Mai

Home / Mai

Russland will bis 2020 zehn seiner Nuklear U-Boote modernisieren

Ende März 2015 kündigte der Oberbefehlshaber der russischen Marine, Admiral Vladimir Chirkov, an, dass in den nächsten Jahren auf den beiden Werften Svesdoshka im sibirischen Severodvinsk und Svesda in Bolschoj Kamen in der Provinz Primorje am Pazifik insgesamt 10 SSN der „Akula“-Klasse (Projekt 971) und SSGN der „Oskar II“-Klasse (Projekt 949A) überholt und modernisiert werden sollen, um deren Lebensdauer um weitere 10 bis 15 Jahre zu verlängern.

Bereits im April 2014 hatte Chirkov auch eine Überholung und Modernisierung von SSN der „Sierra I“-Klasse (Projekt 945) bis 2020 genannt, vermutlich sind damit 2 Einheiten gemeint. Von den SSN der „Akula“-Klasse sind 5 Einheiten der russischen Pazifik-Flotte und 6 Einheiten der Nordflotte zugeordnet, die SSGN der „Oskar II“-Klasse sind noch mit 5 Einheiten bei der Pazifik-Flotte und 2 Einheiten bei der Nordflotte.

Von den „Akula“-Klasse U-Booten wurde zwischen 1984 und 1990 insgesamt 8 Einheiten gebaut, 3 davon sind inzwischen außer Dienst gestellt und von der verbesserte „Akula II“-Klasse wurden weitere 7 Einheiten zwischen 1992 und 2001 in Dienst gestellt, die angeblich alle noch im aktiven Dienst sind, eins davon, die „Nerpa“ wurde allerdings in 2012 für 10 Jahre an Indien ausgeliehen. Von den SSGN der „Oskar II“-Klasse wurden zwischen 1982 und 1990 insgesamt 11 Einheiten gebaut, davon sind 7 zur Zeit im aktiven Dienst.

Von den SSN der „Sierra I“-Klasse wurden zwischen 1979 und 1986 nur 2 Einheiten gebaut. Beide scheinen nun für lebensverlängernde Maßnahmen vorgesehen zu sein. Zu den beiden, zwischen 1986 und 1992 gebauten SSGN der „Sierra II“-Klasse wurden bislang keine Ankündigungen für Modernisierungsmaßnahmen gemacht. Gegenüber den Angaben über die Einsatzbereitschaft nicht nur dieser U-Boote ist einige Vorsicht geboten, allgemein wird der Anteil der der definiert einsatzbereiten U-Boote am gemeldeten Gesamtbestand nur zwischen 30 und 60 % angesiedelt. Die nun angekündigten lebensverlängernden und Modernisierungsmaßnahmen scheinen auch eine Reaktion auf die erheblichen Verzögerungen im Zulauf der „Yasen“-Klasse SSGNs, vor allem aber die enormen Kosten für deren Neubau (angeblich doppelt so hoch wie für die SSBN der „Borej“-Klasse), der mit der angespannten wirtschaftlichen Lage Russlands auf absehbare Zeit nur schwer zu vereinbaren ist.

Quellen:

Feuer an Bord eines russischen Atom-Ubootes

Am 07.04.2015 gab es wegen eines Brandes an Bord eines russischen Atom-Ubootes in der Werft erneut aufgeregte Schlagzeilen in den internationalen Medien. Nach ähnlichen Vorfällen in 2009, 2010 und 2014 ist dies ein weiterer Zwischenfall dieser Art. Danach ist es durch Schweißarbeiten an Bord des seit Ende 2013 in der Svesdoshka-Werft im sibirischen Severodvinsk liegenden SSGN der „Oscar II“-Klasse Orjol (K-266) zu Brandentwicklung an der Schallisolierung der Außenhaut im achteren Teil des U-Bootes gekommen. Aus Sicherheitsgründen wurde das Trockendock, in dem das U-Boot lag, teilweise geflutet. Waffen seien nicht an Bord gewesen und ebenso sei der nukleare Reaktor des U-Bootes abgeschaltet gewesen. Der Brand konnte nach rund 8 Stunden gelöscht werden und Menschen seien nicht zu Schaden gekommen.

Die Orjol wurde als 8. Einheit im Rahmen der Serie von insgesamt 11 zwischen 1982 und 1989 gebauten U-Boote der „Oscar II“-Klasse (Projekt 949A) am 19.01.1989 bei Svesdoshka auf Kiel gelegt und am 30.12.1992 damals noch als Severodvinsk in Dienst gestellt. Den Namen Orjol erhielt das SSGN erst im April 1993. Nach einer ersten Werftliegezeit 2003/ 2004 ging es Ende 2013 zur nächsten Grundinstandsetzung und Modernisierung und sollte 2016 wieder zur Nordflotte stoßen.

Die „Oscar II“-SSGN gehören mit ihren bis zu 24.000 t Unterwasserverdrängung zu den größten Atom U-Booten der russischen Flotte und sind mit ihren bis zu 700 km fliegenden Anti-Schiff-FK P-700 „Granit“ FK (NATO-Bezeichnung: SS-N-19 Shipwreck) vor allem für den strategischen Ansatz gegen Flugzeugträgerverbände vorgesehen. Die am 12.08.2000 in der Barentsee nach einer Explosion an Bord gesunkene Kursk (K-141) gehörte ebenfalls zu „Oscar II“-Klasse.

Quellen:

Gegenwart und Zukunft der kanadischen U-Boote

Ende Februar 2015 gabe es wohlwollende Meldungen in kanadischen Medien, wonach es zum ersten Mal seit dem Ankauf in 1998 der 4 in Großbritannien zwischen 1983 und 1990 gebauten konventio-nellen U-Boote der „Upholder“-Klasse, die von der Royal Navy nach ihrem Bau aber stillgelegt worden waren, eine Situation gab, dass 3 dieser 4 kanadischen SSK einsatzbereit war (HMCS Victoria, HMCS Chicoutimi, HMCS Windsor, nur HMCS Corner Brook bis 2017 in der Grundinstandsetzung).

Die damals für 750 Mio. kanad. Dollar (= 550 Mio. Euro) als vermeintliches Schnäppchen von Kanada in Großbritannien gekauften U-Boote erwiesen sich für die kanadische Marine sehr schnell als problematisch im Betrieb und Unterhalt, so dass inzwischen die bislang erforderlichen Betriebs- und Instandsetzungskosten mit gegenwärtig über 1 Mrd. Euro mehr als das Doppelte des ursprünglichen Kaufpreises erfordert haben. Zudem war der Betrieb gekennzeichnet durch mehrere schwere Unfälle und technische Probleme. Es waren in den rund 15 Jahren, die die U-Boote nun durch die kanadische Marine betrieben werden, nie mehr als zwei U-Boote gleichzeitig einsatzbe-reit. Wir haben zuletzt über diese U-Boote in unserem Strandgut 04-2013 berichtet.

Es seien gegenwärtig rund 270 ausgebildete Marineangehörige für den Dienst an Bord der kanadischen U-Boote verfügbar, eine Standardbesatzung der rund 2.500 t verdrängenden SSK umfasst 48 Soldaten. Mit nun drei einsatzbereiten U-Booten sei auch eine bessere Regenerationsausbildung möglich, die jeweils 11 Ausbildungsplätze an Bord eines U-Bootes erfordert.

Bemerkenswert ist, dass bislang keine besonders aufgeregte Diskussion um eine Nachfolge für diese inzwischen 25-30 Jahre alten U-Boote gibt, lediglich einige Artikel in Fachzeitschriften beschäftigen sich mit der zukünftigen kanadischen U-Bootflotte. Jede neue U-Bootbeschaffung würde einen Zeitraum von mindestens 15 Jahren von der ersten Konzeption bis zur Indienststellung erfordern, also deutlich jenseits der möglichen Lebensdauer der gegenwärtigen U-Boote im Bestand der kanadischen Marine. Zudem ist auffällig, dass im gültigen 30 Jahre nationalen Schiffbauplan (30-years National Shipbuilding Procurement Strategy) für die kanadische Marine U-Boote völlig fehlen.

Quellen:

Chinesische U-Boote für Pakistan?

Beim Besuch des chinesischen Präsidenten Xi Jinping am 20./ 21.04.2015 in Pakistan (der erste Besuch eines chinesischen Staatoberhauptes seit 2006) hat es Verträge über wirtschaftliche Zusammenarbeit in einem Umfang von 46 Mrd. USD (= 45 Mrd. Euro) gegeben, die von einem 15 Jahre Programm in Wert von rund 36 Mrd. USD (= 35 Mrd. Euro) zum Bau von mehreren großen Kraftwerken mit einer Gesamtleistung von 17 GW für die chronisch unzueichende Stromversorgung bis 2018 bis zum Bau einer leistungsfähigen Straßen- und Pipelineverbindung vom pakistanischen Tiefwasserhafen Gwadar Port im Süden bis an die chinesische Grenze im Norden in Anlehnung an die historische Seidenstrasse reichten.

Im Vorfeld dieses Besuch wurde auch über einen Vertrag zur Lieferung von 8 konventionellen U-Booten für 5-6 Mrd. USD in gewisser Kompensation für die Einrichtung einer U-Bootversorgungsbasis in Gwadar spekuliert, die auch für chinesischen U-Boot bei Einsätzen im Indischen Ozean und seinen Randmeeren im Mittleren Osten genutzt werden können. Bei den Unterzeichnungen der Wirtschaftsverträge während des Besuchs von Xi JinPing hat es tatsächlich aber keine Bestätigung für ein Abkommen zur Lieferung von chinesischen U-Booten an Pakistan gegeben. Die Gespräche darüber sollen angeblich aber fortgesetzt werden.

