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Weitere Entwicklungen in Beschaffungsprogramm für neue australische U-Boote

Am 22.04.2015 besuchte Verteidigungsminister Kevin Andrews, der erst im Dezember 2014 sein Amt übernommen, hat seine deutsche Amtskollegin von der Leyen in Berlin. Im Rahmen dieses Besuchs fuhr er am 23.04.2015 auch an die Küste nach Kiel und erhielt in Begleitung des Inspekteurs der Deutschen Marine, Vizeadmiral Andreas Krause, bei TKMS/ HDW eine Einweisung in die Fähigkeiten der Werft, insbesondere natürlich deren Angebote für konventionelle U-Boote mit außenluftunabhängigem Antrieb, u.a. auch das Projekt des großen Export-U-Bootes von TKMS, dem Typ 216.

Im Rahmen seiner Europareise besuchte Minister Andrews am 24.04.2015 aber auch DCNS in Frankreich. In einer Pressemitteilung des australischen Verteidigungsministeriums wurde bestätigt, dass offiziell seit 20.02.2015 die U-Bootbauer in Japan, Frankreich und Deutschland zur Angebots-abgabe für ihr U-Bootprojekt für die australische Marine eingeladen worden sind. Interessant in dieser Pressemitteilung die Bezifferung des Budget für das australische U-Bootbeschaffungsprogramm mit 50 Mrd. austr. Dollar (= 36 Mrd. Euro)

Am 07.05.2015 gab es dann Meldungen in Australien, wonach Japan im Rahmen seines offiziellen Angebotsverfahrens für seine „Soryu“-Klasse AIP-U-Boote im Bieterwettbewerb zwischen Japan, Frankreich und Deutschland um den Ersatz der älteren australischen „Collins“-Klasse U-Boote bereit sein soll, auch vertrauliche Leistungsdaten seiner U-Boote an Australien zu geben. Inzwischen hat der Sicherheitsausschuss der japanischen Regierung (National Security Council) dies gebilligt, auch um die Chancen für die japanische U-Bootindustrie zu erhöhen. Ein demnächst erfolgender Besuch von Minister Andrews in Japan ist ebenfalls angekündigt worden. Es ist wichtig zu wissen, dass die USA ein japanisches Angebot deutlich unterstützen, weil bei einem Zuschlag für den Bau von australischen U-Booten auf der Basis der „Soryu“-Klasse in erheblichem Umfang US-amerikanische Technik Verwendung finden würde.

Nicht unbedeutend für die australische Entscheidung ist der Einfluss der Wirtschaft und Industrie in Süd-Australien um die potentielle Marinewerft in Adelaide herum. Hier gibt es eine massive Lobby-Arbeit, die darauf bedacht ist, möglichst große Anteile des Bauprogramms für Südaustralien in Kooperation mit dem Sieger des Bieterwettbe-werbes zu sicher, d.h. jeder Bieter hat dann besondere Chancen auf den Zuschlag, wenn er die südaustralische Industrie beteiligt. So gibt es bereits nicht nur zahlreiche Kontakte zwischen den Industrievertretern aus Südaus-tralien mit den U-Bootbauern in Frankreich und Deutschland, sondern Mitte Mai auch eine spezielle Besuchsreise des Ministers für Wirtschaft und Verteidigungsindustrie von Südaustralien, Martin Hamilton-Smith, Mitte Mai 2015 zu DCNS und TKMS.

Am 27.05.2015 berichtet dann der australische Nachrichten TV-Kanal „9News“ über den Stand der möglichen Kooperation der australischen U-Bootbauer ASC in Adelaide und den gegenwärtigen Bietern für die neuen australischen U-Boote aus Europa und Japan. Danach habe es bislang außer losen Gespächen bislang keine gezielten Verhandlungen zwischen ASC und den drei Bietern gegeben, obwohl Teil der Ausschreibung auch klar eine Aufforderung enthält, Vorstellungen einer Kooperation mit ASC zu nennen. TKMS/ HDW hätte lediglich bestätigt, im Falle eines Zuschlages mit ASC zusammenzuarbeiten, bis hin zu einer möglichen Beteiligung an der Werft in Adelaide. Inzwischen haben Vertreter der japanischen U-Bootbauer von Kawasaki und Misubishi am 26.05.2015 ASC in Adelaide besucht und am 28.05.2015 auch Produktionseinrichtungen von ASC in Perth. Die Opposition im Parlament wirft indessen dem australischen Premierminister Tony Abbot, der bekanntermaßen ein Befürworter eines Kaufvertrages mit Japan ist, und seiner Regierung vor, er würde nun einen „Beschwichtigungsprozess“ gegenüber seinen Kritikern verfolgen um zu verschleiern, der er insgeheim längst eine Vertragsabsprache mit Japan getroffen habe.


