Erfolgreicher Sommer

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Elf Handelschiffe und zwei Kriegsschiffe versenkt!

Die erfolgreiche Unternehmung von U 34 im Sommer 1940.

U 34 lief am 22. Juni 1940 zu seiner sechsten Unternehmung von Wilhelmshaven aus. Kapitänleutnant Wilhelm Rollmann, der Kommandant des U-Bootes, hatte auf fünf Unternehmungen zuvor bereits 9 Schiffe mit rund 46.000 BRT zum Sinken gebracht. Das zehnte Opfer war der norwegische Minenleger Frøya mit 595 BRT. Ein weiteres Schiff waren als Prise aufgebracht und nach Deutschland geschickt worden. Unter den zum Sinken gebrachten Schiffen war die britische Caroni River, die auf eine der von U 34 am 19.01.1940 vor Lands End gelegten 8 Minen gelaufen war. Soweit die Erfolge von U 34 bei den vorangegangenen Unternehmungen.

Zurück zur sechsten Unternehmung:

Kapitänleutnant Wilhelm Rollmann - Kommandant von U 34 und U 848 - gefallen 05.11.1943 im Südatlantik
Kapitänleutnant Wilhelm Rollmann – Kommandant von
U 34 und U 848 – gefallen 05.11.1943 im Südatlantik

Am 05. Juli 1940 stand U 34 südlich von Irland, als Rollmann einen Zerstörer durch das Sehrohr ausmachte. Deutlich konnte er am Bug des Briten die Kennzeichnung „D 30“ sehen, und der Zerstörer lief genau vor die Torpedorohre des U-Bootes. Der erste Torpedo-Doppelschuss, abgefeuert um 17.13 Uhr ging daneben. Doch der Zerstörer machte kehrt und lief erneut U 34 direkt vor die Rohre. Gerade, als die Torpedos detonierten, fuhr Rollmann das Sehrohr aus und erblickte zu aller erst eine in den Himmel steigende Rauchfahne. Der ersten Detonation war eine zweite gefolgt. Als sich die dichten Rauchschleier verzogen hatten, erkannte Rollmann durch das Periskop das abgerissene Vorschiff des Zerstörers. Das Vorschiff begann bereits zu sinken, während die Reste des Zerstörers noch schwammen. Vermutlich war die vordere Munitionskammer oder ein Kessel in die Luft geflogen. Rollmann war der Meinung, dass die Reste des Zerstörers bald sinken würden und setzte die Fahrt fort. Der deutsche Funk-Beobachtungsdienst konnte rasch in Erfahrung bringen, dass es sich bei dem Zerstörer um die britische Whirlwind (1.100 t) handelte, dessen Wrack dann vom britischen Zerstörer Westcott versenkt wurde.

Am folgenden Tag versenkte U 34 den estnischen Dampfer Vapper mit 4.543 BRT, der mit einer Ladung Kohlen von Cardiff, Wales nach Buenos Aires, Argentinien, unterwegs war. Von der 33 Mann starken Besatzung fand ein Seemann den Tod. Am 07. Juli traf U 34 auf den niederländischen Tanker Lucrecia. Der abgefeuerte Torpedo detonierte unterhalb der Brücke und setzte das Schiff sofort in Brand. Mehrere meterhohe Flammen züngelten aus dem Innern des Tankers und brachten das Schiff allmählich zum Sinken. Der 2.584 BRT große Tanker Lucrecia hatte in Aruba in der Karibik Gas und Öl geladen, das für Falmouth, England, bestimmt war. Zwei Flugboote wasserten bei der sinkenden Lucrecia und nahmen die Besatzung auf. Von der 32-köpfigen Besatzung verloren zwei Seeleute ihr Leben.

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Wegen der in diesem Seegebiet zunehmenden starken Luftüberwachung, die U 34 am Tage beinahe laufend unter Wasser drückten, entschied der Kommandant wieder nach Westen in den Atlantik zu laufen. Am 09. Juli kam am Rande einer Regenbö ein Dampfer in Sicht. U 34 lief zum Angriff an. Um 12.32 Uhr fiel der Torpedoschuss, der den estnischen Dampfer Tiiu mit 1.865 BRT im Maschinenschott traf. Die Tiiu sank innerhalb von sechs Minuten, konnte aber vorher noch ihr Rettungsboot aussetzen. Der Frachter hatte in New York Nahrungsmittel und Marinebedarf für den Bestimmungsort Milford, Wales, geladen. Unter der Besatzung, insgesamt zwanzig Männer, waren diesmal keine Verluste eingetreten.

Noch in der Nacht lief U 34 wieder in das alte Seegebiet südlich von Irland zurück. Am Vormittag des 10. Juli kam eine Rauchfahne in Sicht. Kapitänleutnant Rollmann befahl das Vorsetzmanöver mit hoher Fahrt über Wasser. Als am Mittag die Irische Küste in Sicht kam, ließ der Kommandant um 13.30 Uhr zum Unterwasserangriff tauchen. Um 14.26 Uhr traf der abgefeuerte Torpedo mittschiffs im Kesselraum. Der Dampfer setzte zwei Rettungsboote mit verhältnismäßig vielen Leuten aus. Kurze Zeit später brach das Schiff in der Mitte durch und sank dicht unter der irischen Küste. Es war der finnische Dampfer Petsamo mit 4.596 BRT, der auf dem Weg von Rosario, Argentinien, nach Cork, Irland war. Seine Ladung bestand aus 7.300 Tonnen Mais. Vier Seeleute verloren beim Untergang der Petsamo ihr Leben, die Übrigen wurden gerettet.

p265_1_02Wiederum nur einen Tag später, torpedierte U 34 um 07.06 Uhr den norwegischen Dampfer Janna mit 2.197 BRT. Der Frachter, ein Nachzügler des Konvois HX.54, sank gegen 08.00 Uhr. Die Janna war mit einer Holzladung von St. Johns / Neufundland über Halifax / Kanada mit Ziel Falmouth, England unterwegs. Die 25-köpfige Besatzung wurde komplett von einem Schiff der Geleitsicherung aufgenommen. Zwei Stunden nach der Versenkung der Janna sichtete U 34 den Konvoi HX.54. Rollmann griff sofort an und schoss einen Torpedo auf einen als Hilfskreuzer ausgemachten Passagierdampfer mit zirka 20.000 BRT.

Der Torpedo verfehlte sein Ziel und U 34 wurde daraufhin von einem Flugboot zum Tauchen gezwungen und vom Geleitzug abgedrängt. Rollmann verzichtete auf die weitere Suche nach dem Geleit, weil er nur noch einen Torpedo an Bord hatte, mit dem er an einem Konvoi nicht viel ausrichten konnte.

Wie gut seine Entscheidung war, den Torpedo zurückzubehalten, zeigte sich drei Tage später, als dem U-Boot der griechische Dampfer Evdoxia mit 2.018 BRT über dem Weg lief. Der Torpedo traf den Dampfer um 03.21 Uhr mittschiffs, anschließend folgte eine starke Detonation. Zehn Minuten später kenterte die Evdoxia und sank. Der Frachter war auf den Weg von Sunderland, England zurück nach Griechenland. 22 Besatzungsangehörige überlebten, ein Seemann fand den Tod.

Am 16. Juli sichtete U 34 südlich von Irland eine Rauchwolke. Umgehend steuerte das U-Boot auf das ausgemachte Ziel zu, erst über, dann unter Wasser. Um 23.25 Uhr tauchte U 34 auf und forderte den Dampfer zum Stoppen auf. Der Befehl zum Stoppen wurde nachhaltig durch vier Artillerieschüsse vor den Bug unterstützt. Am 17. Juli, zwischen 00.05 und 01.10 Uhr, wurde das nun als 3.532 BRT große Naftilos identifizierte Schiff mit Artillerie beschossen, bis es sank. Der Frachter hatte 5.801 Tonnen Getreide geladen und war auf den Weg von San Nicolas in Südamerika nach Dublin. 28 Seeleute der Besatzung wurden gerettet, während ein Mann den Untergang nicht überlebte.

 

Nach dem Untergang der Naftilos trat U 34 den Rückmarsch, aber nicht nach Wilhelmshaven, sondern nach Lorient im erst kurz zuvor von deutschen Truppen besetzten Frankreich an, wo es am 18. Juli 1940 festmachte. Rasch wurden Brennstoff, Frischproviant, neue Torpedos und Artilleriemunition übernommen, so dass U 34 schon am 23. Juli wieder auslaufen konnte.

p265_1_03Bereits am 26. Juli kam U 34 westlich Irland an den Geleitzug OB.188 heran. Im ersten Anlauf feuerte Rollmann drei Torpedos. Um 14.47 Uhr wurden zwei Detonationen gehört. Durch das Sehrohr erkannte der Kommandant große Zerstörungen auf dem Mittelschiff eines modernen Frachters, den er zuvor als Hilfskreuzer ausgemacht hatte. Tatsächlich handelte es sich um das britische Motorschiff Accra mit 9.337 BRT. Kurz nach der Torpedierung erfolgten zwei weitere Explosionen auf dem Schiff, die das rasche Sinken einleiteten. Die Accra war mit 1.700 Tonnen Frachtgut auf dem Weg von Liverpool nach Freetown, Liberia. Insgesamt waren 499 Crewmitglieder und Passagiere an Bord. Vier Männer der Crew und vier Passagiere fanden den Tod, während weitere acht Crewmitglieder und acht Passagiere als vermisst gelten. Der zweite getroffene Frachter, es war die britische Vinemoor mit 4.359 BRT, sackte sofort mit dem Heck tiefer, sank aber erst am 27. Juli. Die Vinemoor fuhr in Ballast, ihr Ziel war die Phosphatinsel Nauru in der Südsee.

 

Die 32 Männer der Besatzung wurden vollständig gerettet. Ein weiterer Torpedoschuss um 14.51 Uhr, der die British Zeal treffen sollte, ging fehl. Rollmann ließ den Geleitzug verfolgen und kam um 02.58 Uhr am 27. Juli erneut zum Schuss. Der Torpedo traf den britischen Dampfer Sambre mit 5.260 BRT in das Heck. Der Frachter sackte sofort tiefer und blieb unter voller Beleuchtung liegen. Eine breite Qualmwolke legte sich über das waidwunde Schiff, das um 03.20 Uhr aber immer noch schwamm und erst später unterging. Die Sambre hatte 1.500 Tonnen Frachtgut für Philadelphia geladen. Die 48köpfige Besatzung wurde vollständig gerettet.

Während dieses Angriffes auf dem Konvoi feuerte U 34 um 02.59 Uhr noch zwei Torpedos auf je einen Frachter und einen Tanker. Beides waren Fehlschüsse. Ein weiterer Torpedo, geschossen um 03.01 Uhr, traf ebenfalls nicht das anvisierte Ziel. Um 03.05 Uhr feuerte U 34 den nächsten Torpedo auf einem Dampfer von geschätzten 6.000 BRT, hörte eine Detonation und nahm das Sinken des Schiffes an.

p265_1_04Von alliierter Seite liegt jedoch keine Versenkungsbestätigung vor. Um 03.13 Uhr traf dann ein weiterer Torpedo den britischen Motortanker Thiara mit 10.364 BRT. Rollmann beobachtete durch das Periskop eine hohe Wassersäule, danach sackte das Schiff vorne tiefer. Die Thiara fuhr in Ballast von Falmouth über Milford Haven, Ziel war Curacao, Karibik. Erst am 23. August 1940 konnten noch 36 Überlebende der Thiara von dem finnischen Dampfer Figge aufgenommen werden, 25 Besatzungsmitglieder des Motortankers fanden aber den Tod.

 

Am Nachmittag kam erneut ein Dampfer in Sicht. Es war die niederländische Stolwijk. Der Torpedo untersteuerte das Ziel und die Stolwijk versuchte mit hoher Fahrt zu entkommen. Rollmann entschloss sich, den Dampfer laufen zu lassen. Wieder hatte er nur noch einen Torpedo an Bord und wieder sollte sich bald zeigen, dass seine Entscheidung richtig war. Am 28. Juli trat U 34 den Rückmarsch nach Wilhelmshaven an.

Es war der 01. August 1940, U 34 hatte bereits Schottland umrundet und befand sich in der Nordsee. Es herrschte herrliches Wetter, die See war vollkommen ruhig, als ein Ausguck voraus einen grauen Schatten ausmachte. War es ein Mast oder der Turm eines U-Bootes? Um 18.48 Uhr ging U 34 unter Wasser und im Periskop wurde der Turm eines U-Bootes ausgemacht. Unverkennbar waren es die Turmaufbauten eines englischen U-Bootes. Bald war eine günstige Schussposition erreicht. 19.04 Uhr, ein leichter Ruck und der letzte, noch verbliebene Torpedo verließ das Rohr. Im Sehrohr war kurz darauf eine Sprengwolke zusehen, dazwischen flogen Trümmer durch die Luft. Eine Minute nach der Detonation ließ Rollmann auftauchen und die Untergangsstelle ansteuern. Mitten in dem Trümmerfeld trieb ein verletzter Mann, den sie auffischten und an Bord nahmen.

Der noch benommene britische U-Boot-Soldat, erzählte, dass er erst vor wenigen Wochen aus Australien gekommen wäre. Man hätte ihn nach einer kurzfristigen, völlig unzureichenden Ausbildung auf das U-Boot gesetzt, das den Namen Spearfish trug und 670 t Größe hatte. Der Gefangene hörte auf den Namen William Victor Pester, seine U-Bootszeit begann im Juni 1940 und seine U-Bootausbildung dauerte tatsächlich nur einen Tag. Als die Spearfish zur Patrouille auslaufen wollte, stellte man fest, dass ein Mann an Bord fehlte. Also wurde William Victor Pester auf das Boot befohlen. Schon einen Tag später wurde die Spearfish durch U 34 versenkt und dieser William Victor Pester war der einzige Überlebende. Auf U 34 verbrachte er noch zweieinhalb Tage, bis das Boot in Wilhelmshaven festmachte, länger also, als er auf der Spearfish Dienst getan hatte.

U 34 hatte in der Zeit von 22. Juni bis 03. August 1940, mit kurzem Zwischenstopp in Lorient, insgesamt elf Handelschiffe mit 50.654 BRT und zwei britische Kriegsschiffe, den Zerstörer Whirlwind und das U-Boot Spearfish, mit zusammen 1770 t, versenkt.

Aufgrund dieser hervorragenden Leistungen wurde Kapitänleutnant Wilhelm Rollmann am 31. Juli 1940, als 6. Soldaten der deutschen U-Bootwaffe das Ritterkreuz verliehen.

Text: Hans-Joachim Röll und Deutsches U-Boot Museum – Fotos: Deutsches U-Boot-Museum

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