Geleitschlachten II

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U 100 – Geleitzugschlachten im Atlantik unter Kapitänleutnant Joachim Schepke (Teil 2)

Im ersten Teil seiner Darstellungen hat der Autor die ersten beiden Unternehmungen von U 100 zwischen dem 09.08.1940 und 25.09.1940 beschrieben.

Am 12. Oktober 1940 lief U 100 zur 3. Unternehmung aus. Operationsgebiet war diesmal wieder das Seegebiet nordwestlich von Irland. Im Laufe des 18. Oktober wurde U 100 durch Peilzeichen von U 48 an den Geleitzug SC.7 herangeführt. Tatsächlich konnte das Boot gegen 23.00 Uhr Fühlung zum Geleitzug aufnehmen. Es war 23.17 Uhr als der Torpedo aus Rohr III fiel und nach 51 Sekunden den britischen Dampfer Shekatia in den hinteren Laderaum traf. Die Shekatia war bereits um 20.21, 20.28 und 20.46 Uhr von Torpedos von U 123 getroffen worden. Auch der Torpedo von U 100 brachte den auf seiner Holzladung schwimmenden Dampfer nicht zum Sinken. Erst nach einem weiteren Fangschuss von U 123 am 19. Oktober um 03.11 Uhr sank die 5.458 BRT große Shekatia.

Kapitänleutnant Joachim Schepke, Kommandant von U 3, U 19 und U 100 - gefallen am 17.03.1941 im Nordatlantik
Kapitänleutnant Joachim Schepke, Kommandant von U 3, U 19
und U 100 – gefallen am 17.03.1941 im Nordatlantik

Mittlerweile hatte sich U 100 seinem nächsten Ziel genähert. Um 23.37 Uhr fiel der Torpedoschuss aus Rohr I, der nach 65 Sekunden das Achterschiff des anvisierten Zieles traf. Das Schiff sackte zwar achtern etwas tiefer, sank aber nicht. Einen Fangschuss konnte U 100 nicht abgeben, da ein Bewacher das Boot zum Abdrehen zwang. Bei dem torpedierten Schiff handelte es sich um den niederländischen Dampfer Boekolo mit 2.118 BRT, der hinter dem Konvoi zurück geblieben war, um die Überlebenden der Beatus aufzunehmen, die wiederum von U 46 versenkt worden war. Die Boekolo wurde schließlich am 19. Oktober um 01.31 Uhr von U 123 versenkt.

Am frühen Morgen des 19. Oktober bekam U 100 erneut Kontakt mit dem in Auflösung befindlichen Geleitzug SC.7. Um 02.50 Uhr feuerte das U-Boot einen Torpedo auf den britischen Dampfer Blairspey mit 4.155 BRT. Der Frachter war bereits von U 101 torpediert worden und zeigte immer noch keine Anzeichen zum Sinken.

U 100 feuerte noch einen Fangschuss, der nach 52 Sekunden den Bug des Schiffes traf. Auf U 100 waren sich Kommandant und Offiziere einig, dass der Dampfer bald sinken würde. Aber die Blairspey schwamm weiter auf ihrer Ladung. Die Besatzung ging in die Rettungsboote und verließ den Dampfer. Obwohl die Blairspey noch zwei weitere Fangschusstreffer von U 101 erhielt, strandete das Schiff erst am 25. Oktober im Kames Bay, wo das Bugteil abbrach. Trotzdem konnte ein großer Teil der Holzladung geborgen werden. Das Heckteil wurde nach Greenock geschleppt, um einen neuen Bug zu bekommen. Schließlich wurde das Schiff als Empire Spey wieder in Dienst gestellt.

Bald meldete U 47 einen weiteren Geleitzug. Es war der HX.79, der noch am Abend des 19. Oktober von U 100 erreicht wurde. Kurz nach Mitternacht des 20. Oktobers begann der Anlauf auf den Konvoi. Um 00.15 Uhr schoss Schepke je einen Torpedo aus Rohr I und IV auf zwei anvisierte Tanker. Nach 28 Sekunden ging der erste Torpedo am ersten Tanker hoch. Keine zwei Sekunden später der zweite Treffer auf dem hinteren Tanker. Gleich nach den Detonationen wölbten sich zwei riesige Rauchpilze über den Flammen, die die Tanker vollkommen einhüllten. U 100 hatte die britischen Motortanker Caprella mit 8.230 BRT und Sitala mit 6.218 BRT getroffen. Die Ladung der Caprella bestand aus 11.300 Tonnen Treiböl, die der Sitala aus 8.444 Tonnen Rohöl. Es war ein Wunder, dass von jedem der beiden Tanker nur ein Mann vermisst wurde. Von der Caprella wurden 52 Seeleute, von der Sitala 44 Seeleute gerettet. Das Wrack der Caprella wurde noch am 22. Oktober gesichtet, wobei der Bug des Tankers noch etwa 15 Meter aus dem Wasser ragte.

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Inzwischen verfolgte U 100 einen weiteren Dampfer. Nach sieben Stunden kam das Boot dann zum Schuss. Um 07.20 Uhr fiel der Torpedo aus Rohr IV und traf nach 85 Sekunden den hinteren Laderaum. Nachdem die Loch Lomond getroffen war, blieb sie in kaum veränderter Lage gestoppt liegen. Als ein Bewacher aufkam, entschloss sich Schepke zunächst langsam nach Süden abzulaufen, drehte aber Punkt 12.00 Uhr wieder zum angeschossenen Dampfer zurück.

Um 13.15 Uhr kam der Havarist wieder in Sicht, ohne das sich ein Bewacher in der Nähe befand. Als das U-Boot näher kam, stellte man fest, dass der Frachter verlassen war, aber immer noch auf seiner Holzladung schwamm. Daraufhin entschloss sich Schepke, den Dampfer mit der 8,8-cm-Kanone zu versenken. Mittlerweile war der Frachter so weit weg gesackt, dass bereits das Deck von Wasser überspült wurde. U 100 feuerte insgesamt 79 Granaten auf das Schiff, das aber immer noch auf seiner Holzladung schwamm. Schepke entschied, das treibende Wrack zu verlassen und den Rückmarsch anzutreten. Der britische Dampfer Loch Lomond mit 5.452 BRT musste dann irgendwann in den nächsten Stunden gesunken sein Das Schiff hatte 6.000 Tonnen Bauholz und 1.858 Tonnen Stahl geladen. Ein Mann kam ums Leben, die übrige Besatzung von 40 Mann nahm der Bewacher auf. Am 23. Oktober 1940 machte U 100 wieder in Lorient fest.
Am Vormittag des 07. November 1940 lief U 100 zur 4. Unternehmung aus. Das zugewiesene Operationsgebiet war erneut nordwestlich von Irland. Als nach dreizehn Tagen furchtbarer Sturmfahrt noch kein Gegner gesichtet worden war, befahl der B.d.U. U 100 auf einen von U 137 gemeldeten Geleitzug zu operieren.

Am 22. November 1940 stand das Boot auf der zugewiesenen Position südlich der Rockall Bank, wo es unversehens beim Auftauchen direkt in dem Konvoi SC.11 hinein geraten waren. Kurz nach Mitternacht des 23. November um 00.18 Uhr schoss U 100 den ersten Torpedo aus Rohr I auf den britischen Dampfer Justitia mit 4.562 BRT. Nach 29 Sekunden ging der Torpedo genau mittschiffs hoch, das Schiff blieb gestoppt liegen und blies Dampf ab. Die Besatzung stieg in die Rettungsboote. Die Justitia hatte 5.161 Tonnen Bauholz und 2.248 Tonnen Stahl für London geladen. Durch den Torpedotreffer fanden 13 Seeleute den Tod, die übrigen 26 Männer wurden gerettet.

 

p285_1_02Um 01.01 Uhr fand der nächste Torpedo, aus Rohr III abgefeuert, nach 25 Sekunden Laufzeit sein Ziel. Der Frachter, es war der nie-derländische Dampfer Ootmarsum mit 3.628 BRT, sank unmittelbar nach dem Treffer über den Vorsteven in die Tiefe. Von der 25köpfigen Besatzung überlebte keiner.

Nur sechzehn Minuten später traf der aus Rohr IV geschossene Torpedo nach 34 Sekunden Laufzeit den britischen Dampfer „Bradfyne“ mit 4.740 BRT. Der Dampfer blieb mit Schlagseite liegen und sank später. Von der 43köpfigen Besatzung konnten nur vier Mann gerettet werden. Die Bradfyne hatte 7.900 Tonnen Getreide für Belfast geladen.

Ein weiterer Torpedoschuss aus dem Heckrohr V ging fehl. Auf U 100 mussten die Torpedos nachgeladen werden, trotzdem blieb das Boot am Konvoi. Um 04.14 Uhr war es soweit, U 100 fuhr den nächsten Angriff. Der aus Rohr I abgefeuerte Torpedo detonierte nach 32 Sekunden im Maschinenraum des anvisierten Schiffes. Schlagartig klappten nach dem Treffer der vordere Mast und der Schornstein zusammen und das ganze Achterschiff brach im hohen Seegang ab. Das U-Boot ließ den schwimmenden Rest des Schiffes zurück und griff das nächste Handelsschiff an. Bei dem torpedierten Schiff handelte es sich um den norwegischen Dampfer Bruse mit 2.205 BRT. Während das Heckteil des Schiffes sank, gelang es den Briten, bis zum 28. November das Vorschiff mit einem Schlepper in den Clyde einzuschleppen. Das Schiff wurde dann aber noch nach Troon überführt, wo es im Juni 1941 abgebrochen wurde. Geladen hatte die Bruse 1.550 Tonnen Bauholz, die für Ipswich bestimmt waren. Von der 22köpigen Besatzung konnten nur sechs Mann gerettet werden.

 

Um 04.36 Uhr fiel der nächste Torpedo aus Rohr II auf einen Dampfer mit geschätzten 5.000 BRT. Nach 44 Sekunden Laufzeit traf der Torpedo sein Ziel mittschiffs. Es war der norwegische Dampfer Salonica mit 2.694 BRT. Das Schiff hatte 3.400 Tonnen Grubenholz geladen. Anschließend musste U 100 vor einem Bewacher tauchen und kam erst gegen 07.20 Uhr wieder an den Konvoi heran.

Nach einiger Zeit war das nächste Ziel ausgemacht. Um 08.02 Uhr fiel der Torpedoschuss aus Rohr III. Nach 47 Sekunden erfolgte eine heftige Detonation, der Torpedo war genau unterhalb des Schornsteins detoniert. Sofort bekam der Frachter Schlagseite und feuerte Notsignale ab. Das getroffene Schiff war das britische Motorschiff Leise Maersk mit 3.136 BRT. Die Ladung bestand aus 4.500 Tonnen Getreide und Stückgut. Die Leise Maersk sank nur wenige Minuten nach dem Treffer. Von der 24köpigen Besatzung konnten nur sieben Männer gerettet werden, 17 Seeleute ertranken in der rauen See.

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Danach riss die Fühlung am Geleitzug ab. Erst am Abend des 23. November kam U 100 noch einmal an den SC.11 heran. Um 21.05 Uhr fiel der Torpedo aus Rohr IV, der nach 37 Sekunden am Bug des Frachters detonierte. Bei dem getroffenen Schiff handelte es sich um den niederländischen Dampfer Bussum mit 3.636 BRT. Der Dampfer, der 5.200 Tonnen Getreide für Belfast geladen hatte, sank erst am folgenden Tag. Die gesamte Besatzung von 29 Mann wurde gerettet. Wieder war es Kapitänleutnant Schepke gelungen, aus nur einem Geleitzug sieben Schiffe herauszuschießen. Anschließend trat U 100 den Rückmarsch an und lief am 27. November 1940 in Lorient ein.

Bereits am 02 Dezember 1940 stand U 100 wieder in See, die fünfte Unternehmung hatte begonnen. Gleich nach dem Auslaufen verschlechterte sich das Wetter zusehends. Das Boot wurde mit tobenden Stürmen aus westlicher Richtung konfrontiert. Der harte, frostige Winter der Jahre 1940/41 bahnte sich hier an. Erst nach knapp zwei Wochen, am 14. Dezember, sichtete das U-Boot den britischen Dampfer Kyleglen mit 3.670 BRT. Um 09.06 Uhr fiel der Torpedoschuss aus dem Heckrohr V, der nach 42 Sekunden am Heck des Dampfers detonierte, der nach der starken Detonation von der Wasseroberfläche verschwunden war. Die Kyleglen war mit einer Ladung Schlacke unterwegs nach Sydney. Die 37 Seeleute der Besatzung verloren sämtlich im sturmgepeitschten Atlantik ihr Leben.

