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Russische Marine verzichtet auf Weiterentwicklung der „Lada“-Klasse U-Boote

Anfang Februar 2012 teilte der russische Marineoberbefehlshaber, Admiral Wladimir Wyssozky, gegenüber der russischen Nachrichtenagentur „RIA Novosti“ mit, dass Russland die Ende der 1990er Jahre fertig konstruierten konventionellen U-Boot der „Lada“-Klasse (Projekt 677) nicht weiter im Serienbau fertigen wollen, sondern diese Klasse zugunsten der Modernisierung anderer U-Bootsklassen endgültig aufgeben wollen.

Noch am 24.11.2011 hatte der Generaldirektor des „Zentralen Konstruktionsbüro für Maritime Projekte“, Andrej Djatschkow, erklärt, dass das Projekt 677 fortgeführt würde und die bereits fertigen, bzw. im Bau befindlichen U-Boote modernisiert werden, Zulauf der Boote ab 2013.

Obwohl mit dem fertig gestellten Typboot, der Sankt Petersburg, bei der Baltischen Flotte seit Mai 2010 Seeerprobungen durchgeführt worden sind, soll nun eine neue Klasse von konventionellen U-Booten entwickelt werden, von denen das erste mit außenluftunabhängigem Antrieb bereits in 2014 seine Erprobungen aufnehmen können soll. Zwei weitere U-Boote der „Lada“-Klasse sind seit 2005, bzw. 2006 ebenfalls in Bau. Was nun nach dem Aus für die Klasse geschieht, ist noch unklar. Es ist nicht auszuschließen, dass die Bootskörper nun Gegenstand von Umbaumaßnahmen werden, um endlich auch für die russische Marine eine Flottille von konventionellen U-Booten, aber mit außenluftunabhängigem Antrieb, zu schaffen.

Das nun angekündigte endgültige Aus für die „Lada“-Klasse kommt nicht überraschend, denn die bisherigen Erprobungen waren für die russische Marine in jeder Hinsicht eine große Enttäuschung und die russische Admiralität scheint unter die insgesamt völlig unbefriedigende Entwicklung nun einen Schlussstrich ziehen zu wollen, hieß es im Februar 2012 doch, dass „die russische Marine die „Lada“ U-Boote in der gegenwärtigen Form nicht mehr benötige“. Denn, ob schiffbaulich, antriebsmäßig, oder bei der neuartigen Sonaranlage, es gab eigentlich nur Probleme und durchweg schlechte Ergebnisse in den erzielten Leistungsdaten. Auch ist bislang der Versuch gescheitert, eine eigene russische Entwicklung eines außenluftunabhängigen Antriebs für die U-Boote einzuführen.

Angeblich hat es in 2000 sogar eine Anfrage bei HDW in Kiel und danach auch in Italien gegeben, den bei der 212A-Klasse der deutschen und italienischen Marine verwendeten außenluftunabhängigen Antrieb entweder als Kauflösung oder als Nachbau zu erwerben, was aber gescheitert sein soll. Seitdem sollen sich die Anstrengungen auf den Erwerb oder Nachbau des in mehreren Marinen bereits eingeführten Stirling-Motor als Antrieb konzentrieren, die dann bei den ab 2014 angekündigten Erprobungen einer neuen Uboot-Klasse Verwendung finden sollen.

Die Sankt Petersburg (B-585) wurde bei der Admiralitätswerft in St. Petersburg am 26.12.1997 auf Kiel gelegt, kam aber erst am 28.10.2004 zu Wasser, erste Seeerprobungen begannen 2006. Am 05.05.2010 wurde das Boot von der Baltischen Flotte in Dienst gestellt, um seitdem aber nur weitere Erprobungen durchzuführen, die bis heute angedauert haben. Das zweite U-Boot der „Lada“-Klasse, die Kronstadt (B-586) wurden am 27.07.2005 auf Kiel gelegt, und das dritte U-Boot der Klasse, die Sewastopol (B-587), am 09.11.2006. Die technischen Daten der „Lada“-Klasse klingen theoretisch nicht schlecht: Bei einer Länge von 68,0 m und einer Breite von 7,2 m ist die Überwasserverdrängung 1.765 t und die Unterwasserverdrängung 2.600 t. Aufgetaucht sollen die U-Boote 10 kn und unter Wasser bis zu 21 kn laufen. Die Reichweite soll bis zu 6.000 sm betragen, bei reiner Unterwasserfahrt mit 3 kn wird die maximale Reichweite mit 650 sm angegeben. Als maximale operative Tauchtiefe werden 350 m genannt. Das U-Boot hat 6 Bugtorpedorohre zum möglichen Verschuss von Torpedos (bis zu 18 Torpedos an Bord) oder den Anti-Schiff-Flugkörper SS-N-15 (NATO Bezeichnung „Starfish“), auch soll ein Verbringen von bis 24 Minen möglich sein. Die Besatzung wird mit 36 Mann angegeben.

Quellen:

Kosten für Unglückserie mit kanadischen U-Booten steigen weiter

Am 04. Juni letzten Jahres hatte das kanadische U-Boot HMCS Corner Brook (SSK-878) bei seinen ersten Fahrten nach Abschluss einer rund 5jährigen Werftliegezeit im Nootka Sound vor der Küste von Vancouver Island an der kanadischen Pazifik-Küste in ca. 45 m Tiefe eine derartig heftige Grundberührung, dass das Boot am Bug schwerste Schäden davontrug. Das U-Boot liegt seitdem in den Esquimalt Graving Docks in Victoria in Kanadas Pazifik-Provinz British Columbia und wird umfangreiche Reparaturen erfahren müssen. Am 19.02.2012 sagte der Chief of Defence Staff der kanadischen Streitkräfte, General Walt Natynczyk, anlässlich einer Mitfahrt in See auf dem U-Boot HMCS Victoria (SSK-876), das seit Januar 2012 nach Ende seiner Werftliegezeit seine Ausbildung zur Herstellung der vollen Einsatzbereitschaft aufgenommen hat, die Corner Brook würde repariert und bis 2016 wieder einsatzbereit sein.

Mit der Havarie und den nun entstehenden Reparaturkosten in mindestens zweistelliger Millionenhöhe Kanadischer Dollars (CAD) gerät das Schicksal der kanadischen U-Bootflotte erneut in die Schlagzeilen (Wir haben über die kanadische U-Bootflotte bereits in der Strandgut-Ausgabe von Dezember 2011 berichtet). Das vermeintliche gute Geschäft mit der Beschaffung von fast neuen, 4 diesel-elektrischen U-Booten der Royal Navy in 1998 für rund 750 Mill. CAD entpuppte sich nach der 2004 abgeschlossenen Überführung der U-Boote von Großbritannien nach Kanada als eine Saga von Verzögerungen, Nachrüstungserfordernissen, sowie Unfällen und Zwischenfällen, mit hohen, zusätz-lich für diese U-Boote entstandenen Kosten, die angeblich nun die 1 Mrd. CAD Grenze überschritten haben. Zuletzt ist in 2008 ein Haushaltsplan für Betrieb und Erhalt („Planmäßige Instandsetzungszeiträume“ oder „Extended Docking Work Period / EDWP“) von den 4 U-Booten für die nächsten 15 Jahre vorgestellt worden, der immerhin 1,5 Mrd. CAD umfasst.

Ein paar der Probleme seien genannt:

HMCS Victoria wurde als erstes, der von Großbritannien übernommenen 4 U-Boote am 02.12.2000 in Halifax, Kanada, in Dienst gestellt, ging aber kurz danach bereits in eine erste Instandsetzungsphase, die erst 2003 beendet war. Nach seiner Überführung in den Pazifik erlebte das U-Boot dann in 2004 und 2005 endlich Einsatzfahrten, die aber von einem schweren Schaden an der elektrischen Anlage des Bootes begleitet war. Die dann Ende 2006 begonnene erneute Werftliegezeit hat sich durch verschiedene Materialprobleme bis Ende 2011 verzögert, seit 05.12.2011 unternimmt das U-Boot nun seine Ausbildung zur Herstellung der vollen Einsatzbereitschaft, die aber nach Medienberichten erst in der zweiten Hälfte 2012 abgeschlossen sein soll.

HMCS Windsor (SSK-877) wurde am 04.10.2003 durch die kanadische Marine in Dienst gestellt. Seit 2007 befindet sich die Windsor in Halifax in einer zunächst nur auf 2 Jahre ausgelegten planmäßigen Instandsetzungsperiode, die heute noch andauert. Dabei wurden schwere Mängel am Boot entdeckt, so Rostentwicklung und abfallende Signaldämpfungskacheln am Bootskörper, der zur Einschränkung der bislang auf 200 Meter ausgelegten maximalen Einsatztauchtiefe führte. Die Medien nennen als weitere Entdeckungen schlecht verarbeitete Schotten im Boot, Beschädigungen an den Torpedorohren und ein fehlerhaftes Ruder. Somit hat sich die Werftliegezeit gewaltig verzögert und die Kosten sind entsprechend explodiert, allein in 2010 wuchsen die auf 17 Mill. CAD angesetzten Instandsetzungskosten auf 47 Mill. CAD. Die Windsor wird frühestens 2013 wieder einsatzbereit sein.

HMCS Chicoutimi (SSK-879) war nach seiner Übernahme durch die kanadische Marine am 02.10.2004 im schottischen Faslane von einem besonders tragischen Unglück betroffen, als dann am 05.10.2004 auf der Überführungsfahrt nach Kanada Feuer an Bord ausbrach und das Boot erst nach einer aufwendigen Rettungsaktion sicher zurückgebracht werden konnte, dabei gab es 1 Toten und mehrere Verletzte zu beklagen. Das Boot wurde dann als Deckladung auf einem Spezialfrachter nach Kanada überführt und ist seitdem in Halifax im Wesentlichen nur Gegenstand von umfangreichen Instandsetzungsarbeiten, die nach Medienangaben bereits die 100 Mill. CAD-Marke überschritten haben sollen. Die ursprünglich auf 2007 angedachte Ausdockung des Bootes hat sich bis heute verzögert und eine Rückkehr in die Flottille der einsatzbereiten U-Boote wird nun offiziell mit 2013 angegeben. In den kanadischen Medien wird sogar über eine vorzeitige Außerdienststellung der Chicoutimi spekuliert.

HMCS Corner Brook, seit 26.06.2003 in der kanadischen Marine im Dienst, ist nun die jüngste Ergänzung zu dieser Serie von Problemen. Ein in den Medien immer wieder genannter Hauptmangel bei der kanadischen U-Bootflottille ist neben den o.a. Problemen die bisher nicht erbrachte Fähigkeit zum tatsächlichen Abschuss von Torpedos. Die Victoria wird in diesem Jahr demnach das erste kanadische U-Boot sein, das fast 12 Jahre nach Einführung des ersten der 4 neuen Boote in die kanadische Marine überhaupt einen Torpedo tatsächlich verschießt.

Die kleine kanadische U-Bootflottille hatte also viele Zeiträume ohne ein einziges einsatzbereites Boot hinzunehmen, denn eigentlich sollten von den vier U-Booten immer je eines im Pazifik und eines im Atlantik einsatzbereit sein. Ein solcher Zeitraum besteht erneut seit der Havarie der Corner Brook im Juni 2011, denn nur die Victoria durchläuft seit Anfang 2012 seine Ausbildung zur Herstellung der Einsatzbereitschaft nach Ende seine Werftliegezeit, die aber erst in der zweiten Hälfte 2012 abgeschlossen sein soll.

Zwar führt das kanadische Verteidigungsministerium auf seiner Informationsseite zu den U-Booten der „Victoria“-Klasse auf, dass die 4 U-Boote seit 2003 insgesamt 900 Tage in See gewesen sein, wobei allein für die HMCS Victoria im Zeitraum Juni 2005 – Dezember 2006 insgesamt 146 Seetage und für die HMCS Corner Brook im Zeitraum Oktober 2006 – Mitte Juni 2011 insgesamt 463 Seetage angegeben werden, damit hätten aber nur 2 U-Boote fast 70% der Seetage der gesamten „Victoria“-Klasse U-Boote „produziert“. Die Medien nennen als heraus-ragendes Beispiel immer wieder HMCS Chicoutimi, die in ihren 13 Jahren im Dienst der kanadischen Marine gerade 2 Tage als einsatzbereit gelten konnte.

Insgesamt hat sich das Kapitel der „Victoria“-Klasse U-Boote für die kanadische Marine in jeder Hinsicht zu einem schweren Los entwickelt, bei dem man sich aber hüten sollte, einseitige Schuldzuweisungen vorzunehmen, gibt es doch zahlreiche Fälle bei anderen Marine mit ähnlichen Problemen bei Beschaffen und Betreiben nicht nur gebrauchter schwimmender und fliegender Waffensysteme.

Quellen:

Iranische Marine stellt zwei weitere Küsten U-Boote vom Typ „Ghadir“ in Dienst

Am 10.02.2012 sind nach Medienberichten zwei weitere Küsten U-Boote der „Ghadir“-Klasse für die Marine des Iran in Dienst gestellt worden. Das Typschiff dieser nach dem für den schiitisch dominierten Iran heiligen Ort Ghadir Khumm benannten als „Ghadir“ bezeichneten Klasse aus iranischer Produktion ist am 28.11.2007 zugelaufen. Die Anzahl der bislang in Dienst gestellten diesel-elektrischen „Ghadir“ U-Boote schwankt bei den verschiedenen Quellen zwischen 12 (AP), 16 (Novosti) und 19 (wikipedia) und sie bilden nun neben den 3 von Russland 1993 gekauften größeren U-Booten der „Kilo“-Klasse das Rückgrat der iranischen U-Bootwaffe (wir haben im „Strandgut“ vom Juli 2011 darüber berichtet). Mit ihrer nur geringen Größe rund 120 t getaucht bei 29 Metern Länge und 3 Meter Breite sind sie speziell für den küstennahen Einsatz im Persischen Golf entwickelt worden, sie haben zwei 2 Torpedorohre (53,3 cm) für den Verschuss von Torpedos oder das verdeckte Legen von Minen. Sie können bis zu 11 Knoten aufgetaucht laufen und ihre Besatzung wird mit 18 Mann angegeben.

Quellen: