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Einziges ukrainisches U-Boot von Russland vorübergehend beschlagnahmt

Am 22.03.2014 betraf eine der vielen Meldungen über das gewaltsame Vorgehen regulärer russischer und milizartiger Krim-Streitkräfte gegen ukrainische Streitkräfte und deren Einrichtungen auf der Krim auch das einzige U-Boot im Besitz der ukrainischen Marine. Danach hätten Kriegsschiffe der russischen Schwarzmeerflotte das in der Strelezki-Bucht bei Sewastopol liegende ukrainische U-Boot Saparoschschje unter Einsatz von Blendgranaten zur Übergabe gezwungen. Weiter wurde behauptet, dass etwa die Hälfte der 78-köpfigen Besatzung nun in die russische Marine eintreten will, die restlichen Besatzungsmitglieder, darunter der Kommandant, hätte das U-Boot verlassen. Der Kommandeur der russischen U-Boote der russischen Schwarzmeerflotte gab dann bekannt, dass dieses U-Boot nun in die russische Schwarzmeerflotte eingegliedert worden ist.

Bekanntlich ist 1954 in der damaligen Sowjetunion das bis dahin zu Russland gehörende Gebiet der Krim der Ukrainischen Sowjetrepublik zugeschlagen worden. Nach dem Ende der Sowjetunion 1991 und der Souveränität der Ukraine als unabhängiger Staat mit der Krim als autonomes Teilgebiet wurde am 31.05.1997 ein Abkommen zwischen der Ukraine und der Russischen Föderation geschlossen, das einen 20-jährigen Pachtvertrag zur Weiternutzung des Marinestützpunktes Sewastopol durch die russische Schwarzmeerflotte beinhaltete. Dieses Abkommen wurde am 21.04.2010 bis in das Jahr 2042 verlängert und regelte damit die Nutzung des Stützpunktes sowohl durch die russische als auch ukrainische Marine, die sich aber 1991 mit rund 40 Fahrzeugen (zuletzt u.a. 1 Fregatte, 4 Korvetten sowie ein Reihe von Landungsfahrzeugen, Küstenwachboote und Minensuchern) aus dem Bestand der ehemaligen Schwarzmeerflotte der Sowjetunion gebildet hatte.

Darunter befand sich auch das 1970 in Leningrad gebaute, ehemalige sowjetische U-Boot der „Foxtrott“-Klasse B-435, wobei anzumerken ist, dass es nur widersprüchliche Angaben zur tatsächlichen Übernahme und zur Einsatzbereitschaft dieses U-Boot gibt. Das diesel-elektrische U-Boot mit seiner Länge von 91,3 m und einer Breite von 7,5 m hat eine Verdrängung von 1.950 t über Wasser und getaucht 2.400 t. Die Höchstgeschwindigkeit aufgetaucht beträgt 16,5 kn und getaucht 15,6 kn, die Bewaffnung sind bis zu 22 Torpedos, zu verschießen aus 6 Bug- und 4 Hecktorpedorohren. Die Besatzung betrug zuletzt 78 Mann.

U01 Saporischschja
U01 Saporischschja 2012, Bild: Pavlo1, CC BY-SA 3.0

Das U-Boot (Projekt 641) hat als B-435 nach seiner Indienststellung zwischen 1970 und 1972 eine Reihe von Patroullienfahrten für die sowjetische Marine unternommen und soll seitdem praktisch ununterbrochen ungenutzt in der Werft und im Stützpunkt gelegen haben. Erst 1997 sei es dann in Sewastopol von der ukrainischen Marine als Saraposchschje (U-01) übernommen worden und ab 2003 unter einigem finanziellen Aufwand, genannt werden insgesamt 7 Mill. USD, wieder soweit instandgesetzt worden, dass es in 2012 sogar erste Seeerprobungen, u.a. auch mit Tauchmanövern, durchführen konnte. Ziel war es wohl aber, das U-Boot im einsatzbereiten Zustand zu verkaufen und aus dem Erlös dringend notwendige Instandsetzungen der restlichen ukrainischen Marine zu finanzieren. Damit ist klar, dieses U-Boot hatte bei seiner Beschlagnahme bestenfalls eine eingeschränkte Fahrbereitschaft und war noch weit entfernt von jeglicher Einsatzbereitschaft.

