Strandgut – April

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Wrack des letzten im Zweiten Weltkrieg verloren gegangenen deutschen U-Bootes gefunden

Am 13. April 2018 gab das im dänischen Thyborøn ansässige Sea War Museum die Entdeckung des Wracks eines deutschen U-Bootes vom Typ XXI bekannt. Das Museum führt eine fortlaufende Suche nach Schiffswracks in der Nordsee und im Skagerrak durch, bei der bisher rund 450 Wracks gefunden, registriert und kartographiert wurden. Unter diesen befinden sich auch drei britische und neun deutsche U-Boote. Auf ihrer Suche ist das Museum nun 10 sm nördlich von Skagen nun auf das Wrack eines deutschen U-Bootes vom Mythen umrankten Typ XXI gestoßen.

In 123 m Tiefe steckt das Wrack mit dem Bug bis ungefähr zur Vorderkante des Turmes in einem Winkel von ungefähr 40° im Meeresgrund, so dass das Heck ca. 20 m herausragt. Bei dem Wrack kann es sich nur um U 3523 handeln, das am 6. Mai 1945 im Skagerrak von einer britischen B-24 Liberator versenkt worden ist.

Das Typ XXI-Boot U 3037 (KrvKpt. Carl Emmermann) 1944 in der Ostsee, Foto: Deutsches U-Boot-Museum

Die im Binnenland gebauten Sektionen von U 3523 wurden auf der F. Schichau Werft in Danzig von Oktober bis Dezember 1944 zusammengefügt. Nach dem Stapellauf am 14. Dezember 1944 erfolgte die Endausrüstung und schließlich am 29. Januar 1945 die Indienststellung durch seinen 33-jährigen Kommandanten OltzS. d. R. Willi Müller. Anschließend dürfte eine hastige Ausbildung erfolgt sein, von der es allerdings keine Überlieferungen gibt. Ende April dürfte U 3523 Ostpreußen mit dem Ziel der norwegischen Einsatzhäfen verlassen haben. Am 04. Mai 1945 ging es zusammen mit seinen Schwesterbooten U 3017 und U 3503 sowie dem IX C/40-Boot U 534, über das es bereits einen Artikel auf dieser Seite gibt, auf dem Ankerplatz „O“ vor Helsingör vor Anker. Trotz der erfolgten Teilkapitulation Deutschlands vor der britischen 21. Heeresgruppe erhielten die U-Boote am späten Abend des 4. Mai noch den Befehl zum Weitermarsch ohne weitere Eskorte nach Norwegen. Gegen 07:30 Uhr am nächsten Morgen verließen die vier Boote ihren Ankerplatz. Sie sollten zunächst über Wasser auf dem Zwangsweg 48 zum Punkt „Schwarz“ südwestlich von Göteborg fahren, um von dort an getaucht nach Norwegen zu marschieren.

Um 13:35 Uhr wurde die U-Boot-Formation westlich der Insel Anholt von zwei britischen B-24 Liberator angegriffen. Eine, die Maschine „E“ der 547. Squadron, wurde von U 534 abgeschossen, die andere, die Maschine „G“ der 86. Squadron versenkte das U-Boot schließlich, während die drei Boote vom Typ XXI – trotz bestehenden Verbotes – rechtzeitig tauchen konnten. Seitdem gibt es keine Angaben mehr zu U 3523.

Eine B-24 Liberator der 86 Squadron im Jahre 1943, Foto: F/O G. Woodbine, Royal Air Force

Am 6. Mai 1945 sichtete die britische Liberator G/87, auf deren Konto ja schon die Versenkung von U 534 ging, den Schnorchel eines getauchten deutschen U-Bootes, das mit Kurs West auf Kristiansand zulief. Die Maschine setzte zum Angriff mit Wasserbomben an. Zur späteren Auswertung wurde dies auch durch Fotos dokumentiert. Auf diesen Fotos ist klar zu erkennen, das der Schnorchel über getrennte Rohre für Zu- und Abluft verfügte, also der eines U-Bootes der Typen XXI oder XXIII sein musste. Da kein anderes Boot dieser Typen an diesem Tag einen Angriff verzeichnete, muss es sich bei dem angegriffenen U-Boot um U 3523 gehandelt haben. Die Besatzung der Liberator beobachtete aufschwimmendes Öl und Wrackteile und nahm daher die Versenkung des U-Bootes an. Der Totalverlust von U 3523 war der letzte Verlust eines deutschen U-Bootes durch Feindeinwirkung im Zweiten Weltkrieg. Er zeigt außerdem, dass U-Boote beim Schnorcheln keineswegs vor tödlichen Luftangriffen geschützt waren

Die vom dänischen Sea War Museum nun veröffentlichten hochauflösenden Sonaraufnahmen machen nicht den Anschein, als ob das Boot durch direkte Einwirkung von Wasserbomben gesunken wäre, sondern vielmehr, als ob es in einem relativ flachen Winkel mit hoher Geschwindigkeit in den Meeresgrund gerauscht wäre.

Wie eine ganze Reihe anderer U-Boote, unter ihnen auch das von Mythen um Flüchtende Nazigrößen und transportierte Schätze umwobene U 534, machte sich U 3523 im April/Mai 1945 aus Deutschland auf den Weg zu den norwegischen U-Boot-Basen, von denen aus zum Kriegsende hin der U-Boot-Krieg geführt wurde. Wie auch U 534 dürfte das modernere U 3523 Nazigrößen keine wirklich gute Fluchtmöglichkeit geboten haben. Es ist auch davon auszugehen, dass sich keine besonderen Wertgegenstände an Bord befunden haben dürften. Obwohl das Boot weitestgehend intakt erscheint, dürfte es, da es zur Hälfte im Schlick steckt, praktisch nicht zu heben sein. Die Überreste der 58 Mann starken Besatzung dürften sich noch an Bord befinden, weshalb es als Kriegsgrab anzusehen ist, dessen Ruhe nicht gestört werden sollte.

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