Entstehung
Horst Bredow wurde 1924 geboren und war während des 2. Weltkrieges Leutnant zur See (Crew VI/42) und als WO auf U 288 eingesetzt. Während eines Lazarettaufenthaltes lief U 288 zu seiner zweiten Feindfahrt aus Narvik aus. Das Boot ging auf dieser Feindfahrt mit der gesamten Besatzung im Kampf um den Konvoi JW-58 verloren. Horst Bredow verdankt also sein Leben einer Verwundung, die ihn daran hinderte, an dieser letzten Fahrt von U 288 teilzunehmen.
Nach seiner Genesung wurde er für einige Monate auf ein Minensuchboot im Mittelmeer kommandiert. Kurz vor Ende des Krieges gehörte er noch zur vorgesehenen Besatzung eines neuen Typ XXI-Bootes, welches aber nicht mehr in Dienst gestellt wurde. Als Horst Bredow 1947 aus amerikanischer Gefangenschaft zurückkehrte, entschied er sich, nachzuforschen, was mit seinem Boot (U 288) geschehen war, um die Angehörigen der Besatzungsmitglieder darüber informieren zu können.
Durch Kontakte mit diesen Familien und anderen begann er verschiedenes Material über die deutsche U-Bootwaffe zu sammeln. Dies war der Grundstein für die heute größte Sammlung dieser Art in der Welt. Er arbeitete zunächst als Lehrer und später als Studienrat für Mathematik und Physik in Berlin, und seine Wohnung füllte sich immer mehr mit Material, bis der gesamte Platz aufgebraucht war. Bei seiner Pensionierung 1983 konnte Horst Bredow das Archiv in den Marinefliegerhorst in Westerland auf der Insel Sylt verlegen, weil die Eheleute Bredow dort bereits eine Wohnung hatten und ihren Lebensabend dort verbringen wollten.
Die Räume für das Archiv kamen durch die Vermittlung des Inspekteurs der Marine, Admiral Ansgar Bethge, der ein Crew-Kamerad von Horst Bredow war, zustande. Als 1989 durch eine Umstrukturierung der Marine der Marinefliegerhorst entmilitarisiert wurde und eine Neuanmietung erhebliche Mehrkosten verursacht hätte, war zuerst einmal guter Rat teuer. Bei Bewerbungen aus Bremen und Cuxhaven war die letztere die bessere, nicht nur für das Archiv sondern auch privat für die Eheleute Bredow.
Im Juni 1989 begann der Umzug mit insgesamt „35 Möbelwagen-metern“ nach Altenbruch, einem kleinen freundlichen Ort bei Cuxhaven. Hier war von der Stadt ein größeres, aber relativ heruntergekommenes Haus zur Verfügung gestellt worden, das unter tatkräftiger Hilfe alter U-Bootfahrer und anderer Helfer zweckmäßig umgestaltet und ausgebaut wurde.
Bereits 1986 wurde das Archiv in eine Stiftung umgewandelt, mit Horst Bredow als geschäftsführendem Vorstand und wissenschaftlichem Leiter. Somit wurde dem gemeinnützigen Charakter dieses Archivs Ausdruck verliehen. Die Finanzierung gestaltete sich nach wie vor sehr schwierig, denn zunächst wurden sämtliche Kosten, die solch ein Archiv verursacht, durch die Eheleute Bredow selbst bezahlt. Da das Archiv einen immer größeren Umfang annahm, war dies irgendwann nicht mehr möglich. Durch die Umwandlung in eine Stiftung wurden nun auch offizielle Spenden möglich. Durch die Gründung des Freundeskreises Traditionsarchiv Unterseeboote (FTU e.V.) wird ein Teil der Kosten durch Mitgliedsbeiträge und Arbeiten auf freiwilliger Basis gedeckt.
Dass dieses Archiv längst ein großes nationales und vor allem auch internationales Gewicht besitzt, ersieht man auch aus der Tatsache, dass Horst Bredow gemeinsam mit seiner Frau Annemarie jährlich hunderte von Anfragen beantwortet und die Türen seines Archivs und Museums für Besucher und Historiker aus aller Welt geöffnet hat. Für sein Archiv und für die menschliche, völkerverbindende Seite seiner Arbeit, für seinen Beitrag zur Zusammenführung ehemaliger Gegner und für die Information Hinterbliebener über das Schicksal ihrer Angehörigen, erhielt Horst Bredow das Bundesverdienstkreuz.
Leider ist seit Jahren festzustellen, dass das Interesse aus dem Inland abnimmt, während das Interesse von Historikern aus dem Ausland mehr und mehr zunimmt. Im Jahre 1992 wurde Horst Bredow dazu eingeladen, mit dem amerikanischen Atom U-Boot USS Bremerton in See zu gehen und erhielt dort einen Eindruck von den unterschiedlichen Aufgaben eines Wachoffiziers auf einem modernen U-Boot. Dies war nicht zuletzt Ausdruck der Hochachtung, die Horst Bredow seitens des Auslandes für seine jahrelange Arbeit entgegengebracht wird.
Heute bietet das U-Bootarchiv Altenbruch-Cuxhaven eine nahezu lückenlose Faktensammlung über den „Lebenslauf“ eines jeden der deutschen U-Boote des 2. Weltkrieges. Dazu kommen zahlreiche Akten über die U-Boote der kaiserlichen Marine, der Bundesmarine und verschiedener ausländischer Flotten.
Schon vor 20 Jahren wurde damit begonnen, zahlreiche Filmaufnahmen, die von U-Bootmännern im Kriege gemacht wurden, auf VHS-Video zu bannen. Die Bildersammlung des Archivs umfaßt heute (2010) ca. 170.000 Fotos von U-Booten und ihren Besatzungen. Der 2. Weltkrieg ist seit mehr als als einem halben Jahrhundert zu Ende, viele U-Bootmänner kamen in der größten Seeschlacht aller Zeiten und auf Nebenschauplätzen ums Leben. Im U-Bootarchiv Altenbruch-Cuxhaven sind sie bis heute lebendig.