Kriegsmarine
Nach dem verlorenen Ersten Weltkrieg schrumpfte mit den Bestimmungen des Versailler Vertrages v. 28.06.1919 die bisherige Kaiserliche Marine von ehemals knapp 80.000 Soldaten auf eine neue Reichsmarine mit einem Personalumfang von nur noch 15.000 Mann und wenigen Kriegsschiffe (6 Panzerkreuzer, 6 leichte Kreuzer, 12 Torpedoboote), U-Boote waren aus dem zugestandenen Bestand der Reichsmarine völlig gestrichen. (…zu den Bildinhalten siehe Hinweis im Impressum)
Das nationalsozialistische Deutschland betrieb nach 1933 dann eine gewaltige Wiederaufrüstung. Am 18.06.1935 wurde mit Großbritannien ein Flottenabkommen unterzeichnet, das den Aufbau einer deutschen Kriegsmarine (seit 01.06.1935 trug sie diese Bezeichnung offiziell) mit 35 % der britischen Überwassertonnage und 45 % bei den U-Booten erlaubte, die neue Kriegsmarine würde damit auch wieder U-Boote betreiben. Die internationalen Be-schränkungen (auch: Washingtoner Flottenabkommen) wurden in der Folge aufgegeben und es entstand 1939 ein Flottenbauprogramm, das bis 1947/48 den Bau einer umfangreichen und vielseitigen Flotte, darunter Flugzeug-träger, Schlachtschiffe, eine große Zahl von Kreuzern und leichten Seestreitkräften, darunter 249 U-Boote vorsah. Die Kriegsmarine war somit bei Ausbruch des Zweiten Weltkrieges noch weitgehend im Aufbau begriffen und der Oberbefehlshaber der Marine, Großadmiral Erich Raeder, ordnete nur noch den Weiterbau ausgesuchter Teile des Flottenbauprogramm an.
Das Personal war inzwischen von ehemals 15.000 Mann auf etwas über 78.000 Mann angewachsen. Raeder erkannte spätestens beim Kriegseintritt Großbritanniens, dass die Kriegsmarine für einen Kampf gegen die Seemacht Großbritannien in keiner Weise gerüstet war, so gab zu diesem Zeitpunkt z.B. gerade 26 für den ozeanischen Einsatz geeignete U-Boote. Er beurteilte die Erfolgsaussichten im Kampf zur See allein gegen Großbritannien äußerst pessimistisch, ja er äußerte zu den eigenen Überwasserschiffen, dass sie nun „nur mit Anstand sterben“ können und zu den deutschen U-Booten, dass sie wohl nicht „kriegsentscheidend“ werden wirken können.
Das Ungleichgewicht der bisherigen Rüstung zugunsten schwerer Überwasserstreit-kräfte und der Mangel an U-Booten sollte sich angesichts der Abhängigkeiten des Kriegsgegners Großbritannien von sicheren transatlantischen Versorgungswegen nun vollends als nachteilig erweisen.
Trotz spektakulärer Einzelaktionen von Überwassereinheiten der Kriegsmarine waren es vor allem die U-Boote, die den Seestreitkräften und dem Versorgungs-verkehr der Alliierten über See nennenswerte Verluste beibringen konnten. Strategische Vorhaben der Wehr-macht, wie die Besetzung Norwegens, konnte die Kriegsmarine auch nur unter äußersten Kraftanstren-gungen unterstützen, von einer Invasion Großbritanniens musste ganz Abstand genommen werden und später im Mittelmeer gelang es nie, eine nachhaltige und wenigstens gebietsweise Seeherrschaft zu erringen. Das nun zugunsten eines raschen Zulaufs von U-Booten geänderte Rüstungsprogramm führte zwar zu einem schnellen Aufwuchs der U-Bootwaffe – nach 68 U-Booten in 1940 wurden 1941 bereits 129 Boote gebaut und 1942 wurde mit 282 die höchste aller jährlichen Neubauzahlen an U-Booten erreicht.
Die Verlustzahlen dagegen gerechnet wuchsen die Zahlen der für Einsätze verfügbaren U-Boote deshalb an, 1941 gab es bereits mehr als 100, 1942 mehr als 250 verfügbare U-Boote, und 1943 über 400, eine Zahl, die bis Kriegsende anhielt. Damit konnten phasenweise über 100 U-Boote gleichzeitig in den verschiedenen Einsatzgebieten stehen. Dennoch gelang es trotz guter Erfolge in den ersten Kriegsjahren nicht, einen Zusam-menbruch der alliierten Versorgungswege von Nordamerika nach Großbritannien herbeizuführen. Im Frühjahr 1943 war die Schlacht im Atlantik verloren. Zu stark waren inzwischen die U-Bootabwehrfähigkeiten der Alliierten entwickelt und zu kräftig lief das Bauprogramm für Handelsschiffe, so dass die Verluste an Transportraum relativ problemlos kompensiert werden konnten.
Zur gleichen Zeit hatten aber die Verluste bei den U-Booten einen nur noch schwer zu verantwortenden Umfang erreicht. Von 1943 bis 1945 gab es, mit Ausnahme der Küstenkriegführung durch Minensucher und Schnellboote, kaum noch Einsätze der Überwasserstreitkräfte und die tapferen U-Bootbesatzungen trugen fast allein den Kampf auf See, trotz furchtbarer Verluste: 1943 gingen 237 U-Boote verloren, 241 weitere in 1944 und in den letzten Monate 1945 immer noch 153 U-Boote. Zum Höhepunkt des Krieges hatte die Kriegsmarine einen Personalumfang von rund 750.000 Soldaten. Der Anteil der U-Bootwaffe darin erreichte gerade um die 5 %, obwohl sie am Ende die Hauptlast des Seekrieges zu tragen hatte, nur rund 41.000 Marineangehörige hatten bis Kriegsende überhaupt in der U-Bootwaffe gedient.
Deutsche U-Boote haben während des Zweiten Weltkrieges rund 2.800 Handelsschiffe mit 14,3 Millionen Gesamttonnage und rund 150 Kriegsschiffe versenkt. Damit haben sie einen Anteil von rund 69 % an den Versenkungserfolgen (rund 21 Mill. To.) der gesamten Kriegsmarine, hingegen erreichten die Überwasserschiffe der Kriegsmarine gerade 7 % davon. Zur gleichen Zeit vermochten die USA und Großbritannien insgesamt 39,5 Millionen Tonnen neuen Schiffsraum auf ihren Werften zu bauen.
Am Ende des Krieges bewies die Kriegsmarine aber noch einmal die Fähigkeit zu besonderen Leistungen unter Aufbietung aller Kräfte, darunter auch U-Boote, als sie in den letzten Monaten des Krieges den rettenden Transport von rund 2 Millionen Flüchtlingen und Soldaten aus den deutschen Ostgebieten über die Ostsee nach Westen selbst durchführen, bzw. die Transportschiffe dafür sichern konnte.
Die deutsche U-Bootwaffe hatte unter gewaltigen eigenen Verlusten gekämpft, wie keine andere Waffengattung der Wehrmacht (fast 70 % der U-Bootmänner war gefallen) und sie hatte von allen Waffengattungen der Kriegsmarine den Alliierten zur See die größten Verluste beigebracht. Sie hatte den Charakter der Kriegsmarine deshalb bald in den einer U-Bootmarine gewandelt, wozu das gewaltige Rüstungsprogramm von über 1.100 im Krieg ge-bauten und in Dienst gestellten U-Booten deutlich beigetragen hat. Die U-Boote waren bei den Alliierten zweifellos ein gefürchteter Gegner (Churchill:“…Der U-Bootkrieg war unser schlimmstes Übel…“), aber sie waren in keiner Phase des Seekrieges „kriegsentscheidend“, so wie es Großadmiral Raeder 1939 auch vorausgesehen hatte. Sie haben deshalb die Alliierten auch niemals an den Rand einer Niederlage gebracht, zu groß war die Fähigkeit der Seemächte Großbritannien und die 1941 in den Krieg eingetretenen USA, Verluste an Transportschiffraum auszu gleichen und eine immer wirksamere U-Bootabwehr zu betreiben.
Die Verluste der U-Bootwaffe im Zweiten Weltkrieg: 28.756 Offiziere, Unteroffiziere und Mannschaften – fast sechsmal so viel wie im Ersten Weltkrieg. Die Namen aller, deren Grab das Meer wurde, haben im U-Boot-Archiv ihre Heimat und werden sichtbar durch das U-Boot-Ehrenmal in Kiel-Möltenort geehrt.