November

Home / November

Erneut Panne für die russische Marine beim Verschuss eines SLBM „Bulova“

Wir hatten bereits mehrfach über die neuen russischen SSBN der „Borej“-Klasse und deren mitzuführende SLBM „Bulova“ berichtet, siehe unsere Strandgut-Ausgaben von 05-2012, 08-2012, 11-2012, 03-2013, 05-2013 und 08-2013.

Am 06.09.2013 endete ein Funktionsschuss des SSBN Alexander Nevsky der neuen „Borej“-Klasse mit einem SLBM RIM-56 „Bulova“ (NATO Bezeichnung: SS-NX-32 „Grau“) erneut mit einem ungeplanten Ende: Etwas über einer Minute nach dem Start im Weißen Meer vor Sibirien in Richtung Kamschatka geriet der FK vom geplanten Kurs ab und musste im Flug zerstört werden. Dies war der achte Fehlschuss von den bisherigen 19 Erprobungs- und Funktionsverschüssen des SLBM „Bulova“, dessen ursprünglich für 2009 angekündigte Einsatzreife damit immer noch nicht gewährleistet werden kann.

Der russische Verteidigungsminister Sergej Shoigu hat laut Pressemeldungen einen vorläufigen Stopp für die weiteren Erprobungen des FK „Bulova“ und eine umfassende Untersuchung der Ursachen auch des jüngsten Fehlschusses angeordnet. Dies beinhaltet u.a. die Rückführung aller bislang ausgelieferten SLBM zum Produktionswerk und die Durchführung von fünf weiteren Testverschüssen von dem zum Erprobungsträger umgebauten „Typhoon“-Klasse SSBN Dmitri Donsky. Wann die im Zulauf befindlichen SSBN der „Borej“-Klasse neben der Alexander Nevsky, nämlich die Yuri Dolgoruki und Vladimir Monomarkh, nun tatsächlich mit einsatzbereiten „Bulova“ SLBM ausgerüstet werden, ist damit ebenso unklar, wie die Zukunft der russischen U-Bootgestützten nuklearen Abschreckungsfähigkeit. Interessant in diesem Zusammenhang ist, dass die neuen „Borej“-Klasse SSBN konstruktiv auf die alleinige Aufnahme des neuen SLBM „Bulova“ ausgelegt sind, evtl. Rückrüstungen auf die bewährten SLBM des Typ RIM-66B (NATO-Bezeichnung: SS-N-23 Skiff) sind wohl auszuschließen. Damir ist das Gesamt-projekt SSBN Borej“-Klasse mit SLBM „Bulova“ zum Erfolg verdammt, alles andere wäre ein schwerer Rückschlag für die zukünftige russische nukleare Abschreckungsfähigkeit.

Die „Bulova“ SLBM werden vom Moskauer Institut für Thermal-Technogie (MITT) konstruiert und in der russischen Interkontinental-Fabrik in Votkinsk (Votkinsk Machine Building Plant), etwa 1.000 km östlich vom Moskau in der russischen Provinz Udmartra, gebaut. Nach ersten Systemstudien in 1992 auf der Basis des bewährten FK „Topol-M“ begann dann in den Folgejahren die Entwicklung und Bau dieses 3-stufigen FK mit seinen 11,50 m Länge und einem Startgewicht von 36,8 t, dessen Reichweite zwischen 6.500 und 10.000 km liegt und der bis zu 10 nukleare Gefechtsköpfe von je 150 KT mitführen kann. Der erste und zugleich fehlgeschlagene Testschuss erfolgte am 24.06.2004 vom Typhoon-Klasse SSBN Dmitri Donskoi (TK-208), erst der zweite Testschuss von diesem U-Boot am 23.09.2004 war dann erfolgreich. Ziel war es damals, die „Bulova“ bis 2009 einsatzreif zu kriegen, es sollte für die neuen SSBN der „Borej“-Klasse zwischen 150 und 170 SLBM gebaut werden. In der Folge kam es dann zu weiteren Erprobungsschüssen.

Bei den insgesamt 13 Abschüssen von der Dmitri Donkoi gab es jedoch 6 Fehlschüsse. Hingegen waren die 4 Erprobungsschüsse vom ersten „Borej“-Klasse SSBN, der Yuri Dolgoruki (K-535) alle erfolgreich, so dass dieses SSBN mit seinen bis zu 16 „Bulova“ SLBM an Bord feierlich am 10.01.2013 in die russische Flotte aufgenommen wurde. Mit dem ersten und nun fehlgeschlagenen Funktionstest einer „Bulova“ von Bord des zweiten „Borej“-Klasse SSBN, der Alexandr Nevskiy (K-550) hat das gesamte Rüstungsprogramm eine weitere Verzögerung erfahren.

Von den „Borej“-Klasse SSBN ist bekanntlich die Yuri Dolgoruki in Dienst und beiden nächsten SSBN, die Alexander Nevskiy und die Vadimir Monomarkh führen seit Oktober bzw. Dezember 2012 ihre Seeerprobungen durch. Das vierte SSBN dieser Klasse, die Knyaz Vladimir wurde im Juli 2012 auf der Sevmash-Werft im sibirischen Severodvinsk auf Kiel gelegt. Nach offiziellen Angaben ist der Bau von weiteren 4 SSBN dieser Klasse vorgesehen, damit also insgesamt 8 „Boreij“-Klasse SSBNs.

 

Quellen:

Feuer auf russischem „Oscar II“-Klasse U-Boot Tomsk

Am 16.09.2013 sorgte ein weiterer Zwischenfall auf einem russischen, nuklear angetriebenen U-Boot für aufgeregte Schlagzeilen der internationalen Medien. Danach war auf der Swesda-Werft in Bolschoi Kamen bei Wladiwostok auf dem SSN Tomsk (K-150) der russischen Pazifik-Flotte bei Schweißarbeiten ein Brand ausgebrochen, der erst nach 5 Stunden gelöscht werden konnte. Nach offiziellen Angaben gab es dabei 15 Verletzte, weitere Gefahren seien aber von dem Brand nicht ausgegangen, denn der Reaktor an Bord sei abgeschaltet gewesen sein und es hätten sich keine Waffen an Bord befunden. Der Brand sei beim Wärme- und Schallisolierungsmaterial zwischen Außenhülle und Druckkörper des U-Bootes ausgebrochen.

Die Tomsk (CC BY 4.0, Mil.ru)
Die Tomsk (CC BY 4.0, Mil.ru)

Die Tomsk gehört zur „Oskar II“-Klasse, nach russischer Bezeichnung ein U-Boot des Projekt 949A „Antey“, das mit insgesamt 11 Einheiten zwischen 1982 und 1995 als verbesserte Version der „Oscar I“-Klasse (von dieser wurden nur 2 Einheiten gebaut) gebaut wurde, der Bau von drei weiteren U-Booten dieser Klasse wurde bei zwei Booten unterbrochen, das 14 U-Boot kam bislang nicht über Planungsstand hinaus. Die Tomsk wurde am 27.08.1989 auf Kiel gelegt und nach ihrem Stapellauf im Juli 1996 am 30.12.1998 in Dienst gestellt. Die U-Boote der „Oscar II“-Klasse haben eine Verdrängung von rund 15.000 t und getaucht bis zu 25.000 t, ihre Länge beträgt 154,7 m und ihre Breite 18,2 m, ihre Unterwassergeschwindigkeit wird mit bis zu 33 kn angegeben. Diese ursprünglich zur Bekämpfung von US-Flugzeugträgerkampfgruppen konzipierten U-Boote haben als Hauptbewaffnung den Anti-Schiff-Flugkörper P-800 „Onyks“ (NATO Bezeichnung = SS-N-26 Strobile) mit seinen rund 300 km Reichweite, sowie Torpedos zum Verschuss aus 4 x 53,3 cm und 2 x 65 cm Torpedorohren.

Es hat in der Vergangenheit einige Zwischenfälle auf den U-Booten der „Oscar II“-Klasse gegeben, die Tomsk ist seit 2010 wegen Problemen in der Reaktor-Kühlung in einer Grundinstandsetzung. Am schwersten jedoch die Explosion vermutlich eines neuartigen Torpedos an Bord des „Oscar II“- U-Bootes „Kursk“ mit dem Untergang des U-Bootes und seiner gesamten 108 Mann starken Besatzung am 12.08.2000 in der Barentssee.

Quellen:


Verzögerungen im Zulauf der neuen französischen SSN der „Barracuda“-Klasse

Anfang Oktober 2014 wurden im Rahmen der Beratungen zum französischen Verteidigungshalt 2014 mit einem Gesamtumfang von 31,4 Mrd. Euro Einzelheiten auch zu den weiteren Rüstungsvorhaben für die französische Marine bekannt. Für das bereits laufende Programm der neuen sechs SSN der „Barracuda“-Klasse ergeben sich danach Verzögerungen beim Zulauf der weiteren U-Boote nach der für 2017 angekündigten Indienststellung des Typ-Bootes, der „Suffren“.

Die französische Marine betreibt bekanntlich seit 2001 nur noch nuklear angetriebene U-Boote, obwohl die französische Werftindustrie weiterhin im Exportgeschäft noch konventionelle U-Boote baut. Die französische U-Bootwaffe besteht zur Zeit aus den 4 SSBN der „Le Triomphant“-Klasse mit je 16 SLBM des Typ „M51“ als Träger der französischen nuklearen Abschreckungsfähigkeit an Bord, sowie 6 SSN der „Rubis“-Klasse. Diese getaucht nicht einmal 3.000 t verdrängenden, sechs SSN sind zwischen 1982 und 1994 (die letzten beiden SSN noch als „Amethyste“-Klasse bezeichnet) in Dienst gestellt worden. Die vier, rund 14.000 t getaucht verdrängenden SSBN wurden zwischen 1997 und 2010 in Dienst gestellt. Für die älteren SSN ist dann mit der Staatswerft DCNS in 2006 ein Nachfolgeprogramm für insgesamt 6 neue SSN vereinbart worden, das mindestens 8 Mrd. Euro Entwicklungs- und Baukosten umfassen dürfte.

Am 19.12.2007 wurde dann mit der Suffren das erste SSN auf Kiel gelegt, die Duguay-Trouin folgte am 26.06.2009 und die Tourville am 28.06.2011. Mit dem Haushaltsplan für 2014 ist nun auch der Bau des 4. SSN, der Dupetit-Trouin gebilligt, nach dem sich dieser Auftrag schon um ein Jahr hinausgezögert hatte. Gleichzeitig wurde aber auch bekannt, das sich der geplante Zulauf der SSN nach der Suffren um mindestens drei Jahre verschieben wird, d.h. SSN Nr. 2 nicht vor 2020, SSN Nr. 3 nicht vor 2023 und SSN Nr. 4 nicht vor 2026. Auch die letzten beiden SSN dieses Beschaffungsprogramms, die Duquesne und die De Grasse dürften dann von ursprünglich angekündigt 2025, bzw. 2027, um ebenfalls erst nach Jahren der Verzögerung in Dienst gestellt werden.

Die SSN der „Barracuda“-Klasse werden mit getaucht rund 5.000 t Verdrängung, 99 m Länge und 8,8 m Breite erheblich größer als ihre Vorgänger-SSN werden, sind als nuklear angetriebene U-Boote aber immer noch deutlich kleiner als die vergleichbaren SSN/ SSGN der US Navy, Royal Navy und russischen Marine. Die Bewaffnung wird aus bis zu 18 Torpedos und neuartigen Land Attack Cruise Missile des Typs „Navy Scalp“ mit einer Reichweite von bis zu 1.000 km bestehen, alle aus den 4 Torpedorohren 53,3 cm zu verschießen. Die neuen französischen SSN werden damit zu echten SSGN. Die Besatzung eines französischen SSN soll nur 60 Soldaten umfassen.

Quellen:

Gelungener Werbegag mit einem U-Boot

Am Morgen des 01.10.2013 sorgte ein herrlicher Werbegag für weltweite Aufmerksamkeit: Mitten in Mailand, in der Via dei Mercanti, nicht weit vom Mailänder Dom, schien gerade ein U-Boot mit der seltsamen Seitennummer „#L1F3“ durchs Pflaster aufgetaucht zu sein, Matrosen kletterten aus dem Turm, Rettungskräfte eilten herbei und ein Verkehrschaos entwickelte sich in der Folge. Die Seitennummer verriet aber den Verursacher des „verirrten“ U-Bootes: Mit dieser zweifellos gelungenen, weil bislang noch nie erlebten PR-Aktion wollte die italienische Niederlassung des großen Versicherungsunternehmen „Europ Assistance Group“, einer 100%igen Tochter der bekannten „Generali“ Versicherung, für ihre „Protect your Life“ Kampagne Werbung machen. Fazit: Einzigartige Bilder.
p319_1_00

Quellen:

Bilder und Filme bei Reuters, Barcroft und YouTube.