Kapitel 14 und 15

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Kapitel 14

Die Sammlung SM U 9

SM U 9 unter Otto Weddigen war ein sehr berühmtes Boot. Im September 1914 versenkte das Boot innerhalb einer Stunde drei englische Schlachtkreuzer. Das überzeugte die – vorher noch kritische – Marineleitung von der Effektivität von U-Booten, die man vorher noch nicht so ernst genommen hatte.

SM U 9 war eines der ersten Petroleum-Boote und wurde ausgemustert. Weddigen übernahm SM U 29, die Besatzung SM U 9 erhielt Erinnerungsstücke von ihrem Boot, das dann verschrottet wurde, auch Stücke, die aus dem Nachlaß Weddigen stammten, nachdem er mit SM U 29 gefallen war. Alle diese Stücke hielten sie hoch in Ehren, als die Bordgemeinschaft sich nach dem Kriege so ab 1925 jährlich traf.

Sie machten aus, daß das Stück eines jeden, der starb, an die Gemeinschaft zurückgegeben werden sollte. Leider ist das nicht in allen Fällen geschehen, einige Stücke wurden doch von Hinterbliebenen verkauft. Ich hatte noch die Freude, einige Senior-Kameraden kennenzulernen und ihnen meine Arbeit mit dem U-Boot-Archiv und – Museum nahe zu bringen.

Sie fassten den Entschluss, daß nach dem Tode eines SM U 9 Kameraden seine Stücke an die Verbliebenen über-geben werden sollten, so daß der letzte noch Lebende dann bis zu seinem Lebensende im Besitz aller Stücke war; nach seinem Hinscheiden sollte dann alles an das U-Boot-Archiv übergeben werden. Da ich mit den Kameraden die letzte Zeit Kontakt hatte, ergab sich für mich auch schon ein Kontakt zu den so wertvollen Stücken. Der letzte Überlebende von SM U-9 war Hannes Geist, der 1984 95-jährig starb.

Mit ihm hatte ich seit 1978 freundschaftlichen Kontakt. Er wohnte in Mannheim, und immer, wenn ich im Raum Frankfurt-Mannheim-Heidelberg zu tun hatte, besuchte ich ihn.

Heute sind in der Vitrine im, Weddigen-Raum‘ nicht nur die wertvollen materiellen Stücke, – ich habe oft das Gefühl, daß die Seelen derer, die von dem Boot SM U-9 mit den Stücken verbunden waren, um sie herum in der Nähe sind und sie betreuen.


Kapitel 15

Arnauld de la Périère SM U 35 und SM U 139

Im Oktober 1985 besuchte die Nichte des berühmtesten und erfolgreichsten Kommandanten aller Zeiten Lothar von Arnauld de la Périère, Frau Gabriele von Arnauld das U-Boot-Archiv, um über ihren Onkel zu recherchieren. Sie wollte über ihn ein Buch schreiben.

p024_1_00Als sie sah, wie viel Material hier vorlag, war sie überrascht, und kam zu dem Ergebnis, daß ein Tag nicht ausreichen würde, wie sie es ursprünglich nach ihren Erfahrungen in anderen Archiven annahm. Sie kam dann im März 1986 wieder, um weiteres Quellen-Studium zu betreiben.

Zum dritten Mal kam sie am 30.07.1986, brachte einige wertvolle Stücke ( im Museum ausgestellt ) mit und gab als Begründung an, daß ihre Verwandten ihr ausgeredet hätten, das Buch zu schreiben, – das läse ja doch niemand – und wer interessiert sich heute noch für so etwas….. Diese Einstellung ihrer Familie habe sie dazu gebracht, die U-Boot-Erinnerungsstücke ihres Onkels mitzubringen und der Museumsabteilung des U-Boot-Archives zu schenken. Das war für das Museum ein Gewinn, – für die U-Boots-Literatur ein herber Verlust.

Daß das Buch der Frau Gabriele v. Arnauld über ihren Onkel gut geworden wäre, ist sicher, – ihr Buch über Prinz Heinrich von Preußen bezeugt ihre Fähigkeit, Fachbiographien zu verfassen.

Natürlich war die Ansicht der Familie vollkommen irrig: Es ist ein Phänomen, aber das Interesse an allem, was mit U-Booten zusammenhängt, lässt nicht nach, sondern nimmt immer mehr zu, – auch gegenüber den Booten und Männern der Kaiserlichen Marine. Übrigens schrieb Frau von Arnauld in unser Gästebuch:

„Seit 12 Jahren recherchiere ich in allen möglichen Archiven, – nirgends fand ich so viel Material über meinen Onkel und seine Boote wie hier – Danke!“

 

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