In den letzten Wochen, und dies ohne größere Schlagezeilen, soll das Interesse der russischen Schwarzmeerflotte an diesem U-Boot aber erloschen sein und es soll deshalb wieder an die Ukraine zurückgegeben werden.

Am 02.04.2014 teilten die russischen Medien dann auch mit, dass Präsident Putin das russisch-ukrainische Abkommen zur Regelung der Nutzung von Sewastopol durch die russische Schwarzmeerflotte formal gekündigt hat. Die sogenannte „Charkow-Vereinbarung“ von 2010 sei danach von Putin am 28.03.2014 aufgekündigt worden und die entsprechenden gesetzlichen Maßnahme am 31.03.2014 in der Duma und bereits einen Tag später im Föderationsrat, dem Oberhaus des russischen Kongresses, abschließend gebilligt worden.


Quellen:

Streit zwischen Schweden und TKMS um Bau neuer schwedischer U-Boote

Im Februar und März 2014 kamen Meldungen in die Medien, wonach zwischen deutschen und schwedischen U-Bootbauern offenbar ein heftiger Konkurrenzkampf um den bevorstehenden Aufrag zum Bau neuer schwedischer U-Boote ausgebrochen ist. Formal ist am 27.02.2014 seitens Schweden der deutsche U-Bootbauer TKMS aus dem Bieterwettbewerb für Entwicklung und Bau der neuen schwedischen U-Boote der „A-26“-Klasse mit 2 Booten mit außenluftunabhängigem Antrieb gekündigt worden.

TKMS/ HDW sieht sich nun dem schwedischen Rüstungskonzern SAAB als neuen Rivalen gegenüber, der zwar bislang noch keine U-Boote gebaut hat, sich nun aber offenbar in den Bieterwettbewerb um die Ausschreibung des schwedischen Verteidigungsministerium für den Bau von zwei neuen U-Booten mit außenluftunabhängigem Antrieb und die Modernisierung von einigen, im Betrieb der schwedischen Marine befindlichen U-Boote einschalten will. Zum Aufbau einer U-Bootbaukapazität wirbt SAAB angeblich bereits Ingenieure von der schwedischen TKMS Marine Systems Tochter Kockums ab. Nach der vorläufigen „Kündigung“ von TKMS aus dem Neubauprojekt der „A-26“ U-Boote ist auch ein Besuch des Chef von TKMS, Hans-Christoph Atzpodien, Mitte März 2014 in Stockholm bislang erfolglos geblieben.

Gründe für die Haltung Schweden sind vielfältig. Zum einen ist der U-Bootbauer Kockums bekanntlich 2005 von TKMS übernommen worden (siehe dazu unser Strandgut 08-2012), baut seitdem aber nur immer Komponenten für die Export-U-Boote von TKMS/ HDW. Schweden, einstmals ein bedeutender Exporteur von U-Booten, hat demnach in den letzten Jahren keinen Exportauftrag mehr für ein U-Boot erhalten und sieht den HighTech-Anteil im lukrativen Bau von außenluftunabhängigen U-Booten in einem wachsenden Markt nach Kiel abwandern. Zum Zweiten scheint Schweden stark verschnupft über den jüngsten Abschluss von TKMS für den Bau von zwei U-Booten mit außenluftunabhängigem Antrieb für die Marine Singapurs (siehe dazu unser Strandgut 01-2014) zu sein, bei der Schweden sich durch die Überlassung gebrauchter schwedischer U-Boote große Hoffnungen auf diesen Auftrag gemacht hatte (siehe dazu unser Strandgut 02-2012). Und zum Dritten scheint das bisherige Angebot von TKMS dem Vernehmen nach zu teuer, so dass die Fa. bereits neue Beweglichkeit für Verhandlungen angedeutet hat.

Die schwedische Presse berichtet in diesem Zusammenhang weiter, das der Bauauftrag für die neuen schwedischen U-Boot nun von 2 auf 5 Einheiten für 10 Mrd. Schwedische Kronen (= 1,12 Mrd. Euro) erweitert werden soll.

Die schwedische Marine betreibt nach der Abgabe ihrer beiden U-Boote der „Västergötland“-Klasse an Singapur in 2005 zur Zeit noch 3 U-Boote der „Gotland“-Klasse (Gotland/ Uppland/ Halland) die alle 1996 in Dienst gestellt wurden und von denen seit März 2013 zwei Boote bei der TKMS Tochter Kockums modernisiert werden, um einen Betriebszeit bis mindestens 2025 zu ermöglichen. Die „Gotland“-Klasse U-Boote haben bei einer Länge von 60 m und einer Breite von 6,2 m eine Verdrängung von 1.494 t, getaucht von 1.599 t. Diese ersten U-Boote der Welt mit außenluftunabhängigem Antrieb (Sterling-Motor) haben eine Höchstgeschwindigkeit von 11 kn aufgetaucht und bis zu 20 kn unter Wasser. Die Bewaffnung sind Torpedos zweier Klassen, zu verschießen aus 4 Torpedorohren 53,3 cm und 2 solcher Rohre für 40 cm Leichtgewichtstorpedos. Die Besatzung beträgt 25 Soldaten.


Quellen:

Russland entwickelt U-Boote mit außenluftunabhängigem Antrieb

Breit wurde eine Stellungnahme des Oberbefehlshabers der russischen Marine, Admiral Viktor Chirkov, vom 19.03.2014 in den Medien aufgenommen, wonach nun die Entwicklung und Einführung von außenluftunabhängigen Antrieb für die neuen konventionellen U-Boote der russischen Marine zu klaren zeitlichen Vorstellungen geführt hat.

Danach wird ein solcher Antrieb bis 2017 fertig entwickelt und auf einem ersten U-Boot der neuen „Kalina“-Klasse bis 2018 eingebaut werden. Der Admiral teilte in seiner Erklärung dann weiter mit, dass ein AIP System nun bereits auf dem seit Jahren (im Mai 2010 an die Marine abgeliefert) unter vielen technischen Problemen unverändert in umfangreichen See- und Waffenerprobungen, seit Ende 2013 in der Barentssee, befindlichen ersten U-Boot der „Lada“-Klasse (Projekt 677), der St. Petersburg, erprobt werden soll. Von der „Lada“-Klasse sind zur Zeit bekanntlich 1 in Erprobung, und 3 weitere seit 2005/ 2006 in unterschiedlichem Fertigungsgrad in Bau. Wir hatten dazu in unserem „Strandgut“ 12-2013 und 01-2014 berichtet. Die St. Petersburg soll nun in diesem Jahr formal in Dienst gestellt werden.

Es ist noch nicht ganz klar, ob nun die bisher im Bau befindlichen U-Boote der „Lada“-Klasse plus weitere mögliche Neubauten, alle auf außenluftunabhängigen Antrieb umgerüstet werden und dann als neue „Kalina“-Klasse geführt werden. Dafür sprechen jedoch viele Anzeichen in dem nun schon so lange verzögerten Rüstungsvorhaben des Projektes 677.

Lange wurde gerätselt, warum die gut entwickelte russische U-Bootindustrie bei den Neubauten von konventionellen U-Booten, wie der „Kilo“-Klasse und der „Lada“-Klasse nicht auf die neue AIP-Technik gesetzt hat und es gab wiederholt Meldungen zu angeblichen Entwicklungen. Doch erst mit einer Meldung v. 06.02.2014 kamen relativ konkrete Aussagen dazu an die Öffentlichkeit, wonach der Chefingenieur der St. Petersburger U-Bootwerft, Igor Molchanov, mitteilte, dass Russland beabsichtigt in seinem Angebot für die 6 neu zu bauenden indischen U-Boote, bei denen auch U-Bootbauer aus Deutschland, Frankreich und Spanien bieten, seine Exportboote des Typs „Amur 1650“ mit AIP Systeme auszurüsten. Interessanterweise sagte Molchanov, dass diese U-Boote effizienter seien als die bisherigen Boote mit AIP, da sie keine Hydrogen-Reaktanten mehr an Bord gesondert übernehmen müssen, sondern das Hydrogen aus dem mitgeführten Diesel-Betriebsstoff generieren können. Mit der weiteren Meldung zu den „Lada“/ „Kalina“-Klasse U-Booten scheint nun ziemliche Gewissheit zur Fähigkeit Russland zur Produktion auch von AIP-Systemen zu bestehen.

Quellen: