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U-Boote in zukünftiger polnischer Marine

Kürzlich gab es Aussagen des polnischen Verteidigungsministeriums zur Modernisierung der Marine des Landes bis 2030. Die Modernisierungen sollen in mehreren Stufen erfolgen: Danach sollen bis 2022 zwei U-Boote und zwei Überwassereinheiten und bis 2026 eine dritte Überwassereinheit modernisiert werden. Neben den bereits für die Kampfwertsteigerung ihrer Überwassereinheiten, u.a. die beiden FFG-7 Fregatten der ex US „Oliver-Hazard-Perry“-Klasse, in Beschaffung befindlichen schwedischen RBS 15 Mk 3 und norwegischen „Naval Strike Missile“- Seezielflugkörper sollen zwischen 2015 und 2017 vier bis sechs neue U-Jagdhubschrauber und drei bis sechs SAR-Hubschrauber beschafft werden, dazu zwei Nahbereichs-Flugwehrsysteme, zehn unbemannte Überwasserkampfdrohnen und sechs unbemannte Flugdrohnen. Die o.a. aufgeführten Maßnahmen sind Teil des von ehemals 9 Mrd. Zloty (= 2,16 Mrd. Euro) auf zur Zeit 5 Mrd. Zloty (= 1,2 Mrd. Euro) gekürzten Beschaffungs- und Modernisierungsprogramms für die Zeit von 2010 – 2018.

Am 24.02.2012 verkündete der polnische Ministerpräsident Donald Tusk überraschend die Einstellung des „Projektes 612“, also des Neubaus von 7 geplanten 2.000 t Korvetten der „Gawron“-Klasse, obwohl bereits das erste Schiff dieser Klasse am 16.09.2009 in Polen vom Stapel gelaufen war und rund 402 Mill. Zloty (= 96 Mill. Euro) für das Projekt aufgewendet worden waren. Die weiteren, rund 1 Mrd. Zloty (= 240 Mill. Euro) für dieses Projekt eingeplanten Haushaltsmittel sollen nun für die Modernisierung der Marine aufgewendet werden, darunter wird die Beschaffung von mindestens einem U-Boot genannt. Es gibt bislang keine Aussagen dazu, ob diese umgewidmeten, rund 240 Mill. Euro nun zusätzliche Mittel für das o.a. Modernisierungsprogramm bedeuten oder nur die Finanzierung des laufenden Programms verbessern sollen.

Die polnische Marine betreibt seit den 1930er Jahren U-Boote und selbst im Zweiten Weltkrieg fuhren polnische U-Boote auf Seiten der Alliierten. Nach dem Krieg wurden sowjetische U-Boote übernommen, so zunächst einige kleinere U-Boote des Typ „Maljutka“, dann bis Mitte der 1980er Jahre 4 U-Boote der „Whiskey“-Klasse und zuletzt noch 2 U-Boote der „Foxtrott“-Klasse, sowie 1 U-Boot der „Kilo“-Klasse. Das 1986 übernommene U-Boot ORP Sokol der „Kilo“-Klasse ist das letzte, noch heute betriebene U-Boot aus der Zeit der Zugehörigkeit Polens zum Warschauer Pakt, während die beiden „Foxtrott“-Klasse U-Boote 2003 außer Dienst gestellt wurden. 2002 übernahm die Marine Polens dann 2 U-Boote der norwegischen „Kobben“-Klasse und stellte sie als ORP Sokol (ex HMNoS Stord) und ORP Sep (ex HMNoS Skolven) in Dienst. 2003 folgte dann mit der ORP Bielik (ex HMNoS Svenner) ein 3. „Kobben“-Klasse U-Boot und 2004 mit der ORP Kondor (ex HMNoS Kunna) ein 4. U-Boot dieser Klasse. Die „Kobben“-Klasse U-Boote sind Boote des deutschen Exporttyps 207 und wurden zwischen 1964 und 1967 von der norwegischen Marine in Dienst gestellt.

Die polnische Marine hat demnach zur Zeit 5 U-Boote in ihrem Bestand, von denen die meisten sehr betagt sind und nur noch wenige Jahre in Betrieb gehalten werden dürften. Die oben aufgeführte Modernisierung in der Marine, u.a. mit genannten „zwei U-Booten“, dürfte mit ihrem relativ geringen Haushaltsmittelansatz aber kaum für aufwendige Neubauvorhaben reichen, und auch eine weitere Lebenszeitverlängerung der heute schon weit über 40 Jahre alten ex „Kobben“-Klasse U-Boote scheint deshalb unwahrscheinlich, bestenfalls dürfte dafür noch das heute rund 26 Jahre U-Boot der „Kilo“-Klasse in Frage kommen. Ein Ersatz der alten U-Boote ist deshalb dringend geboten und es gab seit einigen Jahren immer wieder Meldungen zu angeblichen Beschaffungsvorhaben, wie Anfang 2009, als über einen kurzfristigen Kauf von 2 der für Griechenland bestimmten HDW Export U-Boote der Klasse 214 mit ihrem außenluftunabhängigen Antrieb spekuliert wurde, weil sich die Ablieferung dieser U-Boote aufgrund der Haushaltprobleme des Landes ständig verzögerten (siehe unser Strandgut 07-2011). Gleichwohl, mit diesen Mitteln dürfte realistisch kein modernes U-Boot zu beschaffen sein und es wird damit auf ein Modernisierung des „Kilo“-Klasse U-Bootes ORP Orzel sowie die erneute Übernahme eines gebrauchten U-Bootes von einer anderen Marine hinauslaufen.

Der Ruf nach mehr Geld für Marinebeschaffungen und Modernisierungen dürfte weitgehend verhallen, nachdem in den letzten Jahren die Modernisierung der polnischen Luftwaffe und Luftverteidigung den Löwenanteil des Verteidigungshaushaltes gebunden hat.

Quellen:

Untersuchungsbericht zur Grundberührung von HMS Astute veröffentlicht

Am 22.10.2010 lief das neueste SSGN der Royal Navy, die HMS Astute (Stapelauf im Juni 2007, 7.800 t Verdrängung, 100 m lang) bei Revierfahrt über Wasser in Dunkelheit in der Nähe der Isle of Syke an der schottischen Westküste auf Grund und blieb auf einer Kieselbank einige Stunden stecken. Die anschließende Bergung des U-Bootes war ebenfalls durch eine Reihe von unglücklichen Abläufen gekennzeichnet. Zusammen mit einigen anderen Zwischenfällen mit der Astute war diese Grundberührung für die Royal Navy der bisherige Höhepunkt an Peinlichkeiten bei der Einführung der neuen SSGN, zumeist verursacht durch technische Probleme, aber auch menschlichem Versagen. 459px-Astute2cropped

Der damalige Kommandant der Astute, Commander Andy Coles, wurde zwar vier Wochen nach der Havarie von seinem Kommando abgelöst, bislang sind aufgrund der laufenden Untersuchungen aber nur einfache Disziplinarmaßnahmen gegen Coles und andere an der Havarie beteiligte Verantwortliche verhängt worden. Das in solchen Fällen formale Verfahren vor einem Militärgericht steht noch aus. Die Kosten für die Instandsetzung der Astute nach ihrer Havarie werden in den Medien mit einem bis zu dreistelligen Millionen-Pfund-Betrag angegeben.

Am 23.04.2012 wurde nun der Untersuchungsbericht zur der Havarie des bislang rund 1 Mrd. GBP (= 1,2 Mrd. Euro) an Bau- und Einfahrkosten verschlungen habenden SSGN veröffentlicht. Die wesentlichen Feststellungen sind navigatorische Fehler durch Wahl eines abkürzenden Kurses auf der Fahrt zu einem Treffen mit einem anderen Schiff ohne Nutzung eines geeigneten Radars durch den Wachhabenden Offizier, der dazu ohne genügende Kontrolle durch eine Seekarte fuhr und keine ausreichende Erfahrung in der Revierfahrt bei Dunkelheit hatte. Besonders peinlich: Der Kommandant hatte bis wenige Minuten vor der verhängnisvollen Havarie noch geduscht und war nicht auf der Brücke. Durch die Untersuchung wurde auch bekannt, dass die Astute als modernstes SSGN der Royal Navy noch nicht mit der eigentlich als Standardausrüstung in den meisten Fahrzeugen der Royal Navy vorhandenen elektronischen Seekarte WECDIS ausgestattet war.


