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Zukunft der australischen U-Bootwaffe

Seit 1967 hat die australische Marine ununterbrochen U-Boote in ihrem Bestand. Die 6 konventionellen britischen „Oberon“-Klasse U-Boote wurden ab 1996 mit der Indienststellung des ersten von 6 konventionellen U-Booten der „Collins“-Klasse ersetzt, die nach einem Vertrag von 1987 mit der schwedischen Kockums-Werft auf der Basis des schwedischen Typs „471“ in Teilen in Schweden und in der Endmontage bei der Australian Submarine Corporation (ASC) in Adelaide zwischen 1989 und 2003 gebaut wurde.

Die „Collins“-Klasse U-Boote haben bei einer Länge von 77,8 m und einer Breite von 7,8 m eine Überwasserverdrängung von 3.051 t und eine Unterwasserverdrängung von 3.353 t. Mit dem dieselelektrischen Antrieb, einschließlich einer Schnorchelausrüstung, können die Boote über Wasser bis zu 10 kn laufen und haben damit eine Reichweite von bis zu 11.500 sm. Unter Wasser erreichen die Boote kurzfristig bis zu 20 kn, die maximale operationelle Tauchtiefe wird mit 300 m angegeben. Die Bewaffnung besteht aus 6 Bugtorpedorohren, aus denen Mk 48 Torpedos (bis zu 22 an Bord) oder AGM-84 „Harpoon“ (bis zu 22 an Bord) Seezielflugkörper verschossen werden können, auch gibt es die Fähigkeit zum Verlegen von bis zu 44 Minen. Die Besatzung beträgt rund 45 Mann. Die Boote sind im westaustralischen Marinestützpunkt HMAS Stirling in Rockingham bei Perth stationiert.

Der Betrieb der Boote war immer wieder von Problemen begleitet und die uneingeschränkte Einsatzfähigkeit wurde erst 2007 erreicht. Auch ist es nie gelungen, von den 6 Booten mehr als 2 gleichzeitig einsetzen zu können. Gegenwärtiges Problem ist der Personalmangel, denn die notwendige Perso-nalstärke von rund 500 Mann für die U-Bootwaffe wurde bislang nur zu 70% erreicht.

Im Dezember 2007 verkündete der damalige australische Verteidigungsminister Joel Fitzgibbon, dass die „Collins“-Klasse U-Boote durch 12 neue U-Boote („Future Submarine“) ersetzt werden sollen und hierfür entsprechende Pläne zu entwickeln sein würden. Das Weißbuch der australischen Regierung zur Sicherheit und Verteidigung des Landes vom 02.05. 2009 („Defending Australia in the Asia Pacific Century: Force 2030“) bestätigte dieses Absicht, wonach es zur Auswahl und Bau von neuen U-Booten als Ersatz für die „Collins“-Klasse kommen soll, die über eine große Reichweite und die Fähigkeit zu langandauernden Einsatzfahrten unter Berücksichtigung der Besonderheiten der australischen Gewässer (tropisch, wie auch Polarmeer) verfügen sollen. Die Boote sollen alle bei ASC in Adelaide gebaut werden, wobei die Zusammenarbeit mit erfahrenen U-Bootherstellern in den USA und Europa gesucht wird. Es wird von Entwicklungs- und Baukosten von mind. 30 Mrd. Australischen Dollar (= 21,3 Mrd. Euro) ausgegangen, gegenwärtig wird bereits eine Zahl von 36 Mrd. australischen Dollar genannt. Damit ist dieses Projekt das ehrgeizigste und kostenintensivste der zukünftigen australischen Streitkräfteplanung.

Die „Collins“-Klasse U-Boote erreichen das Ende ihrer Lebenszeit ab etwa 2026, so dass Verträge für einen Ersatzbau spätestens 2014/15 abgeschlossen werden müssen. Gegenwärtig läuft noch die Konzeptphase („Concept Design“) die im nächsten Jahre in die Vorentwurfsphase („Preliminary Design“) übergehen soll, bevor dann ab etwa 2015 die konkrete Detailkonstruktionsphase („Detailed Design“) begonnen wird, Baubeginn ist für 2016 vorgesehen.

Nach ersten Interviews und Reden der Marineführung Ende 2010 wurden in diesem Jahr erste Konzeptpapiere zu dem U-Bootneubauprojekt zu dem „SEA 100 – Future Submarine Project“ vorgelegt. Auch wird in der australischen Sicherheits-„Community“ weiter intensiv über das Projekt diskutiert und zahlreiche Experten und Institute veröffentlichten dazu bereit Gedankenpapiere. Grundsätzlich werden dabei aufgrund der Notwendigkeiten für U-Boote mit großer Reichweite, langanhaltender Einsatzdauer und Operiere, gleichermaßen in tropischen, wie auch antarktischen Gewässern sowohl Boote mit nuklearem Antrieb als auch außenluftunabhängigen (AIP) konven-tionellem Antrieb in Betracht gezogen.

Die nukleare Option ist dabei aber unwahrscheinlich und der gegenwärtige Verteidigungsminister Stephen Smith hat anlässlich eines Besuchs der USA am 25.07.2011 eine solche Lösung bereits klar ausgeschlossen, zudem wäre die Durchsetzbarkeit hierfür in Politik und Bevölkerung kaum erreichbar. Also läuft alles auf große, moderne U-Boote mit AIP hinaus und es wird sicherlich zu einem großen Bieterkampf zwischen den Konstrukteuren solcher Boote für eine Zusammenarbeit mit ASC kommen.


Quellen:

Russland testet erfolgreich neuen SLBM

In unserem Strandgut vom August 2011 hatten wir vom zweiten, neuen russischen strategischen U-Boot der „Borei“-Klasse mit dem erfolgreichen Verschuss des SLBM „Bulova“ (RSM-56) als navalisierte Version des FK SS-27 TOPOL-M berichtet. Die „Borei“-Klasse SSBN sollen langfristig die Delta III und Delta IV U-Boote ablösen.

Am 29.09.2011 meldeten nun die russischen und andere Medien den erfolgreichen Abschuss eines neuen SLBM von Typ „Liner“ von Bord des Delta IV SSBN Tula in der Barentssee. Nach den Angaben eines Sprechers des russischen Verteidigungsministeriums ist der SLBM „Liner“ eine Weiterentwicklung des bereits eingeführten SLBM von Typ „Sineva“, mit größerer Reichweite und verbesserter Fähigkeit zum Durchdringen von Anti-Missile-Defence Systemen.

Das SSBN Tula (K-114) ist ein strategisches Delta IV (Projekt 667 BDRM) U-Boot der russischen Nordflotte, welches nach seiner längeren „midlife conversion“ zwischen 2000 und 2005 im Januar 2006 wieder seinen Einsatzbetrieb aufgenommen hatte und dafür u.a. als drittes Delta IV U-Boot nach der Verkhoturie (K-51) und der Jekatarinburg (K-84) mit dem seit Juni 2004 erprobten und seit 2007 einsatzbereiten SLBM „Sineva“ (RSM-54/ RS-29MU) ausgerüstet worden war, u.a. mit zwei Testabschüssen dieses neuen SLBM am 06.08.2010.

Die nuklear angetriebene Tula als 4. von den ehemals 7 gebauten U-Booten der Delta IV Klasse wurde am 22.02.1984 auf der Sevmash-Werft in Severodvinsk auf Kiel gelegt und am 30.10.1987 in Dienst gestellt, hat bei einer Verdrängung von 10.800 to über Wasser und 13.550 to unter Wasser eine Länge von 165 mtr und eine Breite von 12 mtr, die Besatzung beträgt 120 Mann, neben 6 Torpe-dorohren zum Eigenschutz ist die Hauptbewaf-fnung dieses strategischen U-Bootes 16 SLBM des FK-Typs SS-N-23 mit bis zu 10 Gefechtsköpfen.

Der SLBM „Liner“ scheint eine Feststoffangetriebene Weiterentwicklung des bisher Flüssigstoffangetriebenen SLBM „Sineva“ zu sein, die in etwa dem US-amerikanischen „Trident“ D-5 (UGM-133) FK vergleichbar ist. Der rund 40 to schwere und 15 mtr lange SLBM „Sineva“ hat bei seinen Testabschüssen Weiten von bis zu 11.547 km erreicht und soll 4-8 nukleare Gefechtsköpfe von bis zu 100 KT Sprengkraft tragen, ältere Angaben nennen noch bis zu 10 Gefechtsköpfe. Mit dem neuen SLBM „Liner“ als Feststoff-Version der „Sineva“ und ähnlichen Abmes-sungen wie diese, so spekulieren die Medien, soll eine Option für die strategischen Streitkräfte Russlands geschaffen werden für den Fall, dass die o.a. Entwicklung des neuen SLBM „Bulova“ zu aufwendig und schwierig wird.

Mit dem „Liner“ wäre die Reichweite der bewährten „Sineva“ mit relativ geringem Aufwand auf rund 15.000 km steigerbar. Nach bisher unbestätigten Meldungen soll der am 20.05.2011 für das SSBN „Ekatarinburg“ (K-84) in der Barentssee gemeldete Verschuss des SLBM des Typs „Sineva“ tatsächlich ein erster Abschuss des SLBM „Liner“ gewesen sein.

Quellen: