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Abgabe von U-206A an Kolumbien

Am 28.08.2012 wurden beim Marinearsenal Kiel in einer feierlichen Zeremonie die seit 31.03.2011 außer Dienst gestellten beiden Typ 206A U-Boote der Deutschen Marine U 23 (S-172) und U 24 (S-173) von der Marine Kolumbien übernommen und als ARC Intrépido (ex U 23) und ARC Indomable (ex U 24) in Dienst gestellt. Die kolumbianische Marine wird zudem zwei weitere der außer Dienst gestellten Typ 206A U-Boote zur Nutzung als Materialreserve in Kolumbien übernommen, wobei die entsprechende Auswahl unter den 4 dafür verbliebenen U-Boote (U 15 bis U 18) dazu noch abgeschlossen werden muss, obwohl dafür eigentlich nur die noch im Kieler Arsenal aufgelegten U 16 und U 18 in Frage kommen dürften. Die Boote sollen an Bord eines Spezialschiffes nach Kolumbien in den dortigen U-Bootstützpunkt Cartagena de Indias an der kolumbianischen Karibik-Küste gebracht werden. Vor der Überführung nach Kolumbien werden die U-Boote noch für den Einsatz in tropischen Gewässern nachgerüstet, hierzu ist mit HDW in Kiel ein entsprechender Vertrag vorgesehen.

Die Marine Kolumbiens hat zur Zeit 4 U-Boote in ihrem Bestand, neben zwei in Italien gebauten 70 to Kleinst-U-Booten ( Intrépido/SS-20 und Indomable/ SS-21, seit 1972 im Bestand) zwei deutsche Export-U-Boote des Typ 209 (ARC Pijao/ SS-28 und ARC Tyrona/ SS-29), die 1972-75 bei HDW in Kiel gebaut wurden. Die Pijao ist seit 18.04.1975 in Dienst und die Tyrona seit 16.07.1975, beide Boote wurden 1990-91 bei HDW modernisiert. Mit der Übernahme der Namen Intrépido und Indomable durch die nun übernommenen Typ 206A U-Boote dürften die beiden alten Kleinst-U-Boote gleichen Namens wohl außer Dienst gestellt werden.

Die nun erfolgte Abgabe von 4 der bis 2010 insgesamt noch 6 von der Deutschen Marine betriebenen Typ 206A U-Boote an Kolumbien ist wieder Bewegung in das Schicksal der letzten verbliebenen U-Boote dieser Klasse gekommen. Deren ursprünglich noch bis 2016-2018 geplante Betriebszeit war bekanntlich überraschend im Juni 2010 zur unmittelbaren Beendigung angekündigt worden und die 6 U-Boote absolvierten dann am 30.10.2010 in der Eckernförder Bucht eine feierliche letzte Formationsfahrt, bevor sie dann in zwei Tranchen endgültig außer Dienst gestellt wurden, und zwar U 15 und U 17 am 14.12.2010 und U 16, U 18, U 23 und U 24 am 31.03.2011. Die Boote gingen aber nicht in die sofortige Verwertung, sondern wurden in einem Zustand erhalten, der weitere Verkaufsverhandlungen ermöglichen sollte, unter anderem gab es ja seit einigen Jahren schon entsprechende Gespräche mit Thailand. So wurde U 15 und U 17 nach Wilhelmshaven gebracht und dort vorläufig eingemottet, während die vier anderen U-Boote in Kiel verblieben, um sie dort für evtl. doch schneller zustande kommende Verkäufe in einem noch fahrtbereiten Zustand zu halten.

Der nun zustande gekommene Abschluss mit Kolumbien war allgemein überraschend, denn die hauptsächliche Aufmerksamkeit galt eigentlich möglichen Fortschritten in den Verhandlungen mit Thailand. Mit dem Kolumbien-Deal scheint die Saga des möglichen Verkaufs der 6 letzten Typ 206A U-Boote an Thailand wohl für immer eine solche zu bleiben. Zwar gibt es dazu ab und zu irgendwelche Äußerungen aus Thailand, die ein unverändertes Interesse demonstrieren sollen, tatsächlich kann das Vorhaben wohl aber als beendet betrachtet werden, zumal der Beschluss des thailändischen Kabinett von März 2011 bislang keinerlei Änderung erfahren hat, wonach die Beschaffung dieser Boote bis auf Weiteres auf Eis gelegt wurde. Wir hatten hierzu in unseren Strandgut-Ausgaben vom März 2011 und Februar 2012 berichtet.

Quellen:

Diskussionen um Typ 209 U-Boote für Ägypten

Anfang September 2012 kam es zu einen größeren Medienecho, als eine Stellungnahme des gerade zum neuen Oberbefehlshaber der Ägyptischen Marine ernannten Konteradmiral Osama Ahmed el-Gendy v. 31.08.2012 aufgenommen wurde, wonach es zu einem Vertrag zwischen Ägypten und HDW in Kiel gekommen sei, der den Bau und die Lieferung von zwei U-Boote des Typ 209 vorsieht. Bislang hat es noch keine offizielle Bestätigung dafür gegeben, ob diese U-Boote mit außenluftunabhängigem Antrieb ausgestattet sein werden. Seit Ende der 1960er Jahre ist der Typ 209 in seinen unterschiedlichen Versionen ein Export-Schlager der deutschen U-Bootindustrie, von denen inzwischen 60 Einheiten in 13 Länder verkauft wurden und sowohl in Deutschland als auch unter Lizenz auf Werften der Empfängerländer.

Die Medien griffen die Stellungnahme des ägyptischen Admirals auch deshalb auf, weil es vor allem in Israel zu heftigen Reaktionen kam, angeblich soll sogar durch die israelische Regierung Beschwerde über diesen Kauf bei der Bundesregierung erhoben worden sein. So wurden israelische Regierungskreise zitiert, die sagten, man sei „darüber sehr besorgt. Das Ägypten von heute ist ein anderes Ägypten als unter Präsident Hosni Mubarak.“ Nach weiteren Meldungen soll die Bundesregierung Israel zugesichert haben, die U-Boot-Lieferung im Bundessicher-heitsrat erneut zu überprüfen, falls sich Ägypten unter seinen der Moslembruderschaft angehörenden Präsidenten Mohammed Mursi Israel gegenüber „feindselig“ zeige. Dem gegenüber wird der deutsche Verteidigungsminister Thomas de Maizière zitiert, dass „kein Land der Welt ein Vetorecht gegenüber Entscheidungen der Bundesregierung habe“.

Israel selbst ist ein Empfänger deutscher U-Boot Exporte. Nach dem Bau bei HDW und TSNW von insgesamt drei U-Booten der „Dolphin“-Klasse, (basiert auf dem Export Typ 209) in den Jahren 1992-1999 erfolgte ab 2007 der Bau eines vierten und fünften U-Bootes dieser Klasse, allerdings größer und mit außenluftunabhängigem Antrieb und deshalb als „Dolphin II“-Klasse bezeichnet, von denen das erste Ende dieses Jahres zulaufen soll. Um den Bau eines sechsten U-Bootes der „Dolphin“-Klasse (drittes U-Boot der „Dolphin II“-Klasse) bei HDW mit geplantem Zulauf in 2017 und dessen Finanzierung hat es in 2011 erhebliche Medienaufmerksamkeit gegeben, wir hatten dazu in unserem Strandgut September 2011, Dezember 2011 und Januar 2012 berichtet. Israel sieht nun seinen waffentechnischen Vorsprung in der Region durch die mögliche Lieferung von Typ 209 U-Booten an Ägypten gefährdet.

Die Angelegenheit scheint inzwischen aber wieder in ruhiges Fahrwasser gelangt zu sein, zumal es dazu wohl auch direkte Kontakte zwischen Bundeskanzlerin Merkel und Israels Ministerpräsident Netanjahu gegeben habe.

Waffenlieferungen an Ägypten sind seit Jahrzehnten vor dem Hintergrund des Nahostkonfliktes ein heikles Thema und haben wiederholt erhebliche Änderungen in der Grundeinstellung seitens potentieller Exporteure erlebt, und so finden sich im Arsenal der ägyptischen Streitkräfte sowohl Waffen der ehemaligen Sowjetunion und des heutigen Russlands, als auch der USA. Ende der 1990er Jahre zerschlugen sich auch bereits sehr fortgeschrittene Verhandlungen mit den Niederlanden zur Übernahme der dort betriebenen U-Boote Tigerhaai und Zwaardvis.

Die rund 16.000 Soldaten umfassende Marine Ägyptens hat offiziell immer noch U-Boote in ihrem Bestand, allerdings müssen erhebliche Fragezeichen hinter deren Einsatzbereitschaft gesetzt werden, obwohl Admiral Ahmed el-Gendy Ende August 2012 die „volle Einsatzbereitschaft“ seiner U-Boote unterstrichen habe. 1982 und 1984 hatte die Marine in zwei Tranchen aus China je zwei U-Boote der in China seit 1962 mit über 100 Exemplaren gebauten, diesel-elektrischen U-Boote der sowjetischen Romeo-Klasse erhalten und diese im Mai 1984 in Dienst gestellt. Die vier U-Boote wurden dann zwischen 1992 und 1998 noch einmal modernisiert. Die unter rund 1.700 t verdrängenden U-Boote sollen neben ihrer Torpedobewaffnung inzwischen auch mit Sub-Harpoon Anti-Schiff-Flugkörpern ausgestattet sein.

Quellen:

Seit über 150 Jahren U-Boot Bau bei HDW und deren Vorgänger

1851 wurde durch den Ingenieur August Ferdinand Howaldt in Kiel erstmalig in Deutschland ein kleines Experimental U-Boot, der „Brandtaucher“, gebaut, der heute im Militärmuseum in Dresden ausgestellt ist. Zwar kam es 1897 durch Howaldt zum Bau eines weiteren Versuchs-U-Bootes, der dann ab 1905 beginnende Bau von U-Booten erfolgte aber auf anderen Werften, besonders auf der Kieler Nachbarwerft, der Germaniawerft von Friedrich Krupp. Mit ihrem umfangreichen U-Bootbau für die Kaiserliche Marine und Kriegsmarine, wird die Germaniawerft bei der Darstellung des U-Bootbaus in Kiel oft mit dem militärischen Schiffbau bei Howaldt verwechselt, zudem ist die Germaniawerft nach Ende des Zweiten Weltkrieges 1945 geschlossen worden.

Mit zivilem (ab 1865) und militärischem Schiffbau (nach Gründung des Deutschen Reiches 1871) wurde die Howaldtwerft, seit 1968 aus den Hamburger und Kieler Howaldtswerken sowie der Deutschen Werft in Hamburg zu „Howaldt Deutsche Werke AG/ HDW“ fusioniert und seit 2005 zum ThyssenKrupp Schiffbaukonzern gehörend, in der Folgezeit zu einer der großen deutschen Werften, die bis heute rund 1.500 Handels-, Spezial- und Kriegsschiffe gebaut hat.

Mit dem Ende des Baus von größeren Handels- und Passagierschiffen nach 2002 liegt der Schwerpunkt der Beschäftigung bei HDW heute im militärischen Schiffbau und zugehörigen technischen Entwicklungen. In dieser Sparte des Schiffbaus war Howaldt lange ein bedeutender Konstrukteur und Bauer von Überwasserkriegsschiffen für die Kaiserliche Marine, die Kriegsmarine und die Marine der Bundesrepublik Deutschland.

Der serienmäßige Bau von U-Booten bei Howaldt/ HDW begann in seinen damaligen Firmenformen Howaldt (in Kiel und Hamburg) und Kriegsmarinewerft (Kiel) erst ab 1935 mit der Produktion von U-Booten der Typen II A, II C, II D und VII C sowie dem Bau eines Prototyps des Klein-U-Bootes von Typ „Seehund“, hat aber seine für die Werft heute so dominierende Rolle des U-Bootbaus erst nach dem Zweiten Weltkrieg 1961 mit dem Bau von SM U 1 für die Marine der Bundesrepublik Deutschland übernommen. In Zusammenarbeit mit den Emdener Nordseewerken sind danach bis heute über 100 U-Boote für die Deutsche und andere Marinen gebaut worden oder deren Lizenz-Bau auf ausländischen Werften unterstützt worden.

Die Werft mit ihren heute rund 2.000 Mitarbeitern hat sich damit weltweit zu einer der führenden Weften im konventionellen U-Bootbau entwickelt und ist mit der Konstruktion von U-Booten mit außenluftunabhängigem Antrieb seit Ende der 1990er Jahre zu einem Marktführer in diesem Segment des Marineschiffbaus geworden.

Gegenwärtig sind in Kiel das fünfte und sechste U-Boot der Klasse 212A für die Deutsche Marine sowie das fünfte und sechste U-Boot des Typs Dolphin II (formal noch modifizierte Export-Klasse 209, tatsächlich aber stark an Typ 212A/ Export Typ 214 angelehnt) für die Marine Israels im Bau. Dazu wird demnächst der Baubeginn für die beiden Typ 209 U-Boote für Ägypten (siehe oben) erwartet, sofern die politischen Rahmenbedingungen dies weiter ermöglichen. Weiterhin wird der Lizenzbau des Exporttyps 214 in Griechenland (5 Einheiten), Südkorea (6 Einheiten) und der Türkei (6 Einheiten) unterstützt, nachdem in 2010 in Kiel das erste der Typ 214 U-Boote für Griechenland in Dienst gestellt werden konnte und die beiden U-Boote des gleichen Typs (offiziell noch als Typ 209PN bezeichnet) in Kiel von der portugiesischen Marine übernommen worden sind.

Quellen: