Juni
Gelungene Bergungsaktion für Besatzungsmitglied eines niederländischen U-Bootes
Am Vormittag des 07.05.2014 sendete das gerade ca. 20 km vor Rügen in der Ostsee operierende niederländische U-Boot HMNLS Bruinvis einen Notruf, in dem es um medizinische Hilfe für ein ernsthaft erkranktes Besatzungsmitglied bat. Dieser Notruf wurde auch von der in der Nähe stehenden deutschen Fregatte Bayern empfangen, von der dann mit einem Speedboot der Fregatte ein Team mit dem Bordarzt der Bayern zu dem inzwischen aufgetauchten U-Boot gebracht wurden und an Bord des Bootes ging.
Nachdem das Ärzteteam auf dem U-Boot festgestellt hatte, dass der erkrankte Soldat umgehend in ein Krankenhaus an Land abtransportiert werden muss und dies nicht per Schiff erfolgen konnte, wurde unter Leitung des Rescue Coordination Center der Deutschen Marine in Flensburg-Glücksburg schließlich ein Rettungshubschrauber der Dänischen Streitkräfte zum U-Boot beordert, der den erkrankten Soldat per Rettungstrage und Seilwinde aus dem U-Boot abbarg und in ein Krankenhaus nach Kopenhagen flog.
HMNLS Bruinvis war auf dem Weg zur Teilnahme am NATO Manöver „Dynamic Monarch 2014“. Diesmal war die polnische Marine Gastgeber dieser nur alle drei Jahre stattfindenden Übung, bei der die Suche und Rettung der Besatzung eines verunglückten und unter Wasser befindlichen U-Bootes mit der Komponente des „Submarine Rescue Vehicle (SRV“) des NATO U-Bootsrettungssystem NSRS (= NATO Submarine Rescue System) unter internationaler Beteiligung geübt wird. Das 30 t verdrängende und von 3 Mann betriebene SRV ist ein großes spezielles Rettungstauchboot mit 8,7 m Länge, was auf einer Luke des unter Wasser hilflosen U-Bootes aufsetzt und die Besatzung in mehreren Tauchgängen bergen kann, maximal pro Tauchgang bis zu 15 Mann. Es können noch Rettungen aus bis zu rund 600 m Wassertiefe und an verunglückten U-Booten mit einem Neigungswinkel von bis zu 60 ° erfolgen. Am diesjährigen Manöver v. 12. bis 23 Mai 2014 vor Gdynia nahmen insgesamt 18 Marinen aus NATO und anderen Staaten teil, Russland hatte seine Teilnahme abgesagt. An der Übung waren neben zahlreichen Überwasserschiffen, u.a. der deutsche U-Boottender Main, insgesamt 3 U-Boote teil, u.z. aus den Niederlanden die Bruinvis, aus Schweden die Halland und aus Polen die Sep.
Quellen:
- NDR 1/ Mecklenburg-Vorpommern v. 08.05.2014
- www.marine.de
- www.ndr.de
- www.svz.de
- www.mc.nato.int/PressReleases/Pages/NATO-Submarine-Rescue-Exercise-DYNAMIC-MONARCH-Begins.aspx
- de.wikipedia.org/wiki/NATO_Submarine_Rescue_System
Nun auch Frauen an Bord britischer Atom U-Boote
In unserer Strandgut-Ausgabe von Februar 2012 hatten wir über die Entscheidung des britischen Verteidigungsministeriums v. 08.12.2011 berichtet, wonach als Ergebnis einer 18 monatigen Studie nun auch der Dienst von weiblichen Soldaten an Bord der britischen, nuklear angetriebenen U-Boote möglich sein würde.
Nun veröffentlichten die britischen Tageszeitungen am 04 Mai 2014 über den Abschluss der U-Bootausbildung für die ersten drei weiblichen Offiziere mit Verleihung der Delphinspange als U-Boottätigkeitsabzeichen der Royal Navy. Die drei Lieutenants (= Kapitänleutnante) der Royal Navy, Maxine Stiles, Alexandra Olsson und Penny Thackray sind die ersten Frauen an Bord in der inzwischen 110-jährigen Geschichte der U-Bootwaffe Großbritanniens. Ihre praktische Ausbildung haben die drei u.a. auf einer mehrmonatigen Patroullienfahrt des britischen SSBN HMS Vigilant durchlaufen und mit gutem Erfolg („Flying colors“) beendet. Lt Thackray wird nun auf den britischen SSBN mit ihren jeweils bisher 165 Mann Besatzung als Ausbildungsoffizier, Lt Stiles als Versorgungsoffizier und Lt Olsson als Waffentechnikoffizier eingesetzt. Die SSBN der Royal Navy haben jeweils 2 Einsatzbesatzungen, die die langen Einsatzfahrten ihrer strategischen U-Boote immer im Wechsel bedienen.
In diesem Zusammenhang gab die Royal Navy bekannt, dass nun auch weibliche Mannschafts- und Unteroffiziersdienstgrade auf den britischen U-Booten verwendet werden sollen. So beginnt ab 2015 die Ausbildung von Frauen für die Besatzungen der SSBN der „Vanguard“-Klasse und ab 2016 folgen die Frauen für Verwendungen auf den SSGN der „Astute“-Klasse.
In der US Navy ist der Dienst von Frauen an Bord nuklear angetriebener U-Boote schon seit langem Routine (seit Ende 2011), wir hatten dazu in unserem Strandgut vom Februar 2014 berichtet. Auch in anderen Marinen sind die letzten Bastionen bei den Besatzungsstrukturen für U-Boote gefallen. Norwegen war der Vorreiter ab 1985 und Ende 1995 wurde der weibliche Fregattenkapitän Solveig Krey auf HMNoS Kobben sogar erster weiblicher Kommandant eines U-Bootes. Selbst in den letzten Jahren der Existenz von dänischen U-Booten (bis 2004) gab es dort ab 1988 schon weibliche Besatzungsmitglieder.
In der Strandgut-Ausgabe von April 2014 konnten wir auch die erste Versetzung eines weiblichen Wachoffiziers, nämlich Oberleutnant zur See Janine Asseln, ab Anfang 2014 in eine der zur Zeit 7 Besatzungen für den Betrieb der zukünftig 6 deutschen U-Boote der Klasse 212A vermelden, nachdem weibliche Unteroffiziere bereits seit 2001 Dienst an Bord deutscher U-Boote geleistet haben. Heute können Frauen also auf U-Booten vieler Marinen dienen, so u.a. in Norwegen, Spanien, Australien, Kanada, Schweden, den USA, Deutschland und nun auch in Großbritannien. Die neueste Meldung dazu erreicht uns im April 2014 aus Frankreich, wo in 2015 die ersten drei weiblichen Marineoffizieranwärterinnen in die Ausbildung zum Dienst auf U-Booten gehen, um dann ab 2017 auf den neuen französischen SSN der „Barracuda“-Klasse eingesetzt zu werden.
Quellen:
Neue Bewegung im Nachfolgeprogramm für australische U-Boote
In unseren „Strandgut“-Ausgaben 11-2011, 09-2012 und 06-2013 hatten wir zum Stand der Nachfolgeplanung für die U-Boote der Marine Australiens berichtet.
Am 02.05.2009 wurde bekanntlich das Weißbuch der damaligen australischen Regierung zur Sicherheit und Verteidigung des Landes „Defending Australia in the Asia Pacific Century: Force 2030) veröffentlicht, das u.a. die Beschaffung von 12 neuen U-Booten („Future Submarine“) als Ersatz für die 6 gegenwärtigen, dieselelektrischen „Collins“-Klasse U-Boote der Royal Australien Navy mit einen Kostenrahmen von mind. 30 Mrd. australischen Dollar (= ca. 20 Mrd. Euro) ab 2026 konzeptionell begründete. Am 02.05.2013 hatte die damalige Labour-Regierung in ihrem Regierungsweißbuch (Defence White Paper) dieses Vorhaben bestätigt.
Am 07.09.2013 gab es Neuwahlen in Australien, als deren Ergebnis eine neue Koalitionsregierung unter Führung von Premierminister Tony Abbott am 18.09.2013 die bisherige Labour-Regierung ablöste.
Seitdem hat sich die Diskussion um die zukünftige U-Bootwaffe Australiens neu belebt. Dabei zeichnen sich interessante Entwicklung ab: So scheint die neue Regierung mit David Johnston als Verteidigungsminister angesichts der Kosten für die geplante U-Booterneuerung, die mittlerweile auf deutlich über 36 Mrd. australischen Dollar (= 25 Mrd. Euro) geschätzt werden, sowohl die geplanten Stückzahlen als auch die Vergabe des Bauauftrages zu überprüfen. Danach wird nun offen auf eine Reduzierung der Stückzahlen auf 6 neue U-Boote mit der Option des Aufstockens auf 9 gesprochen. Zudem wird auch eine Kauflösung eines konventionellen U-Boottyps, aber mit außenluftunabhängigem Antrieb, eines ausländischen Anbieters als günstigere Lösung gegenüber einem Eigenbau durch die Australian Submarine Corporation (ASC) in Adelaide nicht mehr ausgeschlossen.
Premierminister Tony Abbot scheint den Geist des australisch-japanischen Abkommen zur militärischen Zusammenarbeit v. 07.04.2014 nun auch auf die mögliche Beschaffung von U-Booten durch die Industrie Japans auszudehnen.
Auf der Szene möglicher Bieter für die Nachfolge der „Collins“-Klasse U-Boote ist inzwischen aber ein neuer Akteur überraschend erschienen: SAAB, das gerade eigene Kapazitäten im U-Bootbau aufbaut (siehe „Strandgut“ 05-2014) und angeblich schon 100 Mitarbeiten der schwedischen TKMS-Tochter Kockums, dem bisherigen U-Bootbauer in Schweden dafür abgeworben hat, ist im März 2014 bereits mit einer Delegation in Australien gewesen und hat u.a. enge Kooperation mit der australischen U-Bootindustrie angeboten, bis hin zum Bau der von SAAB entwickelten U-Boote in Australien. Dabei scheint SAAB offenbar auf die schwedisch-australische Kooperation beim Bau der „Collins“-Klasse U-Boote Mitte bis Ende der 90er Jahre in Australien zu setzen, deren Betrieb allerdings von vielen Problemen und einer durchweg unbefriedigenden Einsatzbereitschaft begleitet ist.
Verteidigungsminister Johnston hat in diesem Zusammenhang ein neues Weißbuch zur Sicherheit und Verteidigung Australien für Anfang 2015 angekündigt, in dem die neuen konzeptionellen Vorstellungen der Regierung auch zum Neubauprogramm für Australiens U-Boote genannt werden sollen.
Quellen:
- The Sydney Morning Herald v. 07.04.2014
www.smh.com.au/federal-politics/political-news/coalition-casts-doubt-on-plan-to-replace-collins-class-submarines-20140407-zqryi.html
- www.nav.gov.au
- www.news.com.au/national/swedish-firm-saab-bids-to-design-new-royal-australian-navy-submarines/story-fncynjr2-1226881354893
- www.theaustralian.com.au/national-affairs/policy/no-need-for-new-submarines-says-stephen-loosley/story-e6frg8yo-1226876192569#
- www.theaustralian.com.au/national-affairs/new-agreement-to-share-military-technology-will-boost-ties-with-japan/story-fn59niix-1226876241476
Der „Quanten-Kompass“ – ein neues Navigationssystem für U-Boote
Mitte Mai 2014 veröffentlichte das britische Wissenschaftsmagazin „The New Scientist“ einen Bericht zum Stand der Forschung für ein neues Navigationssystem für U-Boote der Forschungsagentur des britischen Verteidigungs-ministeriums (Defence Science and Technology Laboratory/ DSTL). Danach sollen U-Boote mit neuartigen „Quan-tenbeschleunigungsmessern“ ausgestattet werden, die die Bewegungen des U-Bootes unter Wasser wesentlich genauer als die bisherigen Systeme erfassen und daraus die Position des U-Bootes errechnen und anzeigen. Die heutigen Bewegungsmesser zur Feststellung der Position eines U-Bootes unter Wasser liefern bereits nach einem Tag unter Wasser ohne Abstützung auf GPS Fehlermargen von ca. 1 km, was durch das neue System nun auf einen Meter reduziert werden kann. Der Empfang der kurzwelligen GPS-Signale ist unter Wasser in den Opera-tionstiefen moderner U-Boote physikalisch bekanntlich nicht möglich.
Das Verfahren der „Quantennavigation“ beruht auf einem Effekt, dessen Entdeckung bereits 1997 mit dem Nobelpreis für Physik für die Forscher Steven Chu, Claude Cohen-Tannoudji und William Daniel Phillips gewürdigt wurde. Danach werden in einer Vakuumkammer mit einem Laser Rubidium-Atome eingefangen. Diese werden dann bis fast auf den absoluten Nullpunkt gekühlt. Die gekühlten Atome nehmen einen Quantenzustand an, der leicht durch eine Kraft von außen gestört werden kann. Ein zweiter Laser beobachtet die Atomwolke und zeichnet Störungen auf, wie z.B. Bewegungen des U-Bootes. Daraus können dann die Kräfte errechnet werden, die auf das U-Boot einwirken und dies dann in eine Positionsangabe umgerechnet werden kann.
Die heutigen Systeme der automatisierten Bewegungsmessung eines U-Bootes zu dessen relativ präziser Positionsbestimmung unter Wasser zeigt die große Kunst der Navigatoren an Bord früherer U-Boote, wie der berühmten „Obersteuermänner“ auf den U-Booten der Kriegsmarine, nicht nur bei Überwasserfahrten der U-Boote auf hoher See bei tagelangem Fehlen von Positionsbestimmungsmöglichkeiten durch Sonne und Sterne dennoch halbwegs genaue Ortsermittlungen machen zu können, sondern auch bei den oft weit über 24 Stunden hinaus gehenden Unterwasserfahrten eine einigermaßen genaue Position des U-Bootes festlegen zu können. Dies dann durch einfache, „handgemachte“ Kombination von Kurs und Fahrt des Bootes mit Stromatlas, Uhr und Wettergeschehen.
Ein Prototyp des neuen „Quanten-Kompasses“ für erste Versuche an Land soll 2015 in Betrieb gehen, der allerdings immer noch mehrere Meter im Umfang ist. Dann soll das System miniaturisiert werden, so dass es problemlos in U-Booten eingebaut werden kann. Spätere Anwendungen soll es auch für militärische Produkte, wie Kampfflugzeuge und Raketen, aber auch für zivile Nutzung geben, so z.B. in der Fahrzeugindustrie. Entsprechende Forschungen laufen zur Zeit nicht nur in Großbritannien sondern auch in Australien, China und den USA.
Quellen: