Arktische Inseln Teil 2
U-Boote der Kriegsmarine im Zweiten Weltkrieg um die und an den arktischen Inseln (2.Teil)
Im 1. Teil der Darstellung sind die geographischen, politischen und militärischen Rahmenbedingungen in Bezug auf die Inseln im nördlichen Nordatlantik und der Arktis aufgezeigt worden. Nachfolgend nun die Einzeldarstellung zu dortigen Operationen von U-Booten der Kriegsmarine.
Ereignisse
Nachfolgend ist eine Übersicht zusammengestellt worden, die Operation deutscher U-Boote um und auf den Inseln aufzeigt, wie sie aus der Literatur sowie den verfügbaren KTB des B.d.U. und der gegen die Inseln eingesetzten U-Boote ermittelbar waren.
Anmerkung zu den unbemannten Wetterstationen: Sowohl die Luftwaffe als auch die Kriegsmarine errichteten automatische Wetterstationen zur Unterstützung ihre Operationsführung auf und über See. Während die Luftwaffenstationen den Decknamen „Kröte“ erhielten, gab die Kriegmarine ihren Wetterstationen Namen, die an bestim-mte Wetterbeobachter erinnerten. Diese Wetterstationen waren vom Typ WFL (= Wetterfunkgerät Land). Insgesamt wurden von diesem batteriebetriebenen Typ mit einer Lebensdauer zwischen 3 und 6 Monaten 20 Stück gebaut, von denen letztlich 14 (WFL 21/ 22/ 23/ 24/ 25/ 26/ 27/ 29/ 31/ 32/ 33/ 34/ 35/ 36) installiert werden konnten, 1 Station (WFL 30 „Herbert“) ging mit dem transportierenden U-Boot (U 867 auf dem Wege nach Labrador) verloren.
Die obige Zusammenstellung zeigt ein unterschiedliches Geschehen bei den Operationen von U-Booten der Kriegsmarine um und gegen die Inseln im arktischen Nordatlantik: Während es in Island nur zu 5 Unternehmungen zum verdeckten Absetzen von Agenten kam, wurden die U-Boote bei allen anderen Inseln zur Aufklärung der Küsten und alliierter Infrastruktur, ggf. deren Zerstörung, sowie zur Unterstützung der dortigen Errichtung und des dortigen Betriebes deutscher Wetterstationen eingesetzt, insgesamt immerhin deutlich über 50 nachgewiesene Einsätze. Die insgesamt 14 Unternehmungen, davon einige allerdings gescheitert, zur Errichtung von bemannten Wetterstationen auf den arktischen Inseln wurden fast alle von U-Booten unterstützt.
Deutliche Schwerpunkte des Einsatzes der U-Boote waren die sibirische Küste mit den vorgelagerten Inseln und die Inselgruppe Spitzbergen, danach folgt die Bäreninsel mit ihrer fast ununterbrochenen Sicherstellung des Betriebes von unbemannten Wetterstationen von 1942 bis Kriegsende, und dann die wenigen Einsätze an der Hopen-Insel und dem Franz-Josef-Land. Neben den in o.a. Liste aufgeführten unbemannten Wetterstationen (WFL) wurden noch durch U-Boote transportiert und errichtet: „Kurt“ (WFL 26) durch U-537 am 23.10.43 in Labrador, „Wilhelm“ (WFL 36) durch U-1163 am 11.11.44 auf der Insel Magerøya vor dem Nordkap, sowie „Weidmannsheil“/ auch: „Landjäger“ (WFL 35) durch U-1165 am 22.11.44 auf den Åland-Inseln.
Fazit
Die Operationen der U-Boote der Kriegsmarine um und gegen die Insel in der Arktis zur Aufklärung von Küsten und alliierten militärischer Infrastruktur auf den Inseln, deren Zerstörung, sowie zum verdeckten Absetzen von Agenten und der Unterstützung der Errichtung und des Betriebes von deutschen Wetterstationen auf den Inseln mögen im Gesamtgeschehen des Seekrieges in den arktischen Gewässern zahlenmäßig nur eine geringe Rolle gespielt haben. Sie erfolgte zudem erst ab 1942. Dennoch hatten vor allem die Unterstützungseinsätze der U-Boote zum Anlanden von bemannten und unbemannten Wetterstation, sowie zum Versorgen und ggf. Evakuieren der dortigen Wettertrupps eine wichtige Bedeutung für die Erstellung eines aktuellen Wetterlagebildes für die Kriegsmarine und Luftwaffe als unverzichtbare Grundlage für deren Operationsführung. Das Operieren der U-Boote in diesen Gewässern und direkt bis an die Inseln mit oft unvollständigen und ungenauen Seekarten, dazu noch Eisgang und unwirtliches Wetter, zeugte dabei von hohem seemännischem Können der Besatzungen. Irgendwelche Mythen um die Einsätze der deutschen U-Boote entbehren jeder Grundlage, zumal jenseits des oben aufgeführten Spektrums an Einsätzen keine andersartigen Unternehmungen, etwa die Einrichtung eigener Versorgungspunkte auf den Inseln, nachzuweisen sind. Wenn schon Mythen, dann sollten die Geschichten um den Einsatz der bemannten Wettertrupps unter den unwirtlichen arktischen Bedingungen gelesen werden, die oft monatelang, und im Fall der Station „Haudegen“ auf Spitzbergen sogar noch bis Monate nach Kriegsende dort ihren Dienst versahen.
Quellen:
KTB von: U 30, U 186, U 209, U 212, U 252, U 255, U 279, U 302, U 354, U 355, U 365, U 377, U 387, U 435, U 586, U 601, U 629, U 636, U 668, U 703, U 711, U 713, U 737, U 739, U 955, U 957, U-965, U 992, U 1163.
Bericht der Naval Section of ULTRA unter ULTRA/ ZIP/ ZO/ 352 v. 17.07.45 „History of German Met. Operations in the Arctic 1940-1945“
Literatur:
- Dänisches Institut für Außenpolitik (DUPI) (Hg.): Greenland during the Cold War. Danish and American Security Policy 1945-1968. Zusammenfassung der Originalausgabe in zwei Bänden. Kopenhagen 1997, ISBN 87-601-6922-2.
- Dege, Wilhelm: War North of 80. The Last German Arctic Weather Station of World War II. Translated from the German and edited by William Barr. Arctic Institute of North America (Northern lights series 4). Calgary, Alberta (University of Calgary Press) und Boulder, CO (University Press of Colorado) 2004. ISBN 1-55238-110-2
- Mallmann-Showell, Jak: Deutsche U-Boote an feindlichen Küsten, Motorbuch-Verlag, Stuttgart 2002, ISBN 978-3613022447
- Nusser, Franz: Die Arktisunternehmen des deutschen Marinewetterdienstes in den Jahren 1940-1945, Deutscher Wetterdienst, Hamburg 1979
- Rohwer, Jürgen und Hümmelchen, Gerhard: Chronik des Seekrieges 1939-1945, Stalling-Verlag, Oldenburg 1968
- Rudek, Joachim: U-Boote an der Wetterfront des 2. Weltkrieges, Heft 8 der Schriftenreihe der Schifffahrtsgeschichtlichen Gesellschaft Ostsee e.V., Rostock 1999
- Selinger, Franz: Deutsche automatische Wetterstationen in der Arktis 1942-1945, in: „Polarforschung“ Nr. 55, S. 55-67, Hrsg. Alfred-Wegener-Institut für Polar- und Meeresforschung, Bremerhaven 1985
- Selinger, Franz: Von Nanok bis Eismitte – Meteorologische Unternehmungen in der Arktis 1940-1945. Convent Verlag, Hamburg 2001. ISBN 3-934613-12-8
Internet-Links:
www.wikipedia.org
www.de.academic.ru/dic.nsf/dewiki/1504636
www.woydt.be/politik/inde72de.htm
www.spitzbergen.de/landeskunde-und-tipps/geschichte/der-zweite-weltkrieg.html
www.de.wikipedia.org/wiki/Wetterstationen_der_Wehrmacht_in_der_Arktis
www.u-historia.com/uhistoria/historia/articulos/meteo/meteo.htm
www.wlb-stuttgart.de/seekrieg/ksp/nordpolarmeer/automat.htm
Text und Tabellen: Peter Monte – Fotos: Deutsches U-Boot-Museum