Quellen:

www.marine.de (v. 22.04.2015)
www.afr.com/news/politics/japan-to-hand-over-secret-submarine-data-to-australia-20150507-ggwarj (Australian Financial Review v. 07.05.2015)
www.minister.defence.gov.au/2015/04/24/minister-for-defence-ministerial-visit-to-france-24-april-2015/
www.smh.com.au/federal-politics/political-news/japan-set-to-clear-the-way-for-australian-submarine-bid-20150507-ggwd9r.html (Sydney Morning Herald v. 07.05.2015)
www.theguardian.com/world/2015/may/19/japan-security-council-approves-bid-to-build-australian-submarines (19.05.2015)
www.theaustralian.com.au/national-affairs/defence/kevin-andrews-to-lock-in-japanese-subs-bid-during-visit/story-e6frg8yo-1227360727577 (20.05.2015)
www.9news.com.au/national/2015/05/27/13/18/labor-alleges-unfair-submarine-tender (27.05.2015)

Mysteriöser Unterwasserabschuss einer Rakete in Nordkorea

Aus dem Reich vieler nie ganz klarer Meldungen sorgte ein weiterer Bericht seit dem 09.05.2015 für ein großes Echo in den internationalen Medien. Danach wurde von der nordkoreanischen Nachrichtenagentur ein Bericht mit einem Bild des nordkoreanischen Führers Kim Jong Un scheinbar an Bord eines U-Bootes gezeigt, wie er den Abschuss eines unter Wasser gestarteten Flugkörpers beobachtet. Dieser Test soll am 08.05.2015 in der Nähe der nordkoreanischen Marinebasis und -werft Sinpo South erfolgt sein und würde erstmalig Nordkorea Fähigkeiten zum Verschuss von U-Boot-gestützten Flugkörpern demonstrieren. Kim Jon Un hat laut seinen Medien diesen Test als Beweis für Nordkoreas Besitz von strategischen Waffen („world-strategic weapon“) bezeichnet. Dieser Test wäre im Übrigen ein weiterer Verstoß gegen bestehende UN-Resolutionen gegenüber Nordkorea.

Nordkorea hat in der Vergangenheit sowohl weitreichende Flugkörper als auch zahlreiche Kurzstreckenraketen erprobt und es hat nachweislich auch erste Testexplosionen von Nuklearwaffen durchgeführt. Es halten sich schon lange Vermutungen, dass Nordkorea an der Entwicklung eines SLBM arbeitet, zumal Nordkorea mit dem Erwerb von mindestens einem ex-sowjetischen „Golf“-Klasse SSG auch dessen FK übernommen hat, zu dessen Einsatz-bereitschaft aber keine verlässlichen Aussagen gemacht werden können. Von den rund 70 U-Booten der nordkoreanischen Marine, die Masse davon nur Kleinst-U-Boote, sind etwa noch 20 größere SSK der ex-sowjetischen „Romeo“-Klasse in Dienst. Es gibt aber auch Berichte, wonach Nordkorea inzwischen auf der Basis des „Golf“ U-Bootes ein ähnliches U-Boot selbst produziert hat, dieses wird vorläufig schon der Name „Sinpo“ gegeben. Dieses U-Boot wäre dann tatsächlich in der Lage, einen Unterwasserverschuss eines FK durchzuführen.

Die Meldungen vom 09.05.2015 wurden aber schon kurz darauf von Experten als ein weiteres nordkoreanisches Täuschungsmanöver eingestuft, denn das Land ist weit davon entfernt, SLBM bereits in einem fortgeschrittenen Entwicklungsstadium zu haben. Vielmehr wird angenommen, dass dieser Testverschuss vermutlich der Erprobung eines neuen, kompressionsgas-gestützten Unterwasser-Ausstoßsystem diente, also einer Vorstufe eines neuen U-Bootgestützten FK-Systems. Im Übrigen mehren sich die Stimmen, die das von Nordkorea verbreitete Bild mit Kim Jong Un und seiner Beobachtung eines aus dem Wasser aufsteigenden Flugkörpers zeigt, als klare Fotomontage bar jeder Realität einstufen.

Zu den U-Booten Nordkoreas hatten wir zuletzt in unseren Strandgut-Ausgaben 12-2014 berichtet.

Quellen:

www.globalsecurity.org/military/world/dprk/ship.htm
www.usatoday.com/story/news/world/2015/05/09/north-korea-says-it-tests-submarine-ballistic-missile/27034667/
www.dailymail.co.uk/news/article-3074342/NKorea-says-test-fired-ballistic-missile-submarine.html
www.bloomberg.com/news/articles/2015-05-12/north-korea-didn-t-launch-submarine-missile-u-s-officials-say
www.marineforum.info/Wochenschau/wochenschau.html (Wochenschau v. 17.05.2015)
www.dailymail.co.uk/news/article-3089317/Sub-terfuge-military-says-North-Korean-photographs-showing-missile-launch-submarine-FAKED-secretive-state-claims-produced-miniaturised-nuclear-weapons.html

Neues zu Bauprogrammen, Stapelläufen, Außerdienst- und Indienststellungen bei anderen Marine

Russische Marine

Kürzlich hatten wir zum Stand der Fortsetzung des Baus von konventionellen U-Booten der „Lada“-Klasse (Projekt 677) auf der Admiralitätswerft in St. Petersburg berichtet (siehe unsere“Strandgut“-Ausgabe 04-2015). Bekannt-lich sollen diese U-Boote die ersten russischen U-Boote mit außenluft-unabhängigem Antrieb (AIP) sein und auf dem Typschiff der „Lada“-Klasse, der seit 08.05.2010 in Dienst gestellten und seitdem im Wesentlichen mit um-fangreichen Seeerprobungen beschäftigten „St. Petersburg“ wird ein solcher in Russland entwickelter Antrieb vermutet.

Tatsächlich scheinen die technischen Probleme mit diesen Antrieb noch nicht gänzlich im Griff, so dass das zweite, seit 2005 mit Unterbrechungen im Bau befindliche SSK, die Kronstadt, nach Expertenaussagen wahrscheinlich doch vorerst nur einen reinen diesel-elektrischen Antrieb erhalten wird, der Zulauf an die russische Marine soll in 2017 erfolgen. Erst beim dritten U-Boot dieser Klasse, des als Sevastopol in 2006 begonnenen und nun seit 19.03.2015 als Velikiye Luki weitergebauten SSK scheint die Absicht zu bestehen, ein russisches konventionelles U-Boot erstmalig mit einem selbst entwickelten und dann einsatzbereiten AIP-System ab 2018 in Dienst zu stellen, obwohl auch zu entsprechenden Meldungen aus Russland von einer angeblichen „Serienreife“ des neuent-wickelten AIP-Systems einige Zweifel angeraten sind.


Quelle:

www.marineforum.info (Marineforum Heft 05-2015)

Marine Vietnams

Ende April 2015 erschienen Meldungen, nach denen Vietnam im Zusammenhang mit der laufenden Beschaffung von „Kilo“-Klasse SSK aus Russland nun auch einen offenbar modifizierten FK des Typ 3M54E „Klub-S“ (NATO-Bezeichnung SS-N-27 Sizzler) für diese U-Boote erhalten wird, der landzielfähig sein soll.