Quellen:

Pläne für große unbemannte Unterwasserfahrzeuge für die US Navy

Von der Entwicklungsabteilung (Office of Naval Research) der US Navy sind Konzepte bekannt geworden, die die Einführung großer, unbemannter Unterwasserfahrzeuge (Large Displacement Unmanned Underwater Vehicle/ LDUUV) vorsehen. Diese sollen für Monate über weite Entfernungen selbständig vor allem als Transport- und Einsatzfahrzeuge für das verdeckte Absetzen von festen und mobilen Aufklärungs- und Überwachungssystemen dienen und nach weiterer Entwicklung sogar zum autonomen Waffeneinsatz fähig sein.

Dazu sollen die bislang entwickelten, kleineren unbemannten Unterwassersystem (Unmanned Underwater Systems/ UUS), die von einem Bediener in der Nähe nur immer für wenige Stunden betrieben werden können, zu großen LDUUV weiterentwickelt werden. Die von Boeing entwickelte und 2001 gebaute Unterwasserdrohne „Echo Ranger“ (Verdrängung 5 Tonnen, Länge 5,5 Meter, Tauchtiefe bis zu 3.300 Metern/ 10.000 Fuß) wird in diesem Zusammenhang als ein maßgebendes Ausgangsmodell betrachtet. Während der „Echo Ranger“ noch batterie-getrieben bis zu 28 Stunden eingesetzt werden kann, wird beim LDUUV für dessen wesentlich längeren Einsatzzeiten auch an Brennstoffzellen und/ oder dieselelektrischen Antrieb gedacht, da allein für dessen Antriebsanlage bis zu 3,5 Tonnen Gewicht vorgesehen sind.

Die neuen LDUUV Unterwasserdrohen sollen durch eine Kombination aus passiven und aktiven Sonarsystem sowie Unterwasserkameras Unterwasseraufklärung von Minenfeldern, Schiffen, Hafenanlagen und Küsten betreiben können und dabei sowohl zu Annäherungen, aber auch zu Notausweichen vor Hindernissen in der Lage sein. Die großen LDUUV erlauben gleichzeitig das Mitführen zahlreicher Fracht, von weiteren auszusetzenden kleinen UUS, über abzusetzende Sensorsysteme zur Überwachung, automatisierte Fernmeldebojen, bis hin zu Waffen, wie Minen.

Nach den Vorstellungen der US Navy soll das neue LDUUV zunächst in einer, auf 18-24 Monate ausgelegten ersten Phase noch durch einen über Satellitenfunk verbundenen Bediener im Flachwasser bis zum 33 Metern (100 Fuß) Tiefe eingesetzt werden und dabei Erfahrungen im Operieren in mit Hindernissen bestückten Gewässern sammeln. Die Tests sehen Einsätze von bis zu 30 Tagen hintereinander vor. Erst in der zweiten, auf drei Jahre ausgelegten Entwicklungsphase sollen die LDUUV dann tatsächlich auch in tiefem Wasser und auf hoher See ohne jegliche Steuerung während der Operation autonom eingesetzt werden. Diese Tests sollen dann Einsatzlängen von ununterbrochen bis zu 70 Tagen umfassen. Die LDUUV sollen in letzter Konsequenz, ähnlich wie solche luftgestützten Systeme, Waffen tragen und diese einsetzen können.

Die US Navy beabsichtigt in 2014 Ausschreibungen für den Bau der LDUUV nach der bis dahin fertiggestellten Konzeption zu machen. Es wird an die Beschaffung von bis zu 10 LDUUV gedacht. Diese sollen aber nur als Ergänzung zur bemannten U-Booten dienen und diese keinesfalls ersetzen. Gleichwohl, ähnlich wie bei den fliegenden Drohnen für Aufklärung und Waffeneinsatz wird letztlich aber die Frage beantwortet werden müssen, ob auch die Unterwasserwaffensysteme der Zukunft überhaupt noch bemannt sein müssen, d.h. also am Ende herkömmliche U-Boote ganz überflüssig zu machen.

Quellen: