Kapitel 3 – Teil 2

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Geschichte der Archiv-Räumlichkeiten

Die Hauspläne wurden herangeschafft, was ich da sah, konnte mir gefallen, – es war schon abends kurz vor Dienstschluss, wir fuhren hin. Es war der 30. 11. 1988. Teilnehmer an der Hausbesichtigung: Stadtdirektor Lindschau, Liegenschafts-Leiter Schlichting, Robert Klaus (UK Cuxhaven) Klaus Schäle (Vors. UK Kiel) und enger Freund der Bredows als technischer Berater. Es war schon fast dunkel, als wir zum ersten Mal das Haus Altenbrucher Bahnhofstr. 57 betraten – ich bekam einen Schreck über den Zustand, in dem es sich uns “ präsentierte“: Von Decken und Wänden der Putz gefallen, frei hängende elektrische Leitungen, – ich war der Ansicht, daß wir das nie hinbekommen würden. Klaus Schäle sprach mir Mut zu und meinte, daß wir das mit vereinten Kräften in den Griff bekommen würden. Nun gut, – es war dringend, ich sagte zu, man möge den Vertrag aufsetzen.

Im Hotel ‚Deutsches Haus‘ unterschrieben wir dann, daß uns die Stadt Cuxhaven das o.a. Haus mietfrei zur Verfügung stellen werde, – wir alle Pflichten eines Hauswirtes hätten, ohne seine Rechte, Vertragsdauer unbegrenzt, so lange die Stiftung einen funktionsfähigen Vorstand hat. Der Dezember brachte auf allen Seiten viel Arbeit. Kameraden meiner Stamm-UK Berlin, ferner acht Kameraden der UK Hamburg und fast alle Kameraden der UK Cuxhaven begannen mit der Renovierung des Hauses. Installation Wasser wurde von der Firma Karspeck und die Elektrik (sie ist damit auf dem neuesten Stand) von der Firma Walter Wittig – beide Inhaber dieser Firmen ehemalige U-Bootfahrer.

Meine Frau und ich packten inzwischen das Archiv-Material im Marinefliegerhorst Sylt zusammen – es ergab sich die Anzahl von 860 (!) Umzugskisten. Eine Freundin auf Sylt renovierte gerade ihr Hotel, – wir bekamen aus allen Zimmern den Fußboden-Belag, ferner Schränke und andere Möbel, die im Hotel ausgetauscht wurden. Fußboden-Belag und Möbel gingen am 07.12.1988 in einem 4-m-Möbelwagen nach Altenbruch, so daß beim Renovieren die Räume schon damit ausgelegt werden konnten. Auf Sylt hatte es sich inzwischen herumgesprochen, daß das U-Boot- Archiv wegzieht. Der Bürgermeister von Westerland, der Liegenschaftsbearbeiter und die Vertreter aller vier Parteien kamen zu mir, um meinen Entschluss rückgängig zu machen. Auf mein Argument, daß Katthagen mir gesagt hatte, daß er schon „alles abgeklopft“ habe, erfuhr ich, daß das nur gering der Fall war. Er hatte nur einmal in der Stadtsitzung gefragt, ob man einen ca. 150 m²-großen, beheizbaren Raum habe, – aber kein Wort, daß dieser Raum für das U-Boot-Archiv als Ausweichraum genutzt werden solle …. (auch das wieder m u ß t e wohl so sein, denn besser als in Cuxhaven-Altenbruch konnte es sich für Archiv und Museum gar nicht entwickeln!

Mitte Januar war das Haus fertig renoviert, meine Frau und ich waren fertig mit dem Packen, drei Umzugswagen der Fa. Uhe kamen nach Sylt, wurden beladen und am 17.01.1989 fuhren wir mit dem Autozug von Sylt los, wegen der unguten Vorgänge um die Leitung des MFLG war der Abschiedsschmerz nicht so groß, – die Vorfreude auf das neue Domizil dafür umso größer.

Die Fahrt nach Altenbruch ging über Glatteis, – unser Personenwagen war nicht so betroffen, wir übernachteten in einer Pension, – am Morgen des 18.01.1989 trafen dann auch unversehrt die Möbelwagen ein. Die Kameraden des Renovierungstrupps und alle Kameraden der UK Cuxhaven stellten sich an, beluden sich mit den Kartons, die alle mit ihrem Bestimmungsort gekennzeichnet waren, (wir hatten vorher genau überlegt, wie wir die Räume nutzen wollen) und in drei Stunden waren die drei großen Wagen ausgeladen.

Die Einrichtung dauerte noch bis April, – dann gab es in der Villa Gehben in Altenbruch die feierliche Einweihung mit dem Segen hoher Vertreter der Stadt Cuxhaven und des Ortsrates Altenbruch. Zum Einzug schenkte uns Kurt Bublitz eine Eiche. Was sonst in den folgenden Jahren geschah, das berichten meine jährlichen Tätigkeitsberichte, – hier soll ja nur über die Räumlich-keiten berichtet werden. Es ging damit weiter, daß wir (privat) am 16.05.1998 unsere Sylter Wohnung verkauften, – so kamen wir in die Lage, 1999 das Haus Lange Straße 3 zu erwerben. Obwohl privat für meine Frau und mich gekauft, gehört es in die Reihe der Häuser der Stiftung mit hinein, weil wir es der Stiftung überschrieben haben, d.h. die Stiftung ist seit Januar 2005 beim Grundbuchamt als Eigentümer des Hauses Lange Str. 3 eingetragen.


p086_1_00Das Material, das unterzubringen war, nahm immer mehr zu, unser Haus in der Altenbrucher Bahnhofstr. 57 reichte einfach nicht mehr aus, da kam uns das Schicksal zur Hilfe: Das Haus neben Lange Str. 3 war das Haus Lange Str. 1. Es gehörte einer ehrbaren türkischen Großfamilie, ehrbar waren jedenfalls die älteren der Familie. Leider waren die jungen Leute nicht aus dem gleichen Holz geschnitzt. Sie wollten die Auszahlung der Feuerversicherung und steckten das Haus an. Natürlich konnte die Polizei nachweisen, daß hier ein „warmer Abriss“ probiert wurde – nichts mit Auszahlung der Versicherungssumme!

Eine Gruppe Albaner, die sich darauf spezialisiert hatten, abrissreife Häuser sehr billig aufzukaufen, sie zu restaurieren und dann mit Gewinn zu verkaufen, nahm sich des Hauses an. Als es verkaufsfertig war, kamen wir mit Herrn Flurim Eminaj zu Kaufgesprächen und konnten uns über einen für beide Seiten annehmbaren Preis von € 100.000,- einigen. Am 05.06.2003 machten wir den Kaufvertrag, – im Juli 2003 zogen wir mit dem Einsatz von teilweise bis zu 12 fleißigen Helfern unserer FTU-Mitglieder ein. Da wurden Regale aufgestellt, Ordner in die Regale eingeräumt, wurde die große Uniform-Glasvitrine in der Bahnhofstr. 57 abgebaut und in Lange Str.1 wieder aufgebaut – kurz, wir richteten alles so ein, daß das Haus Lange Str. 1 n u r noch Archiv für die U-Boote wurde, und zwar für Kaiserliche Marine, Kriegsmarine, Bundesmarine, ausländische Marinen und die Nachlässe Aschmoneit und Grützemacher, sowie die U-Boots-Bibliothek. Einige Jahre ging es so, – auch für das Geschehen in diesen Jahren verweise ich wieder auf meine Tätigkeitsberichte in den Jahrbüchern „Das Archiv“. Da kann man lesen, daß der Zufluß von Nachlässen, Büchern und Dokumenten nicht nachließ. Folge : Erneuter Platzmangel !

Und wieder kam uns schicksalhaft Hilfe. Das Nachbarhaus auf der anderen Seite der Langen Straße 1 hat die Anschrift „Am Altenbrucher Markt 11“ – wir wollen es hier „Haus 11“ nennen. Es gehörte einer Frau Mariska Uhlig. Sie war Witwe und ihre Arbeitsstelle war in Cuxhaven. Sie wollte sich in der Nähe dieser Arbeitsstelle eine Woh-nung nehmen, um der beschwerlichen täglichen Anfahrt zu entgehen. Sie kannte unsere Raumprobleme und bot uns ihr Haus zum Kauf an. Baufachliche Berater, die wir um Schätzung baten, nannten uns als Wert einen Betrag zwi-schen € 60.000,- bis € 70.000,-. Da wir sofort bar bezahlen wollten, konnten wir uns mit Frau Uhlig auf € 60.000,- einigen. Am 01.07. Kaufvertrag beim Notar, Ende Juli Bestätigung des Eintrages beim Grundbuchamt. Wir konnten mit dem Einziehen am 01.08.2011 beginnen!

Zuerst war ein 10 Kubikmeter-Container nötig, um „Restentrümpelung“ vorzunehmen. Inzwischen hatten sich wieder elf unserer treuen FTU-Helfer angefunden. Ein Fall soll besonders er-wähnt werden: Die Tochter unseres polnischen Freundes Mieczyslaw Jastrzebski rief gerade an, um mir im Auftrage ihres Vaters eine Frage zu stellen, ich sagte ihr, daß wir voll mit dem Umzug in ein weiteres Haus beschäftigt seien, sie bzw. er mögen etwas Geduld haben. Sie rief ihren Vater an, der setzte sich in sein Auto und war am nächsten Tag hier. Er verputzte und spachtelte Wände, malte, – mit unter seinen Händen geschah eine Renovierung des Hauses!

35 neue Regale wurden geliefert und in den Räumen aufgestellt, – und immer, wenn eines stand, wurde auch das Material, das es füllte, von ‚nebenan‘ herübergetragen – gleich durch das große Fenster gereicht. Es ist fast nicht zu glauben, aber es ist wahr, – elf Freunde, die die Arbeit geleisgeleistet haben, bezeugen es: Am 08. August 2011 – also in nur einer Woche war der ganze Umzug fertig!

Im Haus 11 befinden sich jetzt (September 2012) vom Eingang her gleich linker Raum: Die Bibliothek unserer Duplikate. Gegenüber in der ehemaligen Küche: Die Ordner mit den ausgedruckten Kriegstagebüchern der Boote der Kaiserlichen Marine. Geradeaus weiter im großen Raum ist das Hauptbüro für die Mitarbeiter Fachgebiet‚ Kaiserliche Marine‘ mit Bibliothek, Bootsblättern, Fotos u.s.w. Der Gang, der hinter der weiterführenden Tür liegt, führt an auf der linken Seite liegenden kleineren Schapps vorbei mit dem – leider nur geringen – Material über die Boote der Bundesmarine; in den raumsparenden Schiebe-Regalen haben die Boote der ausländischen Marinen ihren Platz.

Durch eine Zwischendiele, die auch von außen durch eine Sondertür zugänglich ist, und in der sich frühere Auflagen unserer Jahrbücher und sonstiger Schriften befinden, kommen wir in den hintersten Raum der Zimmerreihe des Hauses. Es war beim Vorbesitzer eine Bar mit einem in Beton gebautem Tresen (die beim Abriß erhebliche Schwierigkeit machte). Im Mai 2011 hatte ich von der Witwe von Hermann Hoffmann, ehemals Kommandant von U 172 das Angebot bekommen, uns die gesamte Bibliothek Ihres Mannes zu schenken. Ich sagte zwar dankbar zu in der Meinung „irgendwie bringen wir die auch noch unter“ – ohne von der Übernahme des Hauses 11 zu wissen, – n u n, im August, konnten wir die 552 wertvollen Bücher abholen und auch ohne Schwierigkeiten unterbringen. Dieser letzte Raum wurde also zum Nachlaß-Raum, denn auch die Nachlässe Christoph Aschmoneit und Karl-Wilhelm Grützemacher (haben ein eigenes Beschreibungsblatt) fanden hier ihren Platz.

Hoffen wir, daß unser Platzproblem so für eine lange Weile gelöst ist, noch ein Haus können wir – schon aus finanziellen Gründen – nicht mehr erwerben!


Vier
Häuser im Ort müssen genug sein!

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