Blüm/Poppe

Home / Blüm/Poppe

Blüm, Jörg ; Poppe, Joachim: Versenkte Jugend: Erinnerungen eines deutschen U-Boot-Fahrers auf U 269 (Books on Demand; 3. Auflage, 5. April 2016, 128 Seiten, ISBN: 3-7347-797-23)

Buchbesprechung von Dr. Jutta Baberg

Es sind so viele Erinnerungen ehemaliger Kriegsteilnehmer auf dem Markt, dass man kaum weiß, welches Schriftwerk sich abhebt und sich zu lesen lohnt. Ich glaube, sagen zu können, dass ich ein besonderes Buch gefunden habe.

Mit dem vorliegenden Werk wollen der Sohn Willi Blüms und der Neffe Ludwig Jabureks die Erinnerung an ihren Vater und an ihren Onkel, beide als U-Boot-Fahrer auf U 269 gefahren, wach halten, und das ist ihnen meiner Meinung nach bestens gelungen.

Das Buch ist (nicht ohne Augenzwinkern) aus der Sicht Willi Blüms geschrieben. Sein Jargon ist der Epoche angepasst und lässt den Leser in die damalige Zeit eintauchen.

Es ist die lebendige Schilderung des Lebens an Bord des VII C-Bootes U 269, mit menschlichen Höhen und Tiefen, ohne Heldenpathos oder Propagandareden.

Man erlebt die Stimmung an Bord bei Alarm ebenso anschaulich mit, wie die Scherze und Späße, die sich immer wieder Bahn brechen und die andauernde Anspannung der Kameraden lösen.

Auch das „Leben in der Garnison“ ist so humorvoll beschrieben, dass der Leser sich bildlich vorstellen kann, wie sich die jungen Leute von den erlittenen Strapazen der absolvierten Feindfahrt erholten.

Der fachkundige Leser ist angenehm überrascht, dass alle Angaben, wie Kameradenboote, Namen der Kommandanten, Marine-Planquadrate, U-Boot-Rudel usw. sehr exakt sind, und auch der zeitliche Ablauf  mit den Daten der historischen Forschung übereinstimmt.

Sehr eindrucksvoll ist die Geschichte der Versenkung von U 269 durch die englische Fregatte HMS Bickerton beschrieben und die kameradschaftliche Aufnahme der Crew durch die englischen Seeleute. Die Ausführungen über englische Verhörmethoden, deutsche Verräter und Überläufer lesen sich sachlich und ohne irgendwie geartete tendenziöse Einfärbung.

Ebenso wie der Bericht über die Kriegsgefangenschaft in den USA und in England neutral und sehr aufschlussreich ist.

Zurück in Deutschland hat Willi Blüm, wie die meisten der überlebenden U-Bootfahrer, seinen Weg gemacht und auch ohne Uniform etwas geleistet, aus eigenem Antrieb und durch Fleiß.

Der Anhang des Buches ist sehr umfangreich und ebenfalls sehr interessant. Viele Dokumente und viele schöne Fotos belegen die erzählte Geschichte Willi Blüms, das Schicksal Ludwig Jabureks und Bertram Kaysers.

Fazit:

Das vorliegende Buch hat mir sehr gut gefallen und mich so gefesselt, dass ich es nach dem Anlesen nicht mehr aus der Hand legen konnte.

Auch für Nicht-U-Bootfahrer ist es zu empfehlen, gibt es doch auf neutrale Art das Leben auf einem Boot in Kriegszeiten humorvoll aufgelockert wieder.

Und für alle, die mit der Marinesprache nicht zurechtkommen: ein ausführliches Glossar erklärt den Landratten alle verwendeten seemännischen Ausdrücke.