Am Nachmittag wurde ein weiterer Einzelfahrer ausgemacht. Um 19.50 Uhr stand das Boot in günstiger Angriffsposition und Schepke befahl den Torpedoschuss aus Rohr IV. Der „Aal“ detonierte nach 36 Sekunden Laufzeit am Ziel. Im vorderen Bugraum des Dampfers brach ein Feuer aus, das Schiff aber sank nicht. Schepke feuerte um 20.29 Uhr einen weiteren Torpedo. Nach 45 Sekunden detonierte dieser im Heckteil des Frachters. Sofort nach dem Treffer begann der Dampfer zu sinken. Schnell stellte sich heraus, dass sie den britischen Dampfer Euphorbia mit 3.380 BRT versenkt hatten, dessen Ladung aus 3.837 Tonnen Kohle bestand. Obwohl die 34 Mann starke Besatzung vollzählig ihr sinkendes Schiff verlassen konnte, wurde kein einziger gerettet. Der stürmische Atlantik verschluckte sie alle.

 

p288_1_04Am 18. Dezember sichtete U 100 einen großen Dampfer, vermutlich einen Nachzügler eines Geleits. Um 20.20 Uhr fiel der Doppelschuss aus Rohr III und IV. Genau nach 60 Sekunden stieg eine Detonationssäule genau unterhalb der Brücke hoch. Der Dampfer bekam Schlagseite, stoppte und sank etwas tiefer. Auf U 100 beobachtete man, wie Rettungsboote zu Wasser gelassen wurden. Die Besatzung schien in aller Eile von Bord zu gehen. Um 20.49 Uhr erfolgte der Torpedofangschuss aus Rohr V, der nach 24 Sekunden am Heck des Schiffes detonierte. Kurz darauf sank der Dampfer über den Achtersteven. U 100 hatte den britischen Dampfer Napier Star mit 10.116 BRT versenkt. Das Schiff war mit 8.200 Tonnen Stückgut beladen auf dem Weg nach Neuseeland. Außer der 69-köpfigen Besatzung befanden sich noch 16 Passagiere an Bord. Beim Untergang des Schiffes fanden 59 Seeleute und 12 Passagiere den Tod. Die Napier Star war das letzte Schiff das U 100 versenkte.

Einige Tage später trat das Boot den Rückmarsch nach Deutschland an wo es überholt werden sollte. Am 01. Januar 1941 machte U 100 in Kiel an der Tirpitzmole fest. Eine zwei Monate dauernde Überholung des Bootes war nun angesagt. Am 09. März 1941 lief U 100 zu seiner sechsten Unternehmung von Kiel aus. Diesmal sollte das Operationsgebiet weit im Westen des Nordatlantiks liegen.

Am 16. März 1941 bekam U 100 Fühlung zu dem von U 110 gemeldeten Geleitzug HX.112. Aber dieses Mal sollten Joachim Schepke und sein Boot das Glück verlassen. Beim Versuch mit U 100 in den Geleitzug hinein zustoßen, wurde das Boot am 17. März 1941 um 03.18 Uhr im Nordatlantik südöstlich von Island durch Wasserbomben der britischen Zerstörer Walker und Vanoc zum Auftauchen gezwungen und von Vanoc durch Rammstoß versenkt. Nur sechs Besatzungsangehörige von U 100 konnten von der Vanoc gerettet werden, 38 Besat-zungsangehörige blieben auf See. Damit endete das Leben von Kapitänleutnant Joachim Schepke, den wohl kühnsten Geleitzugkämpfer der deutschen U-Boot-Waffe.

Allein mit U 100 konnte Joachim Schepke 26 Schiffe mit 137. 819 BRT versenken, davon 22 aus verschiedenen Geleitzügen. Dazu torpedierte U 100 noch weitere vier Schiffe mit 17.229 BRT, ebenfalls alle in Konvois fahrend. Während seiner sechs Unternehmungen bekämpfte U 100 folgende Konvois: OA.198, OA.204, HX.72, SC.7, HX.79, SC.11 und HX.112.

Text: Hans-Joachim Röll und das Deutsche U-Boot-Museum – Bilder: Deutsches U-Boot-Museum

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