (letzte Meldung vor Gibraltar- danach keine weitere Meldung mehr) das wird wohl ewig ein Geheimnis bleiben!
Und noch ein viertes Mal kam Mr. John Chatterton, diesmal mit der ganzen Tauchercrew: Sie wollten ‚Danke’ sagen und brachten für das Archiv diesen E-Motor für die Hauptlenzpumpe und eine Blechtafel mit Hinweisen für die Zentrale-Dienst-Tuenden und eine Kopie des „Beweisfilmes“ – alles in diesem Schaukasten bewahrt!
Noch etwas Trauriges:
Dieses Wrack kostete zwei andere, nicht zur Chatterton-Gruppe gehörende Taucher das Leben!
Zu Kapitel 23