Bekanntlich hat Vietnam in Russland 2009 für 2,6 Mrd. USD (= 2,2 Mrd. Euro) insgesamt 6 U-Boote der „Kilo II“-Klasse in Auftrag gegeben, die alle bis 2016 abgeliefert sein sollen. Über deren Bewaffnung gab es immer wieder neue Meldungen, mit der jüngsten Nachricht scheint aber ein Waffensystem für diese U-Boote zuzulaufen, das die vietnamesische Marine mit ihren neuen U-Booten als erste Anrainer-Marine im Südchinesischen Meer in die Lage versetzen würden, aus U-Booten heraus Ziele an Land bis zu bekämpfen, wobei die Reichweite der bisher mit 220 km angegebenen „Klub-S“ auf vermutlich mindestens 300 km gesteigert werden dürfte. Am 13.03.2015 gab es Meldungen, wonach das inzwischen vierte in St. Petersburg für Vietnam fertiggestellte SSK, die „Khanh Hoa“, auf das erst 2014 bei der Flensburger Schiffbaugesellschaft (FSG) fertiggestellte, niederländische 12.000 BRT Spezial-Docktransportschiff Rolldock Storm für den Transport von St. Petersburg nach Vietnam verladen worden ist.

Wir hatten zu dem laufenden Beschaffungsprogramm für „Kilo“-Klasse U-Boote durch Vietnam zuletzt in unseren Strandgut-Ausgaben 03-2015 berichtet.


Quelle:

www.uk.reuters.com/article/2015/04/30/uk-vietnam-military-idUKKBN0NL0B220150430 (30.04.2015)
de.wikipedia.org/wiki/Vietnamesische_Marine
de.wikipedia.org/wiki/SS-N-27_Sizzler
www.marineforum.info/Daily_News/daily_news.html (DailyNews v. 13.05.2015)

US Navy

Am 24.05.2015 erklärte der Marinestaatssekretär im US-Verteidigungsministerium, Ray Mabus, dass das nächste SSGN im laufenden Beschaffungsprogramm der „Virginia“-Klasse den Namen der US-Bundestaates New Jersey tragen wird. Damit ehrt die US-Marine diesen Staat, in dem von November 1886 bis zur Indienststellung am 12.10.1900 nach den Plänen des Investors und Kontrukteurs John Philip Holland das erste U-Boot für die US Navy, die USS Holland, gebaut worden ist (16 mtr x 3 mtr, getaucht 75 to, 1 x 45,7 cm Torpedorohr, 1 x 8,4 cm Deckgeschütz, 6 Mann).

Die SSGN dieses Bauloses der „Virginia“-Klasse werden bei einer Länge von 114 m und einer Breite von 10 m getaucht rund 7.800 to verdrängen und eine Besatzung von 15 Offizieren und 117 Unteroffizieren und Mannschaften haben. Die Bewaffnung besteht aus Mk 48 Torpedos, zu verschiessen aus 4 Bugtorpedorohren, sowie „Tomahawk“- Marschflugkörper, zu verschiessen aus 12 Vertikalstartschächten.

Damit sind von dieser Klasse 11 SSGN in Dienst gestellt (zuletzt die USS North Dakota/ SSN-784 am 25.10.2014, gleichzeitig die erste Einheit des geplant 8 Einheiten umfassenden Block III des Beschaffungsprogramms, nämlich von der SSGN USS North Dakota/ SSN-784 bis zur USS Delaware/ SSN-791), 5 weitere sind im Bau (zuletzt wurde die USS Indiana/ SSN-789 am 16.05.2015 auf Kiel gelegt). Von den weiteren geplanten Einheiten werden nun nach und nach die Namen bekanntgegeben, kürzlich hatte wir in unseren „Strandgut“-Ausgaben Februar, März und April 2015 davon berichtet. So sind inzwischen vom Block IV des Bauprogramms mit 10 geplanten Einheiten (SSN-792 bis SSN 801) die Namen für das SSN-792 mit USS Vermont, SSN-793 mit USS Oregon, SSN-794 noch ohne Namen, SSN-795 mit USS Hyman G. Rickover und nun SSN-796 mit USS New Jersey, verkündet worden.

Quellen:

www.newsworks.org/index.php/local/new-jersey/82327-navy-says-submarine-being-built-to-be-named-uss-new-jersey (24.05.2015)
en.wikipedia.org/wiki/Virginia-class_submarine
de.wikipedia.org/wiki/USS_Holland_%28SS-1%29