Auch noch keine Entscheidung hat es bei der pakistanischen Anfrage an China zum Erwerb von vier nuklear angetriebenen U-Boote mit Fähigkeiten zum Verschuss von ballistischen FK mit der Option für nukleare Gefechtsköpfe gegeben. Interessanterweise ist ein Besuch des indischen Premierministers Nirender Modi ist für Mai diesen Jahres in China angesetzt.

Ein erfolgreiches U-Bootabkommen, vor allem für die Beschaffung von SSBN durch Pakistan oder die Ausstattung der konventionellen U-Boote mit landzielfähigen Marschflugkörpern, würde das strategische Gleichgewicht in der Region entscheidend verändern. Über die möglichen chinesischen U-Boottypen für Pakistan gibt es bisher keine Angaben, allgemein wird aber die Exportversion S-20 des chinesischen 2.300 t Typs 039 B „Yuan“ angenommen, die allerdings über keinen außenluftunabhängigen Antrieb verfügen. Eine anderer möglicher konventioneller U-Boottyp wären die Klasse 039 „Song“. Für China wäre das Geschäft der erste Exporterfolg seiner U-Bootindustrie überhaupt.

Quellen:

Neues zu Bauprogrammen, Stapelläufen, Außerdienst- und Indienststellungen bei anderen Marine

Russische Marine

Am 14.04.2015 melden die russischen Medien die offizielle Indienststellung des zweiten SSBN der „Borej“-Klasse (Projekt 955A), die Alexander Nevsky (K-550), durch die russische Nordflotte im sibirischen Severodvinsk. Die Alexander Nevsky wurde bereits Ende 2013 an die russische Marine übergeben, hatte aber noch einige Funktionsnachweise zu erbringen, insbesondere den sicheren Verschuss des mitgeführten ebenfalls neuen SLBM vom Typ „Bulova“, bei desser Erprobung es bekanntlich zu einigen Verzögerungen gekommen ist. Dieses SSBN wurde am 19.03.2004 auf Kiel gelegt und lief am 01.12.2010 vom Stapel. Die Hauptbewaffung des strategischen U-Bootes sind die 16 mitgeführten SLBM des Typs „Bulova“. Bis 2020 ist der Bau von insgesamt 8 SSBN dieser Klasse geplant, zwei sind nun bereits formal in Dienst gestellt, ein drittes (die Wladimir Monomarkh/ K-551) ist im Dezember 2014 abgeliefert worden, führt aber noch Funktionsnachweise durch, und drei weitere Einheiten sind im Bau.

Wir hatten zuletzt über die SSBN der „Borej“-Klasse in unseren Strandgut-Ausgaben von 02-2015, 01-2015, 12-2014 und 10-2014 berichtet. Darin sind die damals bestehenden Meldungen aus Russland von der erfolgten Indienststellung der ersten SSBN der „Borej“-Klasse aufgenommen worden, obwohl formal bislang nur die erste Einheit der neuen Klasse, die Yuri Dolgoruki, seit 01.01.2013 in Dienst ist, Andere Einheiten mögen in solchen Meldungen zwar baulich abgeliefert sein, jedoch noch ohne abgeschlossenene Funktionsnachweise. Insofern ist immer Vorsicht bei den Angaben in „Wikipedia“ und anderen Medien geboten.

Quellen:

Indische Marine

Mit einer großen Zeremonie wurde am 06.04.2015 in der Mazagon Schiffswerft im indischen Mumbai (früher: Bombay) der erste von 6 diesel-elektrischen U-Booten des Typs „Scorpene“ vom Stapel gelassen, die von Indien in Frankreich bestellt worden sind und nun unter Lizenz in Indien gebaut werden. Das erste U-Boot des Beschaffungsprogramms wird den Namen Kalvari tragen und soll im September 2016 abgeliefert werden. Die Indienststellung ist nicht vor 2018 geplant, was eine Verzögerung von 4 Jahren gegenüber der Ursprungsplanung bedeuten würde. Der an der Zeremonie teilnehmende indische Verteidigungsminister Manohar Parrikar kündigte an, dass die weiteren „Scorpene“ U-Boote im 9monatigen Abstand abgeliefert werden sollen. Die Kosten des gesamten Beschaffungsprogramms werden auf mehrere Milliarden USD geschätzt, aber die in den Medien genannte Zahl von 8,1 Mrd. USD (= 8 Mrd. Euro) sollte deutlich angezweifelt werden.

Wir haben über die „Scorpenes“ für Indien zuletzt in unseren Strandgut-Ausgaben 03-2015 und 11-2014 berichtet. Das im Oktober 2005 vereinbarte Beschaffungsprogramm für diese rund 2.000 to verdrängenden SSK wurde mit der Kiellegung des ersten U-Bootes in Indien am 01.04.2009 konkret begonnen, die zweite Einheit (Name ange-kündigt mit INS Khanderi) folgte dann im Oktober 2010 und die dritte Einheit im Dezember 2012. Die ersten drei U-Boote haben noch reinen diesel-elektrischen Antrieb, während die Einheiten Nr. 4 bis Nr. 6 dann einen außenluftunabhängigen Antrieb erhalten sollen.

